Zorn, Schuld – und Vergebung

«Alles, wonach ich mich sehnte, war die Liebe meines Vaters»

Ihr Leben lang sehnt sich Christie Musso Bruce nach der Zuneigung des Vaters, der sie schon früh verlassen hat. Doch selbst als er nach Jahren zu ihr zieht und sie ihn pflegt, hört sie nie ein «Ich liebe dich» oder «Danke». Zorn und Ärger stauen sich an – und Schuldgefühle, als er plötzlich stirbt…
Christie Musso Bruce
Christie Musso Bruce mit ihrem Mann

Alles, wonach sich Christie Musso Bruce als kleines Kind sehnte, war die Liebe ihres Vaters – doch er verliess sie schon ganz früh. «Als er uns verliess, sahen wir ihn kaum mehr. Ich wollte immer Papis kleines Mädchen sein und ich sehnte mich unendlich nach dieser Liebe. Aber ich erhielt sie nie von ihm.»

Während ihre Mutter lange Arbeitsschichten hatte, verbrachte Christie die Zeit bei Familienangehörigen und Freunden. Mit zehn Jahren war sie bereits sexuell missbraucht worden, mit elf rannte sie immer wieder von zu Hause weg und wurde in ein Kinderheim geschickt. Doch auch hier wurde sie körperlich und emotional von den Angestellten missbraucht, bis sie mit 16 weg durfte. «Als ich aus dem Kinderheim kam, war ich völlig am Ende. Ich war voller Zorn, weil ich mich unbeschützt fühlte, insbesondere seitens meines Vaters. Ich hasste Gott, weil ich Gott so sah wie meinen leiblichen Vater und ich wollte nichts mit ihm zu tun haben.»

Hoffnung auf Vater-Kind-Beziehung

Mit 21 ist sie bereits zum zweiten Mal verheiratet und Mutter von zwei Kindern, als sie plötzlich von ihrem Vater kontaktiert wird. Er ist nach einem Unfall Tetraplegiker und auf den Rollstuhl angewiesen und braucht einen passenden Ort zum Wohnen. Christie hofft, dass sich ihre Beziehung nun endlich bessern wird, und sagt zu. Doch in den acht Jahren, in denen sie sich aufopfernd um ihn kümmert, wird es nur schlimmer. «Ich hörte nie ein 'Ich liebe dich' oder 'Danke'. Ich war so wütend, weil ich nie das bekam, wonach ich mich gesehnt hatte.» Ihr Vater hat zudem eine Spielsucht, eine Schwäche für Frauen und raucht Marihuana – alles in ihrem Haus. Darunter leidet auch ihre Familie und sie muss sich entscheiden.

Schliesslich überlässt sie ihrem Vater das Haus und zieht mit der Familie aus – doch nur wenige Wochen später stirbt ihr Vater. Christie wird von Schuldgefühlen geplagt. «Wenn ich ihn nicht verlassen hätte, wenn ich nicht ausgezogen wäre – wenn ich nur da gewesen wäre. Ich fühlte mich verantwortlich für seinen Tod.» Ihr emotionaler Zustand wirkt sich so stark auf die Ehe aus, dass es letztlich zur Scheidung führt. «Ich hatte nicht nur meinen Vater verloren, ich verlor auch eine gute Ehe. Ich verlor den Respekt…» Um den Schmerz zu ertränken, geht sie von Bar zu Bar, von Mann zu Mann. «Ich versuchte, diese Leere zu füllen. Ich fühlte den Schmerz und die Wunden, um die ich mich nie gekümmert hatte…»

«Es ist zu Ende»

An Sylvester 2005 ist Christie ganz allein zu Hause. «Ich hatte mein Leben so zerstört. Meine Kinder sprachen nicht mehr mit mir. Und so traf ich die Entscheidung, dass es zu Ende ist.» Sie schluckt jede Menge Tabletten, um sich umzubringen. In dem Moment ruft eine Freundin an, um ihr ein frohes Neues Jahr zu wünschen – sie merkt, dass etwas nicht stimmt und ruft den Notdienst. Christie überlebt und beginnt eine Therapie in einem christlichen Reha-Programm.

Die neue Freundin

Hier lernt sie eine Christin kennen, die zu ihrer besten Freundin wird. «Ich beobachtete sie, weil sie so voller Frieden war. Sie war wie Jesus in meinem Leben, half mir, selbst wenn ich in einer Bar war oder am Trinken…»

Diese Liebe wird für sie zum Wendepunkt – auch sie möchte Jesus in ihrem Leben haben. «Ich schrie zu Gott: 'Bitte vergib mir. Ich möchte, dass du in mein Herz kommst. Wenn du mir diesen Frieden schenkst, verspreche ich dir, dass ich dir immer dienen werde. Vergib mir, dass ich so viele Menschen verletzt habe. Komm und wasch mich sauber. Schenk' mir eine zweite Chance!'» Während sie im Glauben wächst, baut sie die zerbrochenen Beziehungen in ihrem Leben wieder auf und bittet die Menschen, die sie verletzt hat, um Vergebung.

Wieder ganz

Heute ist sie Autorin und Motivationssprecherin. Zudem ist sie glücklich verheiratet mit Ronnie, einem christlichen Radiomoderator. Durch Gottes Liebe fand Christie Vergebung, Freiheit und Hoffnung. «Es gibt Hoffnung und eine Zukunft, egal, von wo du herkommst. Die Christie, die ich heute sehe, ist so anders als die Christie meiner Vergangenheit: Damals sehe ich ein kleines Mädchen, das zerschlagen und zerbrochen ist, aber durch Gottes Gnade ist mir vergeben und ich bin wieder ganz geworden.»

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Datum: 17.09.2019
Autor: Club 700 / Rebekka Schmidt
Quelle: Club 700 / Übersetzung: Jesus.ch

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