Maskenzwang

Wozu sind sie eigentlich gut?

Noch sind die Schweizer vor ihr verschont, in Deutschland und Österreich herrscht bereits Maskenpflicht. Aber irgendwo sind Masken schon lange der Normalfall. Nur merken
Eine junge Frau mit einer Schutzmaske

wir es nicht.

Die kleinen weissen oder blauen Dinger vor dem Mund – irgendwie sind sie unheimlich. Man weiss nicht, ob die Person dahinter lacht oder weint oder Grimassen macht. Man kann sie auch für alles mögliche missbrauchen, sogar für einen Banküberfall, wie neulich in Österreich geschehen (Hände hoch oder ich huste…)

Wir tragen viele Masken

Jetzt mal im Ernst – die Coronamaske mag ein bisschen helfen. Aber sie erinnert vor allem daran, dass wir eigentlich alle professionelle Maskenträger sind, von Kindheit auf. «Wir tragen viele Masken und haben kein Gesicht. Wir sprechen eine Sprache, verstehn einander nicht. Wir leben in der Fülle und sind im Herzen leer. Wir sehnen uns nach Stille, ertragen sie nicht mehr», sang ein bekannter Liedermacher schon vor 50 Jahren.

Irgendwann in der Kindheit haben wir mal gelernt, dass das Leben einfacher ist, wenn wir nicht immer alles sagen, was wir denken. So lernen wir, unsere Gefühle und unsere Persönlichkeit hinter verschiedenen Masken zu verstecken – der Person, die wir jeweils den anderen zeigen. Wussten Sie, dass das Wort Person von «per-sonare» kommt? Das heisst «hindurchtönen», und die «Persona» war die Maske, die ein Schauspieler im alten Griechenland trug und durch die seine Stimme klang. Wie viele «Personen» haben Sie zur Auswahl, die Sie ihrer Umwelt vorführen?

Schutzfaktor 100?

Masken erleichtern den Umgang miteinander. Natürlich wäre es ziemlich schlimm, wenn wir immer sofort sagen würden, was uns in den Sinn kommt, ganz ungefiltert. Masken sollen mich und andere schützen. Darum tragen wir sie.

Das Problem ist nur: Wir können uns so an unsere Maske gewöhnen, dass wir nicht mehr wissen, wer wir wirklich sind. Weiss ich, wer ich bin? Ehrlich: Wenn ich in mich hineinsehe, schwindelt mir. Ich bin ein Abgrund. Widersprüchlich und faszinierend, logisch und irrational zugleich.

De-maskiert

Es gibt einen Ort und eine Instanz, wo ich tiefer gesehen, erkannt und verstanden bin als ich mich je selbst verstehen kann. «Der Mensch sieht, was vor Augen ist. Gott schaut das Herz an», ist einer der ungeschminkten Wahrheits-Sprüche der Bibel. Wir sehen einander – mit oder ohne Maske – nur bis ans Gesicht und sind in der Regel froh darüber.

Gleichzeitig sehnen wir uns danach, dass uns jemand kennt, wie wir wirklich sind – und uns deswegen nicht ablehnt. Wir sind jemand, unverwechselbar, einmalig. Wir wollen erkannt werden.

Ohne Schutz und ungefiltert

Aber es ist nicht einfach, wenn einem die Maske weggenommen wird. Man sieht sich so, wie man ist. Ohne Schutz; ungefiltert. Jeder, der es mit Gott zu tun bekommt, erlebt das. Am Anfang ist es eine unheimliche Erfahrung: jemandem zu begegnen, der sich von meinen Masken und meinen Spielchen nicht beeindrucken lässt. Auch nicht von meinen religiösen oder moralischen Spielchen. So war es, wenn man Jesus begegnete. Er durchschaut. Er «weiss, was im Menschen ist». Darum hassten ihn die einen, und darum liebten ihn die anderen. 

Wenn man Gott begegnet, wird man durchschaut. «Herr, du durchschaust und erforschst mich, du kennst mich. Seit meiner Geburt, ja schon vorher. Egal, wie und wo ich mich verstecke, du weisst es», hat schon vor 3000 Jahren ein Komponist sinngemäss gesagt (lesen sie Psalm 139 mal ganz). Das kann zuerst Angst machen. Aber dann ist es das Befreiendste, was einem passieren kann. 

Das Ende des «Masketing»

Gott nimmt uns erst mal die Masken ab. Und dann erklärt er uns: «Du, so wie du bist, bist du mir wichtig. Nicht, wer du warst. Nicht, wer du gern wärst. Nicht, wer du einmal vielleicht sein wirst. Nicht, was andere von dir denken. Und nicht, wovor du am meisten Angst hast. Ich kenne die Abgründe deines Wesens. Aber hier ist meine Hand, hier ist deine Chance.»

Diese Chance hat einen Namen. Wer sich Jesus zuwendet, wendet sich dem Licht zu und entscheidet sich für die Wahrheit. «Wir alle aber stehen mit unverhülltem Gesicht vor Gott und spiegeln seine Herrlichkeit wider» (2. Korinther-Brief, Kapitel 3, Vers 18), erklärte später Paulus, auch so einer, dem die fromme Maske vom Gesicht genommen wurde. Völlig erkannt zu werden, ist zuerst ungewohnt, manchmal schmerzhaft – aber das Beste, das uns passieren kann.

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Datum: 30.04.2020
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Jesus.ch

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