Vineyard Olten

«Warum Mission mir keinen Angstschweiss mehr auf die Stirn treibt»

Von der Esoterikmesse zur «Kirche ohne Mauern»: RöNee Steiner von der Vineyard Olten berichtet, was passieren kann, wenn eine Kirche ihre Gemeinschaft nicht mehr nur hinter Kirchenmauern lebt.
RöNee Steiner (Bild: zVg)

Für mich begann die Reise am 16. April 2011. Ich stehe auf der «Marsbühne» an der Esoterikmesse in Olten. Mein Thema: «Überrascht von der Kraft des Himmels.» Etwa 35 kirchenferne Menschen hören zu. Ich erzähle, wie wir im Namen Jesu Hände auf Kranke legen und dabei Erstaunliches erleben. Schliesslich stelle ich einen Stuhl in die Mitte und frage, wer Heilung empfangen möchte. Und Jesus taucht auf. Er heilt eine Frau von langjährigen Beschwerden. Wir beten für mehrere Personen. Tränen fliessen. Jeder im Raum spürt, dass hier etwas ganz Aussergewöhnliches vor sich geht. Und kirchenferne Menschen machen eine Gotteserfahrung.

Rückblickend war das die Geburtsstunde der missionalen Gemeinschaften in der Vineyard Olten. Unter dem Motto «Kirche ohne Mauern» wollten wir unsere Gemeinschaft nicht mehr nur «hinter Kirchenmauern» leben, sondern zusammen mit kirchenfernen Menschen auf den Strassen, im Park oder Wald, im Altersheim, beim Essen mit Bedürftigen. So sollte etwas von der Dynamik und Energie des Reiches Gottes für Menschen spürbar werden, die sich wohl nie in einen Gottesdienst verirren würden.

Zehn Jahre später können wir auf eine Geschichte zurückblicken, in der mehr als 100 Menschen zum Glauben gekommen sind. Viele «ganz normale» Nachfolgerinnen und Nachfolger von Jesus wurden zudem befähigt, missional zu leben, für kirchenferne Menschen zu beten und über ihren Glauben zu reden.

Was ist eine missionale Gemeinschaft?

Als Jesus seinen Dienst beginnt, landet er ziemlich bald im Haus des Petrus in Kapernaum. Er ruft ihn, Andreas und seine beiden Geschäftspartner Jakobus und Johannes in die Nachfolge, heilt dessen Schwiegermutter und macht diesen Ort zum Hotspot seines Dienstes. Für mich ist dieses Haus eine Art Urbild von missionaler Gemeinschaft: 15 bis 40 Menschen, die als erweiterte Familie das Leben gemeinsam gestalten und ein Quartier, ein Dorf, eine Stadt, eine Region, eine Firma, eine Subkultur oder ein Beziehungsnetzwerk mit dem Evangelium erreichen wollen. Nicht die Bedürfnisse der Christen, sondern die missionale Vision ist dabei die treibende Kraft der Gemeinschaft: «Ich mache euch zu Menschenfischern.» Freunde, Familie, Nachbarn und Kollegen sind eingeladen, Teil der Gemeinschaft zu werden. Es soll weniger «Programm» und mehr gemeinsames Leben sein. Alltag und Gegenwart Gottes vermischen sich. Und Mission wird zum «Teamsport».

Bei Jesus führt das dazu, dass am Abend die ganze Stadt an der Türe dieser missionalen Familie steht. Menschen sehnen sich nach dieser Art von Gemeinschaft, die mit den Kräften des Reiches Gottes erfüllt ist.

Organisch und organisiert

So sind in den letzten Jahren rund um die Vineyard Olten und Wiggertal etwa ein Dutzend «Communitys» entstanden. Die meisten treffen sich zwei- bis dreimal im Monat zu Family Treffen, «Micro Church», «IN Anlass» oder House Party. Dort wird gemeinsam gegessen, gefeiert, von Erlebnissen mit Gott erzählt und in der Bibel gelesen. Menschen wachsen in einen missionalen Lebensstil hinein. Manche Communitys machen einmal im Monat einen «Mission Day» auf Spielplätzen, Turnhallen, in Parks oder auch im eigenen Garten. Andere führen Glaubensgrundkurse durch, veranstalten Kochabende oder sammeln Lebensmittel für Bedürftige. Eine Community ist regelmässig mit «Heilung auf der Strasse» unterwegs. Doch nebst diesen «organisierten» Rhythmen passiert vieles organisch. In einer Community sind zum Beispiel die Männerabende mit Filmen, Champions League und gutem Wein besonders beliebt.

Zum Autor:

RöNee Steiner ist 51 Jahre alt, Entdecker, Liebhaber, verheiratet mit Sibylle, Vater von drei erwachsenen Kindern, liebt guten Jazz und leitet mit einem grossartigen Team die Vineyard Olten. Sein Lebensmotto: «Exploring the ways of Jesus in a postmodern world».

Dieser Artikel erschient zuerst im «Fokus» Magazin der SEA.

Zum Thema:
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Datum: 30.06.2021
Autor: RöNee Steiner
Quelle: SEA Fokus

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