Männerkonferenz

Superman in der Krise

Männer zwischen Wunschdenken und Wirklichkeit. Darum ging es an einer Fachtagung in Langenthal. Eingeladen hatte die christliche Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik SGM Langenthal. Gibt es ein stilles Leiden bei vielen Männern?
Ruedi Josuran im Gespräch mit Gästen einer SGM-Fachtagung (Bild: Klinik SGM)
Hubert Annen
Noah Veraguth

50 Teilnehmende vor Ort im Parkhotel Langenthal und 70 Personen zu Hause am Bildschirm setzten sich mit Männerbildern und ihren Folgen auseinander. Zur Fachtagung eingeladen hatte die Klinik SGM Langenthal. «Männer tun sich schwer, etwas über ihr Herz zu sagen», hielt Klinik-CEO Nathan Keiser fest. Anforderungen in Beruf und Familie setzen Männer unter Druck. Die psychische Belastung nehme mit fortschreitendem Alter zu.

«Bin ich mir selber zu treu?», fragte Markus Theunert, Fachmann für Männer- und Geschlechterfragen. Männer seien wenig geübt im Zugang zu ihren Gefühlen. Oft hätte ihnen als Buben das verlässliche männliche Vorbild gefehlt. Die offenen Wunden der Väter und Grossväter seien an sie weitergegeben worden. «Selbstbewusst zu sein heisst, sich selbst bewusst zu sein: sorgfältig, selbstbestimmt und nachhaltig Mann sein», erklärte Theunert.

Krisen akzeptieren und Lösungen suchen

Hubert Annen, Dozent für Militärpsychologie und Militärpädagogik, ermutigte dazu, Krisen zu akzeptieren. «Wer zugibt, dass ihn etwas belastet, kann nach Lösungen suchen und Resilienz aufbauen.» Er zitierte einen US-Soldaten: «Ist doch klar, dass ich mentale Unterstützung in Anspruch nehme – das bin ich meinen Kameraden schuldig!» Und schliesslich verwies Annen auf die Kraft der Vergebung.

«Was die Welt im Innersten zusammenhält, ist die Liebe», führte Coach Hans-Jürgen Lenz aus. Er empfahl, wahrzunehmen, was man fühlt, und darüber zu reden. Ex-Fussballtrainer Hanspeter Latour betonte, dass sowohl intensiver Einsatz wie auch entspannte Begegnungen danach wichtig seien.

Eine Kultur, die Fehler zulässt

Thomas Beyeler, ehemaliger Kampfjetpilot der Schweizer Luftwaffe, betonte: «Wir brauchen eine Redlichkeitskultur (just culture), das heisst, eine Kultur, die Fehler zulässt.» Voraussetzung dazu sei eine Atmosphäre des Vertrauens.

Beyeler ist heute Geschäftsführer des Flugdienstes Mission Aviation Fellowship (MAF). Er nannte fünf Schritte, die gute Entscheidungen ermöglichen:

1. Kann ich es?

2. Ist es technisch möglich?

3. Lässt es das Umfeld zu?

4. Habe ich Optionen?

5. Gibt es Spielraum?

Als Beispiel nannte der dreifache Vater den Entschluss zur Ehe, den Männer oft lange vor sich herschieben würden.

Dass eine Beziehung Männer jedoch beflügeln kann, bestätigte Pegasus-Frontsänger Noah Veraguth. Mit seinem Lied «Better man» setzte er musikalisch den Schlusspunkt: «Ich war ein besserer Mann, als du noch zu mir gehörtest. Ich möchte mich entschuldigen – die Zeit vergeht, wir sollten die Chance nutzen. Hältst du wieder meine Hand und schaust in meine Augen? Ich war ein besserer Mann, als du noch zu mir gehörtest.»

Beim Apéro auf der Terrasse diskutierten die Anwesenden das Gehörte und setzten um, was Martin Buber definiert hatte: «Echtes Leben ist Begegnung.»

Der Termin für die nächste Fachtagung steht schon fest! Save the Date: 7. April 2022.

Dieser Artikel erschien zuerst im Magazin IDEA Schweiz.

Zum Thema:
SGM-Fachtagung: Wenn das Superman-Image zur Lebenskrise führt
Männerarbeit in der Schweiz: Livenet-Talk: Wie Männer ihre Berufung finden
Männerkonferenz: «Männer werden zu Bäumen, die im Sturm stehen»

Datum: 11.05.2021
Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: IDEA Schweiz

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service