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Die Dominanz der schlechten Nachricht brechen

Der am Sonntag verstorbene Politikwissenschafter und Soziologe Kurt Imhof hat für einen besseren Journalismus gekämpft. Kurz vor seinem Tod hat das Medienmagazin «Edito» der beiden grössten Schweizer Journalistenverbände Mut zum konstruktiven Journalismus gefordert. Auch wenn Imhof andere Qualitätskriterien betonte, könnte konstruktiver Journalismus letztlich auch in seinem Sinne sein.
Mann liest Good News aus seinem iPhone.
Redaktor Fritz Imhof

Für Livenet ist die Aufgabe, möglichst viele positive und konstruktive Meldungen und Texte zu bringen, schon länger ein Thema. Nun entstehen weitere Infoplattformen, die gezielt Good News bringen. Und seit kurzem ist der «konstruktive Journalismus» in säkularen Medien ein Thema. Er reagiert auf die Beobachtung, dass immer mehr Leute genug von Nachrichten über Terror, Kriege und Verbrechen haben, die permanent ein negatives Weltbild fördern.

Es geht um die Art und Weise

Der konstruktive Journalismus will negative Nachrichten nicht einfach unter den Tisch wischen, sondern die Art und Weise ändern, wie darüber berichtet wird. Kristen Truempy schreibt dazu in Edito mit Blick auf negative Schlagzeilen aus Afrika: «Wir können die Menschen in Afrika als Menschen in ihrer komplexen Situation ansehen, die mit schwierigen Umständen zu kämpfen haben. Wir können sie aber auch als Persönlichkeiten schildern, die mit viel Widerstandskraft und Kreativität den Alltag meistern und uns so einiges mitzugeben haben. Diese Menschen haben ein Gesicht und eine Geschichte, die es wert sind, beachtet zu werden.» Die Autorin räumt aber auch ein, dass solcher Journalismus aufwändiger ist als das blosse Kolportieren der schlechten Nachricht.

Bad News mit Good News ergänzen

Die Erfinderin des «konstruktiven Journalismus», die Dänin Catherine Gyldensted, kam nach einem Masterstudiengang in Positiver Psychologie zur Einsicht, dass die Medien sich nur entwickeln können, wenn sie «ihr Weltbild ändern: Von einem Krankheitsmodell zu einem Gesundheitsmodell». «Es müsse vom Bewusstsein geprägt werden, dass eine bessere Zukunft nur möglich sei, wenn wir uns auch mit dem befassen, was richtig ist und gut läuft.»

Sogar Vorfälle wie der Anschlag auf Charlie Hebdo bieten laut Truempy Ansätze für einen konstruktiven Journalismus. Er könne zum Beispiel danach fragen, wer sich beim Anschlag vorbildlich oder gar heroisch verhalten habe. Oder er könne über Betroffene von Terroranschlägen berichten, die wieder ins normale Leben zurückgefunden haben. Oder über Extremisten, die dem Terror abgeschworen haben. Und so weiter.

Der Medienwissenschafter Vinzenz Wyss räumt auf der Webseite «SRF Insider» ein, dass man positive Geschichten meistens aktiv suchen muss. Doch wer sucht, der findet. Positive Nachrichten können laut Wyss «ein überraschender Erfolg, eine selbstaufopfernde Liebe oder eine unwahrscheinliche Vergebung» sein.

Auch die Kehrseiten der Bad News bringen

Aus christlicher Sicht können zum Beispiel Berichte über Verfolgungen gekoppelt werden mit Geschichten über mutige Menschen, die trotz Verfolgung am Glauben festhalten und diesen verbreiten. Christliche Journalisten können über Gemeinden berichten, die Betroffene unterstützen und Angehörigen beistehen. Oder – wie es Livenet auch macht – zum Gebet oder zur konkreten Hilfe aufrufen. Denn Leser und Hörerinnen von schlechten Nachrichten brauchen eine Perspektive, um damit konstruktiv umgehen zu können. Aber gerade auch hier gilt, dass es sehr aufwändig sein kann, Informationen über den konkreten Umgang der Betroffenen mit ihrer schwierigen Lage zu erhalten. Hilfswerke, die Verfolgungen reportieren, können die christlichen Medienschaffenden unterstützen, indem sie auch positive Aspekte und Ereignisse in ihre Berichte einbeziehen.

Datum: 03.03.2015
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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