Virtuelle Untreue

Neue Medien verändern Paarbeziehungen

Das Internet ermöglicht eine unkomplizierte und effiziente Partnersuche. Es schafft aber auch neue Möglichkeiten der Untreue – mit Folgen für zahlreiche Paare.
Eifersüchtige Frau

«Online-Untreue ist ein neues Phänomen – und sie revolutioniert die bisherige Definition von Treue.» Das sagt der Zürcher Ordinarius für klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paar/Familien an der Universität Zürich, Guy Bodenmann. Laut Bodenmann entstehen heute 10 – 18%  der Ehen durch Dating-Plattformen, soziale Netzwerke, Chatrooms und Foren. Aber diese sind auch eine Quelle neuartiger Untreue. Denn sie werden auch von Ehepartnern benutzt, die eine Abwechslung und den Flirt, allenfalls ein Dating mit sexuellem Kontakt, suchen. Inzwischen gibt es Online-Plattformen, die explizit zu einem Seitensprung auffordern.

Schnell, effizient, unkompliziert

Guy Bodenmann sprach am 22. August 2014 an einer von seinem Institut organisierten Tagung an der Universität Zürich. Laut einer Erhebung sind heute die Nutzer im Durchschnitt täglich 53 Minuten ihrer Freizeit online. Darunter sind 10% verheiratete Männer und 6.5% verheiratete Frauen. Oft verbringt ein Partner viel Zeit im Netz, ohne dass die Ehefrau weiss, dass er mit einer andern Frau online flirtet. Das ist brisant, denn 42% der Beteiligten gehen aufgrund von Online-Kontakten eine Affäre ein. Oft finden mehrere Kontakte gleichzeitig statt. Die Beteiligten schätzen die relative Anonymität, den schnellen Kontakt – aber auch die Möglichkeit, einen Kontakt schnell wieder zu beenden.

Neues Treueverständnis

Ebenso brisant: Viele dieser Männer und Frauen sehen die Treue in ihrer Beziehung durch Abenteuer online nicht verletzt. 60-80% von ihnen bezeichnen sich laut Bodenmann in Umfragen als treu, obwohl sie emotional oder gar mit sexuellen Inhalten chatten. Ursache für diese Aktivitäten kann die Unzufriedenheit mit der Partnerschaft sein und somit eine «Versicherung», im Falle des Scheiterns der Partnerschaft nicht allein zu bleiben. Neu ist aber das Phänomen, dass sich – besonders auch nach einer langjährigen Partnerschaft, ein Paar trennt, obwohl es seine Partnerschaft zuvor als intakt bezeichnet hat. Einer der Gründe – und das hat besonders mit den neuen Medien zu tun – ist das Auftauchen eines neuen Partners oder einer neuen Partnerin.

Die Phase der Online-Untreue

Wichtig ist auch die mögliche Vorgeschichte. Wenn einer der Partner online untreu wird, hat das Folgen auf die Partnerschaft. Die Partner nehmen sich weniger Zeit miteinander, die Emotionalität in der Beziehung sinkt, die sexuelle Intimität nimmt ab, und die untreue Partnerin erlebt eine persönliche Veränderung. Dazu kommen Verletzungen und ein Vertrauensverlust. 20% der Paare trennen sich schliesslich nach dem Bekanntwerden einer Online-Affäre.

Datum: 01.09.2014
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / SSF

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