«Ich gehe zum Vater»

Er hält seine eigene Grabrede in einem Song

Der deutsche Rapper Fil da Elephant
Fil da Elephant (Mitte)
Fil da Elephant
Fil da Elephant

veröffentlichte soeben sein jüngstes Album «Audio.fil». Zudem gründete er vor einiger Zeit die Gospel-Rap-Community «Asphalt Diamant». Wir interviewten Fil da Elephant zu seinem musikalischen Schaffen.Livenet: Fil da Elephant, schon länger ist «Asphalt Diamant» nun unterwegs – was ist inzwischen geschehen?
Fil da Elephant: Wir haben unsere Website und sozialen Kanäle aufgebaut. Auf der Website findet man neben dem Shop Infos zu uns, einen Downloadbereich und eine «social-wall». Die sozialen Netzwerke dienen dazu, deutschen Gospel-Rap zu verbreiten. Hier geht es uns ganz bewusst nicht nur um unsere Musik, sondern um alles, was uns in Inhalt und Qualität teilenswert erscheint. Ausserdem haben wir mit der «One Love Jam» ein wachsendes, regelmässiges Gospel-Rap-Event in Deutschland geschaffen. Die Jam im Februar in Düsseldorf war sogar komplett ausverkauft!

Gibt es auch Communitys oder Rap-Crews, die daraus heraus entstanden sind?
Bei Asphalt Diamant vernetzen sich bestehende Projekte und Crews. Wir unterstützen viele Newcomer, so dass wir zwar selber nicht neu gründen, aber immerhin Türen öffnen und helfen können. Allerdings sind interessante Projekte entstanden, wie zum Beispiel Benjamin Forgiven & Kevin Neumann, die gemeinsam auf «No Limits Tour» waren oder Davee und Kevin, die gemeinsam das Projekt «Deine Gospel-Rapper» starteten. Dass ich mittlerweile das Management und Booking für Benjamin Forgiven mache, ist auch aus dem Miteinander bei Asphalt Diamant entstanden.

Nun ist Ihr jüngstes Album erschienen, welche Geschichten stecken hinter «Audio.fil»?
«Audio.fil» ist ein sehr grosses Projekt. In einer Zeit, in der Musik wieder «billiger» wird, da sich Verlage und Künstler der Realität stellen müssen, dass Music-Streaming zu wenig einbringt, habe ich versucht, das Gegenteil zu machen: Noch einmal eine richtig aufwendige und teure Produktion zu gestalten. Mit perfekten Beats, perfektem Sound und super Videos. Das ist – auch mit Hilfe einer Crowdfunding-Kampagne – gelungen.

«Audio.fil» versucht die Art Gospel-Rap zu machen, die meines Erachtens noch zu wenig auf dem Markt ist: Christlicher Rap, besonders für Menschen, die noch nichts oder noch wenig mit Jesus zu tun haben. «Audio.fil» kannst Du auch verstehen, wenn Du noch nie in einer Gemeinde warst. Es geht um Lebenskrisen, Sterben, Kinder haben, Liebe, Feiern, Humor und die liebe Polizei. Themen, die Menschen beschäftigen. Damit wird das Album allerdings nicht oberflächlich, aber «breitentauglich». Christliche Musik, aber nicht nur für Christen. «Audio.fil» gibt es im Shop auf «Asphalt Diamant» und auf allen bekannten Plattformen im Internet!

Können Sie ein, zwei Songs des neuen Albums vorstellen?
Gerne. Einmal ist da «Abschied». Hier halte ich meine eigene Grabrede. Ich habe lange überlegt, dass ich eigentlich selbst ein paar Worte sagen würde, zu meinen Freunden und zu meiner Familie, wenn ich sterbe. Die habe ich hier formuliert. Aber es zeigt auch etwas darüber, wie ich grundsätzlich zum Sterben stehe: «Ich habe diesen Tag gefürchtet und ich hab' diesen Tag ersehnt…». Einerseits weiss ich, ich gehe zum Vater, das ist Trost und Hoffnung – andererseits macht der Tod trotzdem Angst. Abschied ist vielleicht mein tiefstes und berührendstes Lied. Ganz anders dagegen klingt «Danke liebe Polizei», wo ich ein bisschen frech und provozierend das Thema Rassismus unter Polizisten zum Thema mache.

Was für ein Erlebnis steckt hinter dem Titel «Danke liebe Polizei»?
Ich werde als Vielfahrer und mit meinem auffällig beklebten Van öfter mal angehalten. Das stellt aber selten ein Problem dar. Nicht, weil ich alles perfekt machen würde – zu meiner Schande ist das eher selten der Fall –, sondern weil ich mich entspannt rausreden kann. Ich bin sympathisch und lustig, habe das gleiche Aussehen wie die Beamten, kann mich in meiner Sprache gut ausdrücken – und statt meine Strafe zu bekommen, habe ich meistens ein lustiges Gespräch und das Problem ist gelöst. Dabei hätte ich das eine oder andere Mal eigentlich Geldstrafen und Fahrverbote bekommen sollen. Ganz anders geht es immer wieder meinen ausländischen Freunden: Während mir offensichtlich niemand etwas Böses zutraut, ich noch nie «Pusten» musste, Urin abgeben oder auch nur den Kofferraumdeckel öffnen, erleben sie das oft ganz anders. Während sich Polizisten bei mir für «die Störung» entschuldigen, hören meine Freunde ganz andere Töne. Es ist auch schon passiert, dass mich der eine Polizist nach kurzer Kontrolle weiterschicken wollte, während der andere den türkischen und den afrikanischen Jugendlichen auf meiner Rückbank bemerkte und mich dann doch schnell mit ums Eck nahm, um mir mit der Taschenlampe auf der Suche nach Symptomen für Drogenkonsum in die Augen zu leuchten. Das ist ein Unding.

Es gibt ein Rassismusproblem bei der Polizei. Wohlgemerkt nicht bei allen Polizisten, aber bei viel zu vielen – und es wird innerhalb der Polizei zu viel gedeckt und zu wenig dagegen getan. Trotzdem wollte ich kein verurteilendes Lied schreiben. Ich hätte auch über mysteriöse Todesfälle von Flüchtlingen im Polizeigewahrsam schreiben können, aber ich wollte meine eigenen positiven Erfahrungen mit Polizisten benennen, um dann aber auch zu fragen: Wieso macht Ihr das bei mir und nicht bei den «anderen»?!

Was haben Menschen mit Ihrer Musik erlebt?
Zum aktuellen Album «audio.fil» bekomme ich viel positive Rückmeldung, aber es ist erst seit kurzem auf dem Markt – und hat in dieser Zeit wahrscheinlich noch nicht viele Leben verändert … Aber über die Jahre habe ich immer wieder Emails und Nachrichten von Leuten bekommen, die Kraft und Trost für schlimme Zeiten in meinen Songs fanden, die zum Glauben oder wieder zurück zum Glauben fanden. Viele gaben mir auch das Feedback, dass sie aus den Songs etwas für ihr Christsein gelernt hätten.

Webseite von Asphalt Diamant

Webseite von Davee

Webseite von Kevin Neumann

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Datum: 26.06.2019
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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