Erfolgsverwöhnt glauben

Nathanael Draht: Vom Millionär zum Missionar

Mit gerade einmal 30 Jahren hat Nathanael Draht all das erreicht, wovon viele Menschen nur träumen: Er ist verheiratet, erfolgreich und Millionär. Und seit einigen Jahren lebt er mit Gott. Darüber erzählt er in seinem Buch «Gott sagte: Willst du mit mir leben? Und ich so: Klar. – Mein Leben vom Millionär zum Missionar». Das Buch bewegt sich dabei auf
Nathanael Draht (Bild: Youtube Screenshot)
«Gott sagte: Willst du mit mir leben? Und ich so: Klar.» – Cover

224 Seiten zwischen authentisch und unausgegoren. Wahrscheinlich wird sich das Buch gut verkaufen. Ein hübscher junger Mann mit einer noch hübscheren jungen Frau wird Millionär und entscheidet sich unterwegs für ein Leben mit Jesus. Er erzählt sehr ehrlich und einfach aus seinem Leben und von seiner Begegnung mit Gott. Gleichzeitig nutzt er jede Gelegenheit zum Predigen über seine theologische Meinung zu Themen wie Zungenrede oder Leid.

Aber worum dreht sich das Buch eigentlich? Geht es hier um einen Lebensbericht oder um ein theologisches Statement für charismatisches Christsein? Das wird nicht geklärt. Leserinnen und Leser erwartet trotzdem ein unterhaltsam geschriebenes Buch mit einigen Längen und vielen persönlichen Einsichten.

Vorurteil

Jeder, der ein Buch in die Hand nimmt, tut dies mit einer gewissen Erwartung bzw. einem Vorurteil. Nathanael Draht lächelt seine Leserinnen und Leser charmant vom Titelfoto entgegen. Gleichzeitig klingt das Buch etwas nach einem der typischen Erfolgsratgeber: «Reich und glücklich in drei einfachen Schritten». Wie wird er darüber reden?

Immer wieder unterstreicht Nathanael Draht entwaffnend offen und sympathisch, dass nicht er es geschafft hat, sondern dass Gott ihm begegnet ist. Natürlich lebt das Buch trotzdem von seinem Erfolg und seiner Persönlichkeit – sonst wäre er wohl kaum auf dem Cover abgebildet bzw. sonst hätte der Verlag auch einen 60-jährigen Nicht-Millionär als Autor aussuchen können. Daneben hat es natürlich immer etwas Vorläufiges, wenn ein 30-Jähriger so etwas wie seine Memoiren schreibt…

Vorwort

Ich bin bekennender Vorwort-Leser. Das hier abgedruckte des Autors ist allerdings nur ein kurzer Hinweis, dass er das Buch mithilfe eines Co-Autors geschrieben hat. Okay. Das Geleitwort gehört dagegen zur Kategorie «überblättern». Gerry Klein, ehemaliger Leiter der Bibelschule des Glaubenszentrums Bad Gandersheim, nutzt es in erster Linie zu Kulturkritik am «medialen Mainstream». Schade.

Veränderung

Kommen wir zum Kern des Buchs. Nathanael Draht war in seiner Schulzeit wohl eher ein Aussenseiter oder «Nerd» – so genau wird das nicht klar. Das ändert sich jedoch, als der begeisterte Gamer eine Wasserkühlung für seinen eigenen Computer bastelt. Er bietet sie auch übers Internet zum Kauf an und hat damit bereits den Grundstein für seinen Erfolg gelegt. Es folgt eine steile Karriere mit Geld, Frauen, Drogen, Autos und Freunden, doch wirklich glücklich wird der Sohn von gläubigen Eltern nicht. Irgendwann findet er ein Neues Testament in seinem Barfach. Er schlägt es auf und wird «geflasht». Eine Weile später bekehrt er sich in einem charismatischen Gottesdienst zu Jesus.

Diese persönlichen Anteile des Buches sind seine Stärke. Hier begegnet man dem echten Nathanael. Wer noch keine Berührungspunkte mit charismatischer Frömmigkeit hatte, mag manche Passagen («Hier stand ich irgendwo in Indien, Gott heilte Menschen, wenn ich für sie betete, und schickte durch mich Dämonen oder irgendwelche anderen Mächte einfach weg») als übertrieben empfinden, doch es sind eben die Erfahrungen des Autors. Und der erzählt glaubwürdