Swasiland: Jeder Vierte trägt HIV-Virus in sich

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Weltgebetstag

Mbabane. Für die Jahreszeit war es im Enzulwini-Tal zwischen Mbabane und Manzini, den beiden Hauptorten des südafrikanischen Königreichs Swasiland, ungewöhnlich kalt: Regen und feuchte Nebelschwaden waberten durch das - wörtlich übersetzt - "Himmelstal" und liessen die Menschen an diesem Samstag morgen in ihren Hütten bleiben.

Nur einige hundert Jugendliche in leuchtend roten Trainingsanzügen oder T-Shirts zogen mit Transparenten aus allen Himmelsrichtungen zum Nationalstadion von Somhlolo, zur zentralen Solidaritätskundgebung des Welt-Aids-Tages 2002 in einem der am stärksten von der Seuche betroffenen Länder der Welt. Mehr als 25 Kilometer waren die überwiegend jungen Leute an diesem Morgen schon marschiert. Aber man müsse eben Anstrengungen auf sich nehmen, um wirklich dem letzten Bürger des Landes klarzumachen, wie ernst die Lage sei, erklärte einer ihrer Sprecher.

Zeitungen mit Todesanzeigen voll

Auch an diesem Morgen waren die drei Zeitungen des Landes - die "Times", die "Swazi News" und der "Observer" - wieder voll mit Todesanzeigen, bei denen die Fotos der jugendlichen Verstorbenen überdeutlich zeigten, dass hier Menschen von Afrikas Geissel Nr. 1, der Immunschwächekrankheit Aids, dahingerafft worden waren.

Aids ist längst zu einem Synonym für die grösste Katastrophe geworden, die der Schwarze Kontinent je durchlitt. Experten vertreten die Auffassung, dass Aids inzwischen sogar die Folgen der furchtbaren Epoche der Sklaverei in den Schatten stellt. Das Königreich Swasiland, der zweitkleinste Staat Afrikas, rangiert in der Liste der am stärksten durchseuchten Länder südlich der Sahara auf Platz zwei - nach Botswana und vor Namibia. Jeder vierte Einwohner trägt das tödliche HIV-Virus in sich.

"Keine Schande, sondern eine Krankheit"

Der Welt-Aids-Tag 2002 steht international unter dem Motto "Gegen Ausgrenzung und Diskriminierung". Und so bekannten sich die Teilnehmer beim nationalen Sternmarsch Swasilands auf ihren Transparenten einerseits zur Solidarität mit ihren aidskranken Mitbürgern, verlangten andererseits aber auch ein neues und verantwortungsvolles Sexualverhalten. "Warten - aufklären - wissen", stand auf einigen der Spruchbänder. Oder: "Es geht auch ohne Sex". Andere Slogans forderten einen bezahlbaren Zugang HIV-Kranker zu den für die meisten Afrikaner unerschwinglichen Retrovir-Medikamenten, die zwar die Krankheit nicht heilen, gleichwohl die Lebenserwartung der Infizierten drastisch erhöhen können.

Höhepunkt der Kundgebung war der bewegende Appell des Vertreters der Vereinigung "Menschen leben mit HIV und Aids", Vusi Matsebula, ihn und seinesgleichen nicht aus der Gesellschaft der Gesunden auszuschliessen und zu diskriminieren: "Gebt uns die Chance, ein normales Leben zu leben."

Vusi, selbst in einem fortgeschrittenen Stadium aidskrank, ist inzwischen so etwas wie der Chefaufklärer der Nation in Sachen HIV geworden. Unermüdlich zieht er durch die Dörfer und Schulen in dem kleinen Königreich, um über die Übertragungswege der tödlichen Seuche zu informieren und vor leichtfertigem Sexualverhalten zu warnen. Er ist optimistisch, dass immer mehr junge Leute seine Worte hören und ernst nehmen: "Die Todesanzeigen der Zeitungen sind meine stärksten Verbündeten", lächelt er bitter.

Moskau: Russisch-orthodoxe Kirche gedachte der Aids-Opfer

Die russisch-orthodoxe Kirche hat am Sonntag, dem Welt-Aids-Gedektag, bei einem Gebetsgottesdienst der Opfer der Epidemie gedacht; zugleich wurde für die Genesung der HIV-Infizierten und das Wohl ihrer Angehörigen gebetet. Der Gottesdienst wurde in der Dreifaltigkeitskirche in Moskau-Choroschewo gefeiert.

Im Anschluss an den Gottesdienst fand eine Konferenz über den Beitrag des Moskauer Patriarchats zum Kampf gegen die Ausbreitung der Immunschwächekrankheit statt. Die Konferenz wurde vom Aussenamt des Moskauer Patriarchats veranstaltet. Teilnehmer waren Priester und Laien der orthodoxen Kirche, die in der Aids-Vorbeugung und der Begleitung der Kranken engagiert sind, sowie Repräsentanten des russischen Gesundheitsministeriums und verschiedener UNO-Organisationen.

Welt-Aids-Tag

(ERF) Im Juni 1981 berichtete eine amerikanische Fachzeitschrift erstmals über seltene Krankheitsbilder bei homosexuellen Männern an der Ostküste der USA. Mit diesem Bericht und anderen, die bald darauf folgten, wurde die Welt auf Aids aufmerksam, ein Immunschwächesyndrom, das bis heute mehrere Millionen Menschenleben gefordert hat.

Michael Seelig hat sich als Drogensüchtiger vor 15 Jahren mit dem HIV-Virus infiziert. Obwohl die Symptome akut sind, ist bei ihm die Immunkrankheit Aids nie im vollen Masse ausgebrochen. Heute hat er eine eigene Familie und steht mitten im Berufsalltag und doch, ein dunkler Fleck in seinem Leben ist nicht wegzuwischen.

Zum Welt-Aids-Tag (1. Dezember) ein Gespräch mit Michael Seelig.

Audio-Beitrag

Datum: 03.12.2002
Quelle: Kipa

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