Frauen in der Kirche

«Erst vor Gott sind alle gleich»

Die Informationsstelle Inforel wollte wissen, wie es Frauen geht, die in ihrer Kirche oder Religion nicht die gleichen Ämter wie die Männer ausüben können. Sie kam dabei zu erstaunlichen Rückmeldungen.
Pastorin (Symbolbild)

Das Spektrum ist breit. Während in reformierten Kirchen die Gleichberechtigung für Frauen heute eine Selbstverständlichkeit ist, sind Priesterinnen und Bischöfinnen in der katholischen Kirche weiterhin tabu. Auch in der Orthodoxie oder im Islam übernehmen selbstverständlich die Männer die entscheidenden Ämter. Wie gehen die betroffenen Frauen damit um?, wollte die Informationsstelle Inforel wissen. Und sie kam zum Ergebnis: Viele Frauen stört das gar nicht.

Gleichberechtigung in den meisten Freikirchen

In einer Auswertung berichtet die Aargauer Zeitung unter dem Titel «Erst vor Gott sind alle gleich» darüber. Inforel befragte Frauen vor allem in der Region Basel. Dabei kamen auch Frauen in Freikirchen, Jüdinnen und Alevitinnen zu Wort. Überraschung löste dabei der Befund aus, dass in 16 von 20 befragten Freikirchen auch die höchsten Ämter für Frauen zugänglich seien. Aber auch in den vier Freikirchen, in denen Frauen die höheren Ämter versagt bleiben, fühlen sich diese dennoch gleichberechtigt. Sie weisen dabei auf die schöpfungsmässig unterschiedlichen Eigenschaften von Frauen und Männern hin. Dies gilt auch in der orthodoxen jüdischen Gemeinde, wo Frauen nicht einmal das Stimmrecht haben.

Muslimas werden selbstbewusster – und tragen Kopftuch

Dies gilt ähnlich bei den muslimischen Gemeinschaften. Imaminnen sind dort noch undenkbar. Die Studienautorin Karima Zehnder erkennt dennoch eine Entwicklung und sagt dazu: «Frauen übernehmen in den Moscheen und deren Vereinen zunehmend Vorstandsämter oder lancieren Bildungsangebote. Es findet ein Umbruch statt: Junge, gut ausgebildete Musliminnen aus der Zweit- oder Drittgeneration von Einwanderern lösen vermehrt ältere Männer ab.» Zudem gründen sie Frauengruppen in den Moscheen und laden Referentinnen ein. Am Arbeitsplatz werden sie auch selbstbewusster mit der Folge, dass sie das Recht einfordern, ein Kopftuch zu tragen, beobachtet die Studienautorin.

Unzufriedenheit nur bei Katholikinnen

Klagen über mangelnde Gleichberechtigung ortete die Studie allein in der Römisch-katholischen Kirche. Frauen prangern die männliche Dominanz an. Allerdings verrichteten Theologinnen in der Kirche oft die gleichen Aufgaben wie die Priester. «Alle halten Predigten und führen durch Gottesdienste. Vereinzelt übernehmen sie – mit einer ausserordentlichen Bewilligung – sogar Taufen und Trauungen», stellt der Bericht fest.

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Datum: 04.12.2019
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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