Bei der parteiübergreifenden Veranstaltung unter dem Motto "Nein zum Krieg im Irak" gelang es mit Unterstützung von Münchens Oberbürgermeister Christian Ude, ein breites gesellschaftliches Bündnis von Gewerkschaften, Kirchen und anderen Organisationen zu schaffen. Zu einer weiteren Demonstration in der bayerischen Landeshauptstadt hatten rund 80 linke Gruppen aufgerufen. Friedenskundgebungen fanden unter anderem auch in Frankfurt und Bremen statt. Ude betonte in seiner Rede die Verantwortung des Westens im Hinblick auf die Waffenlieferungen an den irakischen Staatschef Saddam Hussein. Kein Friedensdemonstrant sei so naiv, "dass er Waffen in den Irak schickt und hinterher erschrickt, wenn dort welche sind". Der Politiker rief zu einem Aufstand des Gewissens auf, damit auch in anderen europäischen Ländern breite Bündnisse für den Frieden wüchsen. Ude dankte vor allem den Kirchen, die sich zur Beteiligung an der Demonstration bereit erklärt hatten. Neben der katholischen und evangelischen Kirche nahm auch die griechisch-orthodoxe Metropolie an der Aktion teil. Der Münchner Weihbischof Engelbert Siebler sagte, es sprächen gute Argumente für den Frieden. Dieser sei jedoch nicht selbstverständlich; die Menschen müssten etwas für ihn tun. Dazu gehöre das Gebet ebenso wie das Demonstrieren. Zugleich erinnerte der Weihbischof daran, dass ein Krieg Riesensummen verschlinge. "Wenn dieses Kapital für den Abbau der Ungleichheit eingesetzt wird, sind wir dem Frieden weltweit näher, als wenn Bomben auf ein ohnehin geschundenes Volk fallen." Wenn das "Ja zum Frieden" glaubwürdig sei, müssten die Industrienationen ihre Entwicklungshilfe verdoppeln. Siebler wertete die Veranstaltung als "vollen Erfolg". Viele wollten jetzt mit den Mitteln der Demonstration ihren Willen zum Frieden ausdrücken und ihre Argumente artikulieren. "München hat gezeigt, wie man das in beeindruckender und friedlicher Weise tun kann." Menschen aller Generationen hätten trotz Kälte und Schnee dem Frieden eine Stimme gegeben. Er hoffe, dass dieses Signal von den Politikern richtig gewertet werde. Das Gebet um Frieden bleibe aber weiterhin dringlich und notwendig. Nach Einschätzung der Münchener evangelisch-lutherischen Regionalbischöfin Susanne Breit-Kessler lassen sich die Menschen nicht weismachen, dass die politischen Möglichkeiten für den Frieden bereits ausgeschöpft seien. Krieg sei kein Ersatz für Politik; er bedeute den Tod von Babys, Kindern, Jugendlichen, Frauen und Männern. "Wir sagen Nein zum Krieg, weil Probleme, die zu einem grossen Teil durch die reichen Industriestaaten mitverursacht wurden, nicht durch militärische Gewalt gelöst werden können." Bei Saddam Hussein handele es sich um einen Diktator und Tyrannen. Europa und die USA seien aber mitverantwortlich für die herrschenden Machtverhältnisse im Nahen Osten. In Frankfurt appellierten am Samstag vor rund 4.000 Menschen auf dem Römerberg der Limburger Bischof Franz Kamphaus und der Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Peter Steinacker, an die Politiker, alles Erdenkliche für eine friedliche Lösung des Irak-Konflikts zu tun. Krieg sei kein unabwendbares Schicksal, sondern "ein unvernünftiges menschliches Machwerk", so Kamphaus. Millionen Menschen hungerten, während hier Milliarden Dollar "in den Sand gesetzt" würden. Steinacker forderte das amerikanische Volk auf, seine Zustimmung zu einem "ethisch nicht zu rechtfertigenden Präventivkrieg" zu verweigern. An der Protestkundgebung in Bremen, die von Kirchen, Gewerkschaften und Friedensinitiativen organisiert worden war, beteiligten sich rund 10.000 Menschen.Kirchen beteiligten sich
"Gute Argumente für den Frieden"
Politische Möglichkeiten für den Frieden noch nicht ausgeschöpft
Unvernünftiges menschliches Machwerk
Datum: 11.02.2003
Quelle: Kipa