International Justice Mission

Menschenrechtsanwalt in Kenia ermordet

Willie Kimani (32) war ein kenianischer Anwalt. Zusammen mit der Menschenrechtsorganisation «International Justice Mission» unterstützte er arme Menschen gegen Gewalt und Polizeiwillkür. Seinen gewaltlosen Einsatz hat er jetzt mit dem Leben bezahlt.
Willie Kimani (32) war ein kenianischer Anwalt.
Die getöteten Männer: Josephat Mwenda, Willie Kimani und Fahrer Joseph Muiruri

Die International Justice Mission (IJM) hat das Motto: «Tausende retten. Millionen schützen. Recht für Arme durchsetzen.» Die christlich geprägte Organisation engagiert sich weltweit gegen Polizeigewalt, Menschenhandel, sexuelle und Arbeitssklaverei. Damit stellen sich ihre Vertreter oft genug gegen die Interessen mächtiger Gegner. So wie Willie Kimani aus Nairobi.

Entführt und ermordet

Am 23. Juni war Willie Kimani mit seinem Klienten Josephat Mwenda auf dem Rückweg von einer Gerichtsanhörung. Der 24-jährige Mwenda war vor einem Jahr bei einer Verkehrskontrolle von Polizisten angeschossen worden. Als er daraufhin vor Gericht gehen wollte, wurde er selbst angeklagt. Der Menschenrechtsanwalt vertrat ihn bei der Anhörung. Auf ihrem Heimweg sassen die beiden im Taxi von Joseph Muiruri. Das Auto erreichte nie sein Ziel.

Sofort, nachdem dies bekannt wurde, gingen Angehörige und Behörden von einer Gewalttat aus. Die Polizei suchte zusammen mit zahlreichen Freiwilligen des kenianischen IJM-Büros nach den Vermissten. Tagelang blieben alle Nachforschungen erfolglos, doch am 1. Juli wurden in einem Flusslauf nördlich der Hauptstadt Nairobi die Leichen der drei Männer entdeckt. Offenbar wurden sie ermordet. «Dies ist ein schwarzer Tag für die Rechtsprechung in Kenia», urteilte der kenianische Juristenverband laut BBC. «Wir sind untröstlich und gleichzeitig entsetzt, dass das Unrecht und die schrankenlose Gewalt durch die Ermordung der drei Männer gesiegt haben. Jetzt liegt es an uns, dass ihr Tod kein Sieg des Unrechts bleibt. Wir werden weiterhin alles daransetzen, das Verbrechen zusammen mit der kenianischen Regierung vollständig und rücksichtslos aufzuklären», betonte Dietmar Roller, Vorstandsvorsitzender von IJM Deutschland.

Die drei Opfer waren zuletzt lebend gesehen worden, als sie kurzzeitig in einem Polizeicamp festgehalten wurden. Todesursache war Ertrinken, doch sie wurden offenbar vorher geschlagen und gewürgt, ausserdem waren ihre Hände auf den Rücken gefesselt. Vieles deutet darauf hin, dass sie einem Racheakt der «Administration Police» zum Opfer fielen, genau der Sondereinheit, gegen die Kimani wegen unverhältnismässiger Härte und Mordversuch klagte. Inzwischen wurden drei Polizisten in Verbindung mit den Morden festgenommen.

Das Problem der Polizeigewalt

Strukturelle Polizeigewalt ist in Kenia an der Tagesordnung. Das ostafrikanische Land gilt als eines der korruptesten weltweit – es rangiert auf dem 139. von 168 Plätzen des Korruptions-Index von Transparency International. Die Polizei ist hier alles andere als «Freund und Helfer», wer immer kann, geht den Uniformierten aus dem Weg. Neben der Korruption steht die Polizei auch im Verdacht, «aussergerichtliche Tötungen» zu vollstrecken. In Einzelfällen betrifft dies unliebsame Prominente wie einen Menschenrechtsaktivisten oder einen Imam, viel häufiger allerdings namenlose Arme in den Slums, die in keinerlei Statistik auftauchen.

Der jetzt bekannt gewordene dreifache Mord erschüttert Kenia. Viele Menschen in der Hauptstadt Nairobi demonstrierten gegen die Polizeigewalt, Kenias Anwälte riefen einen einwöchigen Streik aus und zahlreiche Politiker und Organisationen protestierten gegen die Zustände im Land. IJM selbst forderte ebenfalls eine Verfolgung und Verurteilung der Täter – gleichzeitig engagiert sich die christliche Menschenrechtsorganisation dafür, dass sich das Rechtssystem nachhaltig ändert. Um die Behörden auf diesem – weiten – Weg zu unterstützen, initiierte IJM eine Petition an den kenianischen Präsidenten Uhuru Kenyatta.

International Justice Mission (IJM) wurde 1997 durch den US-Anwalt Gary Haugen gegründet. Drei Jahre zuvor war Haugen im Auftrag der Vereinten Nationen in Ruanda, um dort als Chefermittler die Menschenrechtsverletzungen des Völkermordes aufzuklären. Seine Erfahrungen und das Wissen, dass Gerechtigkeit in vielen Ländern der Erde für Arme schlicht nicht verfügbar ist, liessen ihn die Menschenrechtsorganisation gründen. Seit 2010 existiert IJM Deutschland als eingetragener Verein.

Zur Webseite:
International Justice Mission (IJM)

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Datum: 10.07.2016
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / IJM

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