Musik für 100'000 Waisen

Berufsmusiker bringen Hoffnung nach Ruanda

Im April jährt sich der schreckliche Völkermord in Ruanda, bei welchem mindestens 800'000 Menschen starben, zum 20. Mal. Berufsmusiker von Crescendo, der Musiker-Arbeit  von Campus für Christus, bringen mit ihrer Initiative «Music Road Rwanda» Hoffnung und Versöhnung ins nach wie vor angeschlagene Land.
Viele Kinder in Ruanda sind auf sich allein gestellt.

Die Spuren – vor allem die psychischen – des Genozids, welcher in Ruanda vom 6. April bis Mitte Juli 1994 wütete, sind vielerorts bis heute nicht verschwunden. Damals töteten Angehörige der Hutu-Mehrheit in nur rund 100 Tagen etwa 75 Prozent der ruandischen Tutsi-Minderheit sowie moderate Hutu, die sich nicht am Völkermord beteiligten.

Musik  für 100'000 Waisenkinder

Heute ist das Land zwar politisch stabil, aber nach wie vor ein gutes Stück von einer offenen demokratischen Gesellschaft entfernt. Eine der vielen immer noch sichtbaren Folgen des Völkermordes sind die rund 28'000 Kinderhaushalte: Über 100'000 Kinder und Jugendliche müssen sich ohne Eltern, in grösster Armut und weitgehend ohne Schulbildung durchschlagen. Die Waisenhäuser sind hoffnungslos überfüllt.

Die Vereinigung «Music Road Rwanda» (MRR) hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, diesen Waisenkindern sowie jungen Erwachsenen, die als Waisen aufwuchsen, eine neue Perspektive zu geben – durch Musik, Bildung und Zeichen christlicher Nächstenliebe.

MRR entstand 2010 auf Anregung des jungen Berliner Musikerehepaars Marie-Elisabeth Hecker (Cello) und Martin Helmchen (Piano); er war Artist in Residence des Tonhalle-Orchesters 2011/12. Zusammen mit Crescendo, der Musiker- und Künstlerarbeit von Campus für Christus, wurde aus der Idee ein schnell wachsendes Projekt.

Einheimische Kultur gefördert

Darin engagieren sich europäische Musiker und Kulturfreunde für die ruandischen Waisenkinder. Patenkinder erhalten Musikunterricht und generell eine bessere Schulbildung. Zudem macht sich MRR derzeit für das Überleben der einzigen Musikschule des Landes stark. Diese ermöglicht in der Hauptstadt Kigali zahlreichen armen Jugendlichen den Musikunterricht.

In den letzten Jahren konnte MRR bereits einen Schiffs-Container mit Instrumenten und Notenmaterial nach Kigali schicken; europäische Musiker wirkten verschiedentlich als Musiklehrer für Jugendliche und in der Weiterbildung ruandischer Lehrkräfte mit.
Dabei ist auch die Förderung der traditionellen Musikkultur wichtig. So gründet MRR unter anderem Chöre unter Jugendlichen, hilft bei kirchlichen Witwentagen mit, gibt Konzerte in Krankenhäusern und Kirchen und setzt sich in Zusammenarbeit mit lokalen Institutionen für das gesamte Musik- und Kulturleben Ruandas ein.

Briefe an Gott

«Dies entspricht unserem christlichen Anliegen zutiefst», so Airi Rink, psychologische Beraterin, die im Februar 2014 im Rahmen eines MRR-Projekts mehrere Vorträge unter anderem vor jugendlichen Chorsängern hielt. Sie sagt: «Das Thema Traumabewältigung ist auch 20 Jahre nach dem Genozid noch aktuell. In Ruanda spricht kaum jemand darüber, was er erlebt hat. Ich habe deshalb die Teilnehmer einen 'Brief an Gott' schreiben lassen. Manche haben viele Blätter vollgeschrieben.»
Freude, Hoffnung, Versöhnung

Beat Rink, Leiter von Crescendo, zu «Music Road Rwanda»: «Immer wieder, wenn ich die Projekte von MRR in Ruanda besuche, bin ich tief bewegt. Wir bringen Kindern die Musik und sie erleben dadurch Freude, schöpfen Hoffnung für die Zukunft und erleben nicht selten Versöhnung mit der Vergangenheit. So etwas kann nur Gott tun.»

In dieselbe Richtung zielen diverse weitere Projekte von Campus für Christus, welche vor Ort durch den Arbeitsbereich Agape international koordiniert werden. So tragen Leiterschafts-Trainings, Seminare für Studierende, Frauengruppen, praktische Glaubenskurse sowie die Verbreitung des Jesus-Films in ländlichen Regionen intensiv zur Versöhnung bei, so Projektleiter Manuel Rapold: «Allein im vergangenen Jahr hatten wir über 1'000 Teilnehmer an unseren Seminaren und in den letzten zehn Jahren haben jeweils mehr als 10'000 Menschen pro Jahr den Jesus-Film gesehen. Oft hören wir solche Zeugnisse: 'Im Genozid habe ich meinen Mann verloren. Obwohl ich danach wieder geheiratet habe, war mein Leben geprägt von Traurigkeit, Hass und Schuldgefühlen. Durch dieses Training habe ich beschlossen, den Mördern meines Mannes zu vergeben. Seither spüre ich wieder Freude in meinem Herzen.'»

Datum: 08.04.2014
Quelle: Campus für Christus

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