Glaube und Recht

«Gott will eine gerechte Gesellschaft»

Der Kongress der Vereinigung «
Christen in der Justiz sollen stärker Flagge zeigen.

Christ und Jurist» rief zum Einsatz für Gerechtigkeit auf. Es gebe zwei Arten von Gerechtigkeit: eine menschliche, die vor Gericht erstritten wird, und eine göttliche, die nur Gott durch Jesus schenkt.
Eine gerechte Gesellschaft ist nur möglich, wenn die Werte des christlichen Glaubens eine prägende Rolle spielen. Diese Ansicht vertraten Referenten beim Kongress «Gerechtigkeit» der Vereinigung «Christ und Jurist», der am Wochende in Frankfurt am Main zu Ende ging.

Die Initiative hat Kontakt zu rund 600 Juristen, die ihren Beruf mit ihrem christlichen Glauben verbinden wollen. Der Professor für Neues Testament an der Universität Tübingen, Hans-Joachim Eckstein, versicherte, das biblische Ideal der Gerechtigkeit sei nicht etwa «weltfremd, sondern wirklichkeitsorientierter als manche vermeintlich vernünftigen, aufgeklärten oder neuzeitlichen Entwürfe einer gerechten Gesellschaft». Denn die an Jesus Christus und seinem Wirken, Lehren und Leiden orientierte Gerechtigkeit setze keine heile Welt voraus. Sie gebe «Antworten für ein gerechtes Leben in einer ungerechten Welt».

«Licht in der Nacht»

Diese Gerechtigkeit gehe nicht von der Illusion eines guten und unschuldig geborenen Menschen aus, sondern zeige den Weg zur Gerechtigkeit gerade für fehlbare und schuldig gewordene Menschen – durch Gottes Erbarmen. Wer um diese grenzenlose Barmherzigkeit wisse, mache sich «nicht vom Wohlwollen und Friedenswillen der anderen abhängig». Wenn Christen nach biblischem Vorbild als «Friedensstifter» und «Barmherzige» in ihrem Umfeld tätig sein, wirkten sie – trotz ihrer eigenen Unzulänglichkeit – «in dieser Welt wie das Salz und wie das Licht in der Nacht». Dann werde in der Gesellschaft etwas sichtbar von der biblischen Wahrheit: «Gerechtigkeit erhöht ein Volk!».

Der Unterschied

Der Präsident der Rechtsanwaltskammer in Frankfurt am Main, Prof. Lutz Simon wies darauf hin, dass das Christentum sich von allen anderen Weltreligionen durch die Feindesliebe unterscheide, die Jesus Christus gefordert und gelebt habe. Der Jurist, Philosoph und Theologe verwies auf biblische «Kriminalfälle». Während Ehebrecher im Alten Testament mit dem Tode bestraft werden sollten, habe Jesus die zu ihm gebrachte Ehebrecherin nicht verurteilt. Entscheidend sei die Liebe Gottes zu den Menschen, die sich durch das gesamte Neue Testament ziehe und die das Miteinander der Menschen prägen solle. Simons Fazit: «Allein die Liebe kann Gerechtigkeit hervorbringen.»

«Richter machen sich schuldig»

Der Vorsitzende Richter am Hessischen Landesarbeitsgericht in Frankfurt, Peter Gegenwart, ermunterte Christen, sich für gerechtere Lebensverhältnisse zu engagieren: «Gottes Willen ist, dass auch hier auf Erden Gerechtigkeit geschieht. Dafür setze ich mich ein.» Bei Gerichtsverhandlungen bitte er Gott vor Sitzungen um Weisheit und Erkenntnis: «Ich beziehe Gott so in die Verhandlung ein.» Dennoch sei es nicht möglich, das Richteramt auszuüben, ohne schuldig zu werden: «Auch das Gebet um Weisheit garantiert kein richtiges Urteil.» Es seien «ganz schwere Momente für einen Richter», wenn er sich eingestehen müsse, ein Fehlurteil gesprochen zu haben. Er selbst finde Vergebung bei Gott, so Gegenwart.

Einsatz in der Freizeit

Der Richter – Sohn eines evangelischen Pfarrers – setzt sich auch in der Freizeit für Gerechtigkeit ein. Zwei bis drei Sinti-Kindern helfe er pro Woche bei den Hausaufgaben, berichtete Peter Gegenwart. Die Sinti seien in der Gesellschaft nach wie vor stark benachteiligt. Sie hätten häufig nicht die Chance, einen Schulabschluss zu erwerben und eine Ausbildung zu machen. Gegenwart: «Das trifft mich schon sehr.»

In Ruanda helfen

Der südafrikanische Rechtsanwalt Dieter M. Achtzehn  wies darauf hin, dass an zahlreichen Stellen in der Bibel zum Einsatz für Gerechtigkeit aufgerufen werde. So heisst es im alttestamentlichen Buch Jesaja: «Lernt Gutes zu tun, trachtet nach Recht, helft den Unterdrückten, schafft den Waisen Recht, führt der Witwen Sache.» Jeder Mensch sei wertvoll in Gottes Augen und habe das Recht, «frei von Unterdrückung und Knechtschaft zu leben», so Achtzehn.

Kontaktnetz von 600 Juristen

Der Kongress wird in Zusammenarbeit mit der Deutschen Evangelischen Allianz, der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und dem katholischen Bistum Limburg veranstaltet. Die Vereinigung «Christ und Jurist» besteht seit 1997 und wird seit dem vergangenen Jahr von einem eingetragenen Verein unterstützt. Sie steht im Kontakt mit rund 600 Juristen, die einer der beiden grossen Kirchen oder einer Freikirche angehören.

Datum: 08.05.2012
Quelle: Livenet / pro / epd / idea.de

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