Der zentrale Lebenswert: Gesundheit?

«Gesundheit um jeden Preis hat aber nichts mit Gottes Plan zu tun.»

Wer gesund und munter ist, darf sich glücklich schätzen. Etwas Besseres kann man sich doch nicht wünschen, als eine gute Gesundheit. Tatsächlich? Und was ist, wenn jemand plötzlich schwer krank wird?

Der Begriff Gesundheit muss nicht weiter definiert werden. Wir wissen, wann wir gesund sind und wann etwas mit uns nicht stimmt. Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Unpässlichkeit im Magen, eine kleine Verbrennung am Finger oder ähnliche Bagatellen melden uns: «Jetzt stimmt mit mir was nicht, es ist nicht so, wie es sein müsste!» Wenn ein Glied leidet, leiden alle mit, das wissen wir – kurz: Ein kleines Leiden kann uns die ganze Lebensfreude nehmen.

Neben den vorübergehenden Leiden gibt es auch die grossen Schreckgespenster wie Aids, Krebs, Alzheimer, Herzinfarkt, Parkinson, Hirnschlag, MS. Wir leben gerne im Glauben: Mich trifft sowas nicht! Wir schieben die Möglichkeit, krank zu werden, weit von uns. Wir betrachten Gesundsein als normal und machen uns wenig Gedanken darüber.

Krank gleich ausgegrenzt

«Zwischen Beat und Ruth ist Schweigen eingekehrt. Nicht weil sie sich nichts mehr zu sagen hätten, sondern weil das, was sie sagen könnten, gegen das, was ist, nichts mehr ausrichten kann. Gegen Ruths Krebs.» Mit diesen Worten lädt eine Selbsthilfegruppe Krebspatienten ein. Die Kranken gruppieren sich und suchen eine gemeinsame Sprache. Wer nicht mehr gesund ist, gehört nicht mehr dazu. In unserer Gesellschaft ist Fit-, Schön-, Schlank- und Gesundsein gefragt. Alles andere scheint unattraktiv.

Ja, wer will schon krank sein! Gesundheit ist ein zentraler Lebenswert, der Leben, wirkliches Leben, erst möglich macht. Solange wir gesund und kräftig sind, kann uns nichts und niemand am Leben hindern. Gesundheit aber ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Sie ist Geschenk und Verantwortung.

Die Sicht fürs Ganze

Die Gesundheit täglich als Geschenk Gottes annehmen, hilft erkennen, dass auch Krankheit mit Gottes Liebe und Güte zusammenzubringen ist. Ihm liegen unser Wohl und unser Seelenheil am Herzen. Er hat, im Gegensatz zu uns, die Sicht fürs Ganze, nämlich auch fürs Ewige und nicht nur fürs Zeitliche.

Soziales Phänomen

Wenn wir die Entwicklung im Gesundheitswesen beobachten, stellen wir fest, dass es zu einem erstrangigen Wirtschaftsfaktor und zum gesellschaftlichen Sorgenkind geworden ist. Betrug der Anteil der Gesundheitskosten am Bruttoinlandprodukt in der Schweiz 1960 noch 4,9 Prozent, waren es 2000 bereits 10,7 Prozent. Der Kostenanstieg im Gesundheitswesen ist also nichts Neues.

Es ist ein soziales Phänomen, das alle Akteure und ihr jeweiliges Verhalten umfasst: Patienten, Leistungserbringer, Krankenversicherer und Politiker. Jeder gehört in eine dieser Kategorien und ist damit in die Verantwortung gestellt.

Verantwortlich leben

100-Jährige werden von Journalisten gerne nach ihrer Lebensweise gefragt, denn wer möchte nicht das Geheimnis eines langen, gesunden Lebens ergründen! Oft kommen dann ähnliche Antworten: «Mass halten in allem – einfaches Leben – genügsam und zufrieden sein.»
Das sind nicht sehr moderne Töne. Wer will schon Mass halten! Das tönt nach Verzicht, nach passen, wenn andere prassen. In unserer Multioptionsgesellschaft mit dem schier unbegrenzten Angebot ist es eine Kunst, genügsam zu sein.

Auch bezüglich unserer Kräfte leben wir oft unverantwortlich und risikoreich. Wir blenden völlig aus, dass wir die Gesundheit von einer Minute auf die andere durch Unfall oder Krankheit verlieren können. Wir machen immer weiter – ausser, wir haben begriffen, worum es geht.

