Andreas Wiebe, Gründer von Swisscows (Bild: Facebook)
Andreas Wiebe, Gründer von Swisscows, warnt vor Datenmissbrauch und Manipulation durch Techgiganten wie Google und Whatsapp. Müssen wir uns nun von Whatsapp verabschieden? Der Thurgauer mit aufschlussreichen Antworten im Livenet-Talk.
Datensicherheit ist mehr denn
je ein aktuelles Thema. Dies auch dadurch, dass infolge der Corona-Pandemie die
Digitalisierung einen neuen Schub erhalten hat. Eine Chance, welche Google,
Facebook und ähnliche Firmen nicht versäumen, um Informationen zu sammeln und
zu ihrem Nutzen einzusetzen.
Der weitreichende Einfluss von Google
Andreas Wiebe, IT-Unternehmer und Experte für digitale
Transformation, kennt die Arbeitsweise von Unternehmen wie Google und läutet die Alarmglocken. Der bekannte Spruch mit welchem Google
angefangen habe «Tue dem anderen nichts Böses» gehöre der Vergangenheit an und
ist seit etwa sechs Jahren nicht mehr im Zusammenhang mit Google zu finden.
Unternehmen wie Google seien mittlerweile eben nicht mehr nur eine
Suchmaschine, sondern auch Berater, die Ergebnisse in Bereichen wie Shopping
oder Politik manipulieren können und dies laut Wiebe auch tun.
Das Problem dabei ist, dass
die Gesetzgebung in Staaten wie Amerika politisches Interesse hat und die Verwendung
der Nutzerdaten nicht verbieten. Statistisch gesehen klicken laut dem Schweizer
Unternehmer 90 Prozent der Internetnutzer nur den ersten Vorschlag der
Suchmaschine an. Ein leichtes also für die Regierung, Suchvorschläge
so zu platzieren, dass sie beispielsweise zu Gunsten der eigenen Wirtschaft
wirken. Es sei also nicht nur der einzelne, sondern eine ganze Gesellschaft,
die so gesteuert werden kann.
Swisscows: Suchmaschine
mit klaren Prinzipien
Als Wiebe im Jahr 2014 mit der
Entwicklung der Suchmaschine begann, sei für ihn als Christ klar
gewesen, dass seine Suchmaschine Swisscows nur unter zwei unabdingbaren
Prinzipien laufen soll: Keine Überwachung und Manipulation sowie keine Gewalt
und Pornografie. Heute sei Swisscows immer noch die einzige Suchmaschine
weltweit, die keine Nutzerdaten sammelt. «Die Bibel verbietet uns, Daten zu klauen», stellt der Unternehmer fest. Da sehe er keinen Spielraum für Kompromisse.
Für Wiebe ist seine Aufgabe eine
Berufung von Gott und kennt auch heute keine Kompromisse in Sachen Datenschutz:
«Wenn der Staat käme und sagt entweder gibst du die Daten oder du musst
schliessen, dann schliesse ich.» Wiebe schätzt,
dass mittlerweile über 20 Millionen Personen Swisscows nutzen. Die Desktopsuchmaschine stosse aktuell besonders
in den USA auf grosses Interesse. Swisscows ist nicht nur für den
Nutzer familienfreundlich, sondern unterstützt mit jedem Klick auch
Projekte für bedürftige Kinder.
Whatsapp,
Signal, Threema und Co.
Durch das Aktualisieren der Lizenz
sorgte Whatsapp vermehrt für Aufsehen. Andreas Wiebe sagt, dass jeder für sich
eine Grundsatzentscheidung treffen müsse. «Will ich Datenschutz haben oder sind
mir meine Freunde und Bekannte wichtiger?» Für Unternehmer mit Geschäftskunden
auf Whatsapp ist diese Frage noch schwieriger. Doch auch hier sei es so, dass
jemand der punkto Daten auf Nummer sicher gehen wolle, darauf achten sollte,
dass die Herausgeber seiner Apps und deren Serverstandorte nicht in Ländern mit
rechtlicher Sachlage wie den USA stehen. In Europa könne hier die Schweiz mit
Threema und Teleguard als einziges Land gute und sichere Lösungen anbieten. «Unser
Land ist in Sachen Datenschutz sowieso gut positioniert», so Wiebe. «Die
Schweiz ist momentan einer der besten Orte überhaupt weltweit, wenn es darum
geht, dass die Daten geschützt sind und der Staat nicht hungrig ist nach diesen
Daten.» Wer es denn wirklich absolut sicher machen wolle, dürfe dann aber auch
keine Apps wie Facebook haben, die dann trotzdem Datenaustausch vornehmen können.
Ist
eine Zukunft ohne Google und Whatsapp überhaupt möglich?
Das kleine Ostschweizer Unternehmen führt klar
einen David gegen Goliath-Kampf. «Wer sind wir schon – könnte man sagen», meint
Andreas Wiebe selbstironisch. Während zu Beginn Unternehmen wie Yahoo oder
Microsoft merkten, dass sie keine Nutzerdaten erhalten, wieder vom Zug
absprangen, lenken heute grosse Firmen ein und schalten Werbung, ohne im Gegenzug irgendwelche Nutzerdaten zu erhalten. Wiebe ist daher überzeugt vom eingeschlagenen Weg.
Anfang dieses Jahres
brachte er mit seiner Firma die bereits erwähnte Chat-App Teleguard auf
den Markt und hat noch mehr Produkte, die er künftig anbieten will – alles ohne Datenspeicherung und Überwachung. Es gehe darum, die europäischen
Techunternehmen mit diesen Prinzipien vorwärts zu treiben und zu unterstützen,
um unabhängiger von den US-Giganten zu agieren. «Ich würde mich sehr freuen, wenn noch mehr
christliche Geschäftsleute aufstehen und auf diese datensicheren Angebote umsatteln.»