In der letzten Woche versuchte eine Plattform "Perspektive Familienpolitik", bestehend aus fünf Familienorganisationen, mit alten Forderungen neu Druck zu machen: Rasche Einführung der bundesweiten Familienzulagen von mindestens 200 Franken und Ausbildungszulagen von mindestens 250 Franken, Ergänzungsleistungen für einkommensschwache Familien und eine familienfreundliche Steuerreform. Obwohl diese Forderungen seit Jahren gestellt werden und im Grunde bescheiden sind, ist deren politische Umsetzung noch immer nicht in Sicht. Der Druck auf die Familie ist in den vergangenen Jahren aus verschiedenen Gründen stark gestiegen. Dies macht beispielsweise die starke Beanspruchung der Familienberatungsstellen deutlich. Betroffen sind besonders Familien mit schwächerem Einkommen und Alleinerziehende. Wie die Neue Zürcher Zeitung berichtete, sind im Kanton Zürich von den Alleinerziehenden 20,8 Prozent unter die Armutsschwelle gefallen und müssen vom Sozialamt unterstützt werden. In der Politik ist diese Entwicklung noch kaum genug ernst genommen worden. Auf nationaler Ebene fehlen laut der Vereinigung "Perspektive Familienpolitik" familienpolitische Massnahmen weitgehend. Auch seien in den meisten Kantonen die Leistungen im Rahmen des Familienlastenausgleichs sehr tief. Dabei sei Familienpolitik eine "zentrale gesellschaftliche Aufgabe". Auch die Schweizerische Stifung für die Familie (SSF) kritisiert die Trägheit in der Familienpolitik.. "Wie lange wird sich die Politik Zeit nehmen, bis wenigstens ein Rest der vorgeschlagenen Massnahmen vielleicht noch Realität wird? Viel Zeit bleibt nicht; die Folgen einer demografischen Krise sind bereits absehbar", schreibt die SSF in einer Stellungnahme. Unverständlich sei, weshalb es der reichen Schweiz nicht gelinge, allen Kindern wenigstens finanziell ein würdiges Dasein zu ermöglichen. Kinderhaben sei zu einem Armutsrisiko geworden und für die Zukunft bleibe die nachwachsende Generation immer mehr aus. Jetzt ginge es darum, Grundlagen zu schaffen, die ganz neu zur Familiengründung, zum Kinderhaben und –erziehen ermutigen. Dabei sollte eine Wahlfreiheit für Vater oder Mutter zwischen Erziehungsarbeit oder externer Erwerbstätigkeit geschaffen werden. Konkret: Erziehungsarbeit braucht Anerkennung und Honorierung. Ebenso seien Familien mit Kindern wirksamer von Beiträgen zugunsten von Krankenkassen und anderen Sozialversicherungen zu entlasten.Hohes Armutsrisiko
SSF kritisiert Untätigkeit
Erziehungslohn
Datum: 01.09.2002
Autor: Thomas Hanimann
Quelle: idea Schweiz