Kommentar

Gemeinde ist dort, wo Christus mit Menschen ist

In Polzeath, Cornwall, gibt es seit 2007 die Tubestation. Die Tubestation ist ein Ort, wo Surfer dem Evangelium begegnen: ein Internetcafé, ein Gemeinschaftszentrum, eine Surfschule, eine Kirche - Tubestation ist vieles. Die Tubestation ist eine von verschiedenen «fresh expressions» von Kirche, die in der Methodistenkirche und anderen Kirchen in Grossbritannien Fuss fassen.
Tubestation: Ein Ort, wo Surfer dem Evangelium begegnen.

Worum geht es? Ganz einfach darum, dass Christinnen und Christen sich Gedanken machen was die Bedürfnisse, Wünsche, Hoffnungen und Ängste der Menschen mit denen sie zusammen leben sind, und diese aufgreifen, um das Evangelium mit den Menschen zu teilen. Dabei werden meistens nicht Menschen in bestehende Kirchen eingeladen. Nein, dort wo Menschen sind, wird Evangelium gelebt und verkündet.

Es entstehen dadurch nicht mehr Kirchen. Aber es gibt viel mehr Menschen, die entdecken, dass der dreieinige Gott sehr viel mit ihrem eigenen alltäglichen Leben zu tun hat.

Die Überzeugung dahinter ist: Wo Menschen sind, ist Gott schon bei ihnen am Wirken. Wo Menschen sind, ist Jesus Christus durch Gottes Geist schon bei ihnen. Henry Cavender von Tubestation sagt: «Menschen sind ein Teil des Schöpfungswunders Gottes. Unsere Aufgabe ist ihnen zu zeigen, wo sie Gott schon erleben.»

Mich beschäftigt sehr, dass traditionelle Christinnen wie ich sich so wohl fühlen in ihrer Gemeinde, dass sie gar nicht merken, weshalb dies für andere Menschen keine attraktive Sache ist. Mit netten Menschen zusammen Gottesdienst feiern, Aktionen starten, Projekte umsetzen, in der Gemeinde Freunde treffen, Gott loben - das muss doch allen passen, oder? Eigentlich ist daran ja nichts falsch, es ist gut, wenn wir einen Platz haben, an dem es uns wohl ist, wo wir «zuhause» sind. Nur: der Auftrag, den Jesus Christus seinen Freunden damals gab, hiess nicht: gründet Gemeinden und fühlt euch wohl.

Der Auftrag war und ist: geht hin mit meiner guten Nachricht und zeigt Menschen, dass ein Leben mit mir das einzige ist, das Sinn hat in diesem Leben und im ewigen Leben. Geht in die Welt, beginnt in eurer Umgebung und macht die Menschen zu meinen Nachfolgern. So werdet ihr die Welt verändern.

Die Methodistische Bewegung hat im 18. Jahrhundert damit begonnen, dass Männer und Frauen im Namen Gottes zu den Menschen ins Bergwerk, ins Gefängnis, in die Familien gingen, ihnen die gute Nachricht verkündeten, und ihnen im praktischen Leben beistanden so gut es ging. Dadurch wurde die Gesellschaft verändert. Nicht weil jemand ein gutes Projekt hatte, sondern weil Menschen den Auftrag Jesu, wie ER zu den Menschen zu gehen, mit ihnen zu leben, zu feiern, zu leiden ernst nahmen und lebten.

Der Bibeltext Markus 3, 13-17 wäre eigentlich eine gute Vorgabe, nicht wahr?

Die Autorin Claudia Haslebacher ist Pfarrerin der Evangelisch-methodistischen Kirche.

Webseite (in englischer Sprache):
Tubestation

Datum: 27.02.2012
Autor: Claudia Haslebacher
Quelle: Livenet

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