Die Ashley-Madison-Liste

Ehebruch – und jeder weiss es

Ashley Madison ist eine Seitensprungagentur, die im Internet wirbt. Vergangene Woche hatten sich Hacker Zugang zur Webseite verschafft und die Nutzerdaten im Netz veröffentlicht. 33 Millionen Mal wird damit Sünde ans Licht geholt, doch mit welchen Folgen?
Ein Mann streift seinen Ehering ab.
Screenshot der Homepage ashleymadison.com

Längst beschäftigen sich zahllose Anwälte mit dem Fall: Kunden klagen gegen Ashley Madison, dass sie ihre Daten nicht besser geschützt haben, das Unternehmen klagt gegen die (noch unbekannten) Hacker und die ersten Scheidungsanwälte sind auch bereits beauftragt worden. Doch wie sollten Christen mit dieser Situation umgehen? Was können wir daraus lernen?

Sünde ist Sünde – auch wenn sie nicht öffentlich ist

Der vielstimmige Chor der Betroffenen klingt meist nach: «Es tut mir leid.» Oft ist allerdings nicht so deutlich, was denjenigen leidtut, deren Seitensprünge jetzt für jeden nachzulesen sind: Dass sie ihre Partner betrogen haben? Oder dass sie erwischt worden sind? Ein Nutzer, den die Süddeutsche Zeitung interviewt hat, erklärte jedenfalls auf die Frage, ob er wütend auf die Hacker sei: «Nur auf mich selbst. Letztendlich habe ich mir das doch alles selbst eingebrockt. Jemand anderen für mein Verhalten verantwortlich zu machen wäre Unsinn. Sündenböcke helfen mir jetzt nicht weiter. Ich kann bloss hoffen, dass meine Frau mit mir redet und irgendwann bereit ist, meine Entschuldigung zu akzeptieren.» Der Mann hatte bereits beim Seitensprung selbst gemerkt, dass er auf der falschen Fährte war. Und dass Sünde immer destruktiv ist, selbst wenn andere sie nicht bemerken.

Christen sind auch nicht besser

In den USA geht bereits so etwas wie eine Bekennerwelle durch die christliche Szene, weil eben nicht nur «Heiden» die Seitensprungagentur genutzt haben, sondern auch gläubige Christen. Deutschland und die Schweiz werden hier keine Ausnahme machen. Und E-Mail-Adressen aus dem Vatikan lassen vermuten, dass auch die katholische Kirchenleitung betroffen ist. Man könnte den solcherart Betroffenen jetzt den Glauben absprechen. Oder ehrlicherweise das zugeben, was sowieso jeder weiss: Wir Christen sind auch nicht besser.

Selbstgerechtigkeit verletzt

In den meisten Fällen hat eine entrüstete Selbstgerechtigkeit «Wie konntest du nur? Von dir hätte ich das nicht erwartet?» keinerlei positive Auswirkungen. In einzelnen Fällen ist es schlimmer. Denn die ebenfalls selbstgerechten Hacker haben zum Beispiel auch Namen und Adressen aus Saudi-Arabien veröffentlicht. Dort steht auf Ehebruch die Todesstrafe … Sich hier mit einem «Das haben sich die Leute selbst zuzuschreiben» zurückzuziehen, ist schon sehr verantwortungslos. Kein Wunder, dass die Bibel beim Benennen von Sünde sehr sensibel ist. Hier wird zuerst das Gespräch unter vier Augen gesucht und nicht der Sünder an den Pranger gestellt.

Vergebung ist der einzige Ausweg

Nach dem Veröffentlichen der Liste wird es eine Weile dauern, bis sich der Sturm der Entrüstung und die Welle der Entdeckungen legen. Doch in einer Hinsicht befinden wir uns in unserer heutigen Internetkultur sehr nah bei der dörflichen Kultur aus der Zeit von Jesus. Beiden gemeinsam ist: Nichts wird vergessen. So wie man früher noch nach Generationen von irgendwelchen familiären Fehltritten wusste, so kann man heute wohl noch viele Jahre lang die Namensliste der Ashley-Madison-Kunden recherchieren. Die einzige Möglichkeit, mit diesem permanent präsenten Wissen konstruktiv umzugehen, ist das biblische Konzept der Vergebung. Diese beinhaltet, Schuld beim Namen zu nennen, sie zu «beerdigen» (Micha Kapitel 7, Verse 18-19) und sie dann nicht mehr hervorzuholen. Ausserdem gehört dazu das Wissen um die eigene Sünde – und die entsprechende Barmherzigkeit mit anderen.

«Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein», sagt Jesus zu den Anklägern einer Ehebrecherin. Und ergänzt, als niemand mehr die Frau hinrichten will: «Hat dich niemand verdammt? … So verdamme ich dich auch nicht; geh, aber sündige nun nicht mehr.» (Johannesevangelium Kapitel 8, Verse 1-10)

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Datum: 30.08.2015
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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