Massvoll leben

Wäre es wohl sinnvoll, auf die 100-Jährigen zu hören? Schon Paulus hat dem Masshalten das Wort gesprochen. Massvoll Sport, massvolle Körperpflege, massvoll essen und trinken, massvoll schlafen, massvoll arbeiten. Wann aber ist «massvoll» und wann ist das Mass übervoll? Diese Frage müssen wir uns immer wieder stellen, sie vielleicht auch mit Freunden diskutieren. Dabei merken wir bald, dass «massvoll» nicht für jeden das gleiche bedeutet.

Unsere Kräfte sind verschieden. Darum liegt es auf der Hand, dass wir auch unterschiedliche Massstäbe haben. Was für uns persönlich gut und massvoll ist, müssen wir immer wieder vor Gott prüfen und in Eigenverantwortung entscheiden. Dazu gehört auch, auf unsere Partner und Freunde zu hören. Sie sehen, wie wir leben und haben vielleicht doch ab und zu Grund, uns den Mahnfinger zu zeigen.

Heil um jeden Preis

Die Gesundheit ist auch ein grosses Geschäft. Weil jeder sie um jeden Preis behalten will, lässt sich fast alles verkaufen, was Gesundheit garantiert. In jeder Zeitschrift werben Firmen mit Produkten und Angeboten, die Hilfe für alle Fälle garantieren. Wer gesundheitliche Probleme hat oder vermeiden möchte, spricht darauf an. Was aber, wenn gar nichts mehr hilft?
Eine Frau erzählt mir begeistert, wie ihr ein Naturheilarzt endlich bei ihrem Augenleiden helfen konnte. Er gab ihr Tropfen, die eine Heilung bewirkten. Die Schulmediziner konnten nur staunen.

Viele Menschen vertrauen sich in ihrer Not Wunderheilern an. In unserer Stadt war im Oktober eine Gesundheitsmesse, die grossen Zulauf fand. Ein Wunderheiler aus Deutschland wurde schon Wochen vorher angekündigt. Gesundheit um jeden Preis hat aber nichts mit Gottes Plan zu tun. Sein Wunsch ist nicht zuerst unser körperliches Heilsein, sondern das unserer Seele.

Gott tut Wunder

Als Gläubige müssen wir uns nicht Wunderheilern anvertrauen. Wir haben in Jesus den besten Arzt, den es überhaupt gibt. Viele haben durch Gebet, Handauflegen und Krankensalbung schon am eigenen Leib Wunder erlebt, die die Ärzte ebenfalls staunen liessen. Sicher sind wir als Gläubige im Falle einer Krankheit ganz besonders herausgefordert: Will Gott nun, dass wir beten und an Heilung glauben oder hat er mit uns allenfalls Krankheitszeit und Tod im Sinn? Glauben und beten wir zuwenig, wenn keine Heilung eintritt?

Wir kennen Gottes Plan in unserem Leben nicht. Viele Christen erlebten keine Heilung und starben an ihren Leiden. Wenn uns Krankheit trifft, wissen wir nicht, was Gott im Sinn hat. In jedem Fall dürfen wir getrost sein, denn Gottes Wege mit uns dienen so oder so zu unserem Besten (Römer 8,28). Auch wenn dieser Vers den Rahmen unseres Verstandes sprengt und uns im Ernstfall auch überfordert, ist er doch wahr. Diese Tatsache schliesst aber nicht aus, dass wir uns den Zusammenhang zwischen unserer Lebensweise und den gesundheitlichen Folgen immer wieder bewusst machen sollten.

Gesundheit im Alter

Als sich mein Vater mit 84 Jahren einer Hüftgelenkoperation unterziehen musste, sagte mir ein Arzt, dass der menschliche Körper eigentlich für 40 bis 50 und nicht für 80 bis 90 Lebensjahre gebaut sei. Auch wenn wir meist keine körperlich schweren Arbeiten mehr verrichten, so ist es doch ganz normal, dass im Alter gewisse gesundheitliche Probleme auftauchen. Diese Altersgebrechen sind vielleicht auch dazu da, dass wir bedenken, dass wir sterben müssen. Möge es uns geschenkt sein, dass wir dann den Blick von unseren Gebrechen abwenden und auf die Ewigkeit richten. Unsere Gesundheit hat letztlich keinen Bestand, aber unsere Seele lebt ewig. Hand aufs Herz: Tue ich für meine Seele ebenso viel wie für mein körperliches Wohlergehen?

Datum: 09.01.2004
Autor: Esther Reutimann
Quelle: Chrischona Magazin

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