Frankreich will Jugend vor Cannabis schützen

Umstrittenes Kraut.

Früher waren Drogenkosumenten Kriminelle, dann Süchtige, dann Kranke und schliesslich „Klienten“, sofern sie sich therapeutisch behandeln liessen. Nun scheint das Pendel wieder zurückzuschlagen. In Frankreich noch deutlicher als in der Schweiz.

Der Versuch einer starken Lobby von „Drogenfachleuten“, den Konsum von bislang illegalen Drogen straffrei zu erklären und damit auf die Stufe der legalen Drogen wie Alkohol und Tabak zu stellen, ist im vergangenen Jahr im Schweizer Parlament gescheitert. Immer mehr hatte sich zuvor die Einsicht breit gemacht, dass den Beschwörungen, Cannabis sei ein harmloses Genussmittel, doch nicht zu trauen sei.

Kampagne lanciert

Auch die französische Regierung wollte noch vor Kurzem das Rauschmittelgesetz liberalisieren, das den Konsum von weichen Drogen unter Strafe stellt. Denn nur noch jeder 12. von 70.000 Erwischten kann noch zur Rechenschaft gezogen werden. Es kam nicht mehr dazu. Im Gegenteil: Diesen Monat hat die Regierung eine Öffentlichkeitskampagne lanciert, welche die Risiken des Cannabis-Konsums beschwört und die Jugend zum Ausstieg motivierten will. Für Aussteigewillige wurde landesweit eine Rufnummer eingerichtet, auf der Fachleute Ratschläge erteilen. Auch die Eltern gefährdeter Jugendlicher sollen mit der Kampagne erreicht werden.

Gesundheitliche Risiken

Um den Streit zwischen Vertretern des Laixismus und Befürwortern einer verstärkten Repression zu beenden, versprach Gesundheitsminister Douste-Blazy, für mehr Transparanz der Risiken zu sorgen. Diese sind am Steigen, weil die Einsteiger immer jünger sind und der Stoff immer härter wird. Die heutigen Joints sind 5 Mal konzentrierter in ihrem DHC-Gehalt als vor 30 Jahren. 10 bis 15 Prozent der regelmässigen Konsumenten (in Frankreich 850.000) gelten heute als abhängig. Als Symptome gelten körperliche und geistige Müdigkeit, Passivität., Verlust der Lernfähigkeit, Neigung zum Rückzug auf sich selbst, Desinteresse an der Umgebung und Angstzustände, wie die NZZ am Sonntag am 13. Februar in einem Bericht festhält. Lehrer beklagten sich über bekiffte Schüler, die den ganzen Tag teilnahmslos herumhängen. Nach medizinischem Befund ist die Gefahr der Erkrankung der Atemwege und des Herz-Kreislauf-Systems grösser als bei Tabak. Bei Heranwachsenden bestehe ein hohes Risiko zur Entwicklung von Schizophrenie.

Gefahren des Cannabis-Konsums unterschätzt

Die Zahl der wegen Haschisch-Abhängigkeit bei der nationalen Beratungsstelle „Confluences“ Rat Suchenden hat sich in vier Jahren auf über 10.500 vervierfacht. Die Psychiaterin Dominique Monchablon räumt freimütig ein, dass man die Gefahren des Cannabis-Konsums bislang unterschätzt habe: „Es galt als politisch unkorrekt, darüber zu sprechen.“ Dabei hätten Leute wie der amerikanische Toxikologe Carlton Turner schon vor 20 Jahren festgestellt: „Es gibt keine Droge, die so lange im Körper verbleibt und die jedes Organ, jede Zelle so angreift wie Cannabis.“

Datum: 21.02.2005
Autor: Fritz Imhof
Quelle: SSF

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service