Ecuador: Kinder schuften zu Hungerlöhnen auf Bananen-Plantagen

Banane

Quito. Tausende Kinder schuften nach Angaben von Menschenrechtlern auf den Bananen-Plantagen Ecuadors und gefährden damit ihre Gesundheit und Zukunft - und das trotz eines offiziellen Verbots der Kinderarbeit.

Ein mehr als 100 Seiten langer Bericht von Human Rights Watch machte vor kurzem auf die verzweifelte Lage vieler Arbeiter und ihrer Kinder in dem grössten Bananenexportland der Welt aufmerksam. Am Pranger steht auch der Bananenkönig und mögliche nächste Präsident des Landes, Alvaro Noboa. Er und seine Kollegen exportieren pro Jahr Bananen im Wert von 800 Millionen Euro.

Gesundheit wird ruiniert

Die zum Teil erst acht Jahre alten Kinder müssten sich wegen des ungeschützten Umgangs mit Pestiziden oft übergeben und klagten über Schwindelgefühle sowie Kopfschmerzen, berichteten Mitarbeiter von Human Rights Watch. Das Tragen schwerer Lasten führe zudem zu bleibenden Gesundheitsschäden, ein Schulbesuch sei unmöglich, psychologische Schäden seien keine Seltenheit.

Die Bananenindustrie fürchtet angesichts solcher Schilderungen offensichtlich um Absatz und verbot Kinderarbeit auf den Plantagen Ecuadors. «Das ist aber keine wirksame Massnahme, denn die Armut selbst ist der Grund der Kinderarbeit», sagt die Menschenrechtlerin und Nonne Elsie Monge. Viele Eltern der nun «arbeitslosen» Kinder schmuggeln die Kleinen weiterhin auf die Plantagen. Zwar arbeiten nach Angaben von Gewerkschaftlern derzeit weniger Kinder als früher. Das werde sich nach der Präsidentenwahl aber wieder ändern, fürchtet Monge.

Fast immer seien es die Eltern, die ihre Kinder aus purer Not zur Arbeit brächten, um das karge Familieneinkommen aufzubessern. Ein Erwachsener verdient umgerechnet nur etwa 140 Euro im Monat, und davon kann eine Familie nicht leben. Die Kinder bekommen pro Arbeitstag, der bis zu 13 Stunden dauert, gerade mal drei Euro.

Hungerlöhne für Erwachsene

«Das Problem ist doch, dass die Produzenten nun zwar die Kinderarbeit verbieten, aber den Grund der Zustände, die Hungerlöhne für Erwachsene, nicht beseitigen», klagt der Gewerkschaftler Marco Cantos Lopez. In Guayaquil, der grössten Stadt des Landes, hat er gerade an einem Treffen mit Vertretern der Bananenindustrie und von Human Rights Watch teilgenommen.

«Die Unternehmer wollen einige Schulen bauen, Krankenstationen einrichten und hier und da Duschen und Toiletten für die Arbeiter aufstellen. Lohnerhöhungen und besserer Arbeitsschutz sind aber tabu», fügt Ricardo Sorlan von der Landarbeitergewerkschaft Fenacle hinzu.

Wer bei diesen Bedingungen auf die Idee kommt, von seinem Streikrecht Gebrauch zu machen, wird schnell entlassen. Auf der Plantage «Los Alamos», die zum Imperium des Milliardärs Noboa gehört, wurden Streikende nach Gewerkschaftsangaben im Mai sogar von etwa 400 bewaffneten Privatpolizisten vertrieben.

In einem sind sich die Gewerkschaftler und die Produzenten einig. Die Exporteure in Ecuador wie etwa Noboa und die Grosshändler in den Konsumentenländern sollen auf einen Teil ihrer Gewinne verzichten. Sonst werde sich kaum etwas am Los der Arbeiter und ihrer Kinder ändern.

Quelle: Human Rights Watch

Datum: 01.11.2002

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