Papst Franziskus

Eine Kirche missionarischer Jünger, die Frucht bringt und feiert

Der Papst fordert «neue Wege» und «kreative Methoden», um die «ursprüngliche Frische der Frohen Botschaft» neu zu erschliessen. Jesus soll aus den «langweiligen Schablonen» befreit werden, in die ihn die Kirche gepackt habe.
Papst Franziskus

«Mir ist eine 'verbeulte' Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Strassen hinausgegangen ist, lieber als eine Kirche, die an ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit krankt und sich an die eigenen Sicherheiten klammert», erklärt der Papst in seinem ersten apostolischen Schreiben mit dem Titel «Die Freude am Evangelium». Von Bischöfen, Priestern und Gläubigen erwartet er eine innere Haltung, die aus der «Offenbarung Gottes und in Jesus Christus» erwächst. Der Papst wünscht sich eine Kirche im Aufbruch, «eine Gemeinschaft der missionarischen Jünger, die die Initiative ergreifen, die sich einbringen, die begleiten, die Frucht bringen und feiern».

Papst Franziskus ist auch bereit, Macht abzugeben und die Bischöfe stärker in die Verantwortung einzubeziehen. Denn er glaube nicht, dass man vom Papst «eine endgültige oder vollständige Aussage zu allen Fragen erwarten muss, welche die Kirche und die Welt betreffen». Andererseits kritisiert er eine «spirituelle Weltlichkeit», die sich in Ruhmsucht, häufigen Reisen und pompösen Abendessen unter dem Klerus ausdrücke.

Ungeborenes Leben schützen

Nebst einer Kirche, die ihre Botschaft mit Freude verkündigt und sich den Menschen zuwendet, ist ihm der Schutz des ungeborenen Lebens besonders wichtig. Zur Abtreibung schreibt er: «Es ist nicht fortschrittlich, sich einzubilden, die Probleme zu lösen, indem man ein menschliches Leben vernichtet.» Allerdings müsse die Kirche mehr tun, «um diese Frauen angemessen zu begleiten» – ganz besonders dann, wenn das Leben, das in ihnen wächst, als Folge von Gewalt oder im Kontext extremer Armut entstanden sei.

Gegen ein Wirtschaftsystem der Ausschliessung

Massive Kritik äussert der Pontifex am aktuellen kapitalistischen Wirtschaftssystem: «Ebenso wie das Gebot 'du sollst nicht töten' eine deutliche Grenze setzt, um den Wert des menschlichen Lebens zu sichern, müssen wir heute ein 'Nein zu einer Wirtschaft der Ausschliessung und der Disparität der Einkommen' sagen.» Franziskus nimmt hier kein Blatt vor den Mund: «Diese Wirtschaft tötet. Es ist unglaublich, dass es kein Aufsehen erregt, wenn ein alter Mann, der gezwungen ist, auf der Strasse zu leben, erfriert, während eine Baisse um zwei Punkte in der Börse Schlagzeilen macht.»

Denn die moderne Wirtschaft habe ein neues Phänomen zutage gefördert: «Es geht nicht mehr einfach um das Phänomen der Ausbeutung und der Unterdrückung, sondern um etwas Neues: Mit der Ausschliessung ist die Zugehörigkeit zu der Gesellschaft, in der man lebt, an ihrer Wurzel getroffen, denn durch sie befindet man sich nicht in der Unterschicht, am Rande oder gehört zu den Machtlosen, sondern man steht draussen. Die Ausgeschlossenen sind nicht 'Ausgebeutete', sondern Müll, 'Abfall'.» Franziskus spricht diesbezüglich von einer Globalisierung der Gleichgültigkeit gegenüber diesen Ausgeschlossenen und widerspricht der Theorie, dass die Prosperität einer Minderheit letztlich allen zugute komme.

Datum: 28.11.2013
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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