Regen Sie sich auf,
wenn Ihre Pläne gestört werden oder Ihr schöner Tagesrhythmus unterbrochen
wird? Was uns wie eine ärgerliche Störung vorkommt, könnte in Wirklichkeit eine
Tür zu mehr Realität im Leben sein.
Die Ferien waren gut vorbereitet, das Auto gepackt und das
GPS programmiert. Plötzlich, kurz vor der Abfahrt, flammte diese rote Warnlampe
auf. «Mist, jetzt muss ich mit dem Karren noch in die Werkstatt», entfuhr es dem
Familienvater.
Keine angenehme Sache, solch eine Unterbrechung. Wir lieben
es, wenn die Woche (oder die Ferienreise) nach Planung abläuft, wenn unser
Leben das tut, was wir uns vorgestellt haben, wenn das Geschäft wie vorgesehen
expandiert und die Ziele erreicht werden. Störungen sind naturgemäss nicht
angenehm. Sie kosten Extra-Energie und sie rauben uns die Sicherheit und das
Gefühl, das Leben im Griff zu haben.
Wie gehe ich mit Störungen um?
Wir können mit Störungen und Unterbrechungen auf zweierlei
Art umgehen: Wir können uns drüber ärgern und versuchen, sie mit viel
Energie-Aufwand und allen möglichen Vorsichtsmassnahmen auszuschliessen. Oder
wir können uns auf ein Abenteuer einlassen und Störungen und Unterbrechungen (die
ja sowieso kommen) willkommen heissen – im Wissen, dass sie unser Leben
reicher, farbiger und spannender machen. So können wir etwas von einer Tiefe
erleben, die in unseren vorgesehenen Plänen nicht drin ist. Kurz: Wir können
Gott erleben, der hinter der nächsten Ecke auf uns wartet.
Altersweisheit
«Ich habe erlebt, dass Gott viel mehr in den Unterbrechungen
und Störungen meines Lebens zu finden war als in meinen Plänen.» Diese späte Erkenntnis
einer alten Christin ist es wert, bewusst wahrgenommen zu werden. Könnte es
sein, dass der Mangel an spiritueller Tiefe im Leben daher kommt, dass wir gewohnt sind – und es als normal und erstrebenswert betrachten –, alles im Griff
zu haben?
«Meine Gedanken sind höher als eure Gedanken und meine Wege
höher als eure Wege», sagt Gott einmal zu seinen Leuten (Jesaja Kapitel 55, Vers 8).
Die vielleicht 13-jährige Maria bekommt den überraschenden Besuch eines Engels –
und gebärt den Retter der Welt. Was für eine Unterbrechung für ein junges
Mädchen! Der judaistische Fundamentalist Paulus wird mitten in seinen Plänen,
die Christen zu verfolgen, buchstäblich von seinem hohen Ross geholt. Der brave
Noah bekommt plötzlich den Auftrag, mitten auf dem Land ein Riesenschiff zu
bauen – und wird zum Retter der Menschheit. Jesus selbst wird in seiner Predigt
unterbrochen, die Frommen in ihrer Andacht gestört – als ein Loch im Dach
erscheint und vier Freunde einen Gelähmten runterlassen. Abraham bekommt den
Auftrag, sich mit seiner ganzen Familie auf einen höchst ungewissen, tausende
von Kilometern langen Weg zu machen.
Die Bibel ist voll von Geschichten von Menschen, die in
ihrem ganz normalen Leben von Gott unterbrochen wurden. Manchmal schmerzhaft, manchmal humorvoll, oft
total unerwartet – Gott scheint Störungen zu lieben und gerne zu unterbrechen. Nicht,
weil er ein Störenfried ist und uns ein geordnetes Leben nicht gönnt, sondern
einfach weil er seine eigenen Gedanken und Pläne hat, die oft nicht leicht zu
verstehen, aber immer gut sind.
Wenn das stimmt, dann wären wir eigentlich töricht, wenn wir
um jeden Preis sicher und durchgeplant leben wollen. Wie wäre es, wenn wir bei
der nächsten Unterbrechung unseres Lebens nicht auf Ärger, sondern auf Empfang
schalten und mal fragen würden: «Hast du etwas vor, Gott?»