Marco Hofmann und Marco Jörg (Bild: Facebook / Instantane)
«Mutig
und frei ins neue Jahr.» Unter diesem Motto spricht Livenet mit verschiedenen
Talk-Gästen – diesmal mit zwei begeisterten Jesusnachfolgern, die beide die aktuelle
Coronakrise als grosse Chance erkennen.
Marco Jörg ist seit seiner Geburt blind. Das hält
ihn aber nicht davon ab, täglich Menschen zu ermutigen und für ein Leben mit
Jesus zu begeistern. «Ich bin fröhlich aufgewachsen und bekam von meinen Eltern
mit, welche Kraft es hat, Menschen zu ermutigen.» Als Gründer und Leiter vom
David-Dienst hat er sich zum Ziel gesetzt, Freude an Jesus in anderen zu
wecken. Lobpreis an öffentlichen Orten und viele andere Tätigkeiten sind Teil
des Dienstes.
Ist Corona ein Dämpfer?
Die Umstände während Corona bedeuten für Marco Jörg
keinen Dämpfer. «In meinem Innern findet ein Umdenken statt und das gibt mir Schub.
Genau jetzt haben wir die Chance, unseren Glauben authentisch zu leben.» Es
gebe viele neue Möglichkeiten, Menschen zu ermutigen.
Der zweite Talk-Gast, Marco Hofmann, ist Pastor
der Connect-Gemeinde in Zofingen und Präsident der Schweizerischen
Pfingstmission. «Das Gemeinde-Gebäude ist im Moment leer», beschreibt er seinen
Arbeitsplatz. «Es ist eine ungewohnte Situation. Normalerweise gehen da immer
Leute ein und aus.» Auch er sieht Corona als eine Chance. «Es ist ein Booster,
um uns auf das wirklich Wesentliche zu besinnen.» Letztlich gehe es ja nicht um
Programme, sondern um Menschen, die Gott kennenlernen und näherkommen sollen.
Vom Gottesdienst abhängig?
Eine Frage an Marco Hofmann und Marco Jörg ist,
wie sie ihren üblichen Tätigkeiten während der Corona-Zeit bisher nachgehen
konnten.
Manches war, unter Einhaltung der geforderten
Massnahmen, weiterhin möglich, anderes musste eingestellt werden. Und dann gab
es auch neue Möglichkeiten: Marco Jörg erzählt von Personen, die sehr dankbar auf
das Angebot reagierten, mit einem Menschen am Telefon zu sprechen und Gebet in
Anspruch zu nehmen. Der David-Dienst will für Personen da sein, die unter der
aktuellen Situation leiden – insbesondere Menschen mit Beeinträchtigungen. Um
mit jemandem in Kontakt zu treten, gebe es heute ja viele Möglichkeiten. Marco
Jörg bedauert, dass manche Christen mit einer Erwartungshaltung auf die
Angebote der Gemeinde blicken. «Ihr selbst seid der Gottesdienst», ermutigt er.
«Es gibt genügend Menschen, mit denen ihr in Kontakt treten könnt.»
Marco
Hofmann schliesst sich an: «Es ist erschreckend zu sehen, wie Christen ihren
Glauben vom Gottesdienst abhängig machen.» Für diese sei jetzt ein heilsamer
Prozess in Gang gekommen. Ein Motto von ihm erhält in dieser Zeit besondere
Bedeutung: «Die wichtigste Kanzel ist der Alltag.»
Corona: Spannungspotential in Gemeinden
Corona brachte auch für die Gemeinde viel
Spannungspotential. Marco Hofmann spricht von der Herausforderung der grossen
Informationsflut. «Plötzlich scheint jeder ein Corona-Experte zu sein, der am
besten weiss, was getan werden muss.» Deshalb betone er immer, wie wichtig es
sei, sich aufs Wesentliche zu besinnen. «Es gilt in erster Linie, unsere
Beziehung mit Gott zu pflegen, dann aber auch mit den Menschen der Gemeinde und
auch mit anderen.» Für ihn persönlich brauche es Mut, sich von Informationen
abzugrenzen oder nicht immer erreichbar zu sein. «Doch so entstehen Zeiten, in
denen ich vor Gott zur Ruhe kommen kann.»
Der Mut, einmal nichts zu tun
«Für mich ist es das Mutigste, nichts zu tun»,
erzählt Marco Jörg. Einmal alle Aktivitäten zur Seite zu schieben und Gott auf
den Knien zu suchen – ein herausfordernder Schritt. «Und dann braucht es Mut, um
unkonventionelle Wege zu gehen.» Es sei einfach, mit dem Strom zu schwimmen
und, wie viele andere auch, einen Livestream anzubieten. «Wir wussten nicht,
welches Auswirkungen es haben würde, wenn wir in der Öffentlichkeit nicht mehr
sichtbar sein würden. Die Spendengelder könnten beispielsweise ausbleiben.»
Marco Jörg spricht von der Schweizerischen
Fähigkeit, Kompromisse zu schliessen. «Und so machten wir einfach Gottesdienste
per Livestream. Vielleicht wäre dies aber gar nicht nötig gewesen», sagt er. «Es
könnte sein, dass ein Lockdown der Gemeinde mehr Gottes Wille gewesen wäre.»
Richtiger Umgang mit der Informationsflut
«Für mich
war es zu viel, all die vielen Angebote im Internet zu sehen», sagt Marco
Hofmann. «Irgendwann begannen mich die vielen Gesichter, die irgendwelche
Bibelverse online präsentierten, sogar etwas zu nerven.» Er merkte dann aber:
«Das ist mein Problem. Ich bin selbst dafür verantwortlich, wieviel Zeit ich im
Internet verbringe und welche Informationen ich ansehe.» Heute plädiert er
dafür, weniger Informationen zu konsumieren und sich mehr auf Gott
auszurichten. Gleichzeitig betont er den Wert, bekannte Gesichter im Livestream online zu
sehen.
Marco Jörg bewertet es in dieser Hinsicht sogar
als positiv, als blinder Mensch weniger von visuellen Reizen überflutet zu
werden. Weniger Ablenkung, mehr Fokus. Auf die Frage, wie er zu seiner
Begeisterung für Jesus kam, erwähnt er einige Punkte, fasst dann aber mit
wenigen Worten zusammen: «Je mehr ich Gott lobe, desto begeisterter bin ich.»
Marco Hofmann führt seine Begeisterung für Jesus
auf eine Gottesbegegnung zurück, welche sein Leben von einem Moment auf den
anderen veränderte. «Ich wünsche jedem solche Erfahrungen, nicht nur einmal,
sondern an jedem Tag.»