Nicht abgehoben

Christen am Flugplatz

Gut, dass sich Christen nicht nur hinter Kirchenmauern engagieren, sondern auch in der Bahnhofsmission, unterwegs in Autobahnkirchen oder eben am Flugplatz. Aber was gibt es für kirchliche Mitarbeitende an einem Flughafen für Aufgaben?
Das Seelsorgeteam am Berliner Flughafen (Bild: flughafenseelsorge-berlin.de)

Gerade hat der Evangelische Pressedienst epd augenzwinkernd darüber berichtet, dass am neuen Airport Berlin-Brandenburg BER die kirchliche Seelsorge «startete». Nach jahrelangen Verzögerungen wurde der neue Flugplatz gerade eröffnet – doch aufgrund der Corona-Pandemie starten kaum Flugzeuge und die Passagierzahlen sind noch sehr überschaubar. Doch die Seelsorge kann beginnen.

«Kirche im Getümmel»

Zurzeit engagieren sich auf dem Deutschen Hauptstadtflughafen Pfarrerin Sabine Röhm und Pater Wolfgang Felber zusammen mit rund 30 Ehrenamtlichen. Damit sie unter Normalbedingungen auch zu finden sind, sind sie durch lila Westen mit der Aufschrift «Flughafenseelsorge» leicht zu erkennen. Denn normalerweise ist das Team auf dem Gelände unterwegs, um da zu sein, wo die Menschen sind, als «Kirche im Getümmel», wie Röhm es nennt.

Von Freundschaftsdiensten bis zum Trost Hinterbliebener

Und was tun die angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeitenden auf Flughäfen? Zunächst einmal gehen sie mit offenen Augen übers Gelände und schauen nach Menschen, die ihnen Gott in den Weg stellt. Manchmal können sie ihnen aufgrund ihrer Ortskenntnis den richtigen Weg zeigen, sie helfen ihnen weiter, wenn der Koffer nicht angekommen ist oder der erwartete Partner erst den nächsten Flug bekommen hat. Sie sprechen Fluggästen einen Reisesegen Gottes zu – und nicht nur denjenigen, die nach Jerusalem oder Rom unterwegs sind. Natürlich kommt es auch vor, dass jemand allein aus dem Urlaub zurückkommt, weil der Partner entweder noch auf Mallorca im Krankenhaus liegt oder vielleicht sogar tödlich verunglückt ist. Hier sind einfühlsame Worte gefragt – und die halbjährige Seelsorgeausbildung ist dabei eine gute Unterstützung.

Björn Kranefuss arbeitet als Pastor am Hamburger Flughafen. Normalerweise besteht seine «Gemeinde» aus 15'000 Mitarbeitern, 17 Millionen Reisenden und acht Millionen Flughafenbesuchern im Jahr. Doch weil durch Covid-19 gerade alles anders ist, wurde er zum Ansprechpartner von Angestellten mit Existenzängsten und er erzählt auch, dass er einen neuen Blick für die Obdachlosen bekommen hat, die sich regelmässig im Umfeld des Flughafens aufhalten. Einer Kroatin, die in Hamburg gestrandet war, konnte er gemeinsam mit der Bahnhofsmission zum Rückflug in ihre Heimat helfen. Kranefuss mag seine Arbeit. Er weiss: «Der Flughafen wirkt bei gesellschaftlichen Herausforderungen wie ein Brennglas.»

Das Gesicht von Jesus

Doch nicht alle christlichen Helfer am Flughafen arbeiten seelsorgerlich. Vor einer Weile hat die epd zum Beispiel Felix Wieneke vorgestellt. Er ist Abschiebe-Beobachter der Diakonie in Hamburg. Er kann nicht verhindern, dass Menschen abgeschoben werden, aber er schaut nach ihnen, nach ihrer Gesundheit, hilft ihnen bei ihren Papieren, hört ihnen zu und tröstet sie. Aber er sagt selbst: «Es ist härter als gedacht.»

Praktisch niemand unter diesen Christen am Flughafen arbeitet evangelistisch. Aber wer je mit grossen Problemen allein auf einem noch grösseren Flughafen unterwegs war, weiss, dass solche Hilfe durchaus Gottes Handschrift trägt – und ihre Helfer das Gesicht von Jesus zeigen.

Zum Thema:
Airport Church in Kloten: «Corona war keine Bremse, sondern eine Beschleunigung»
«Das ist Amerika!»: Spontan-Lobpreis am Illinoiser Flughafen
Am Flughafen in Stuttgart: «Gebetomat» lädt zur Besinnung ein

Datum: 29.10.2020
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / epd

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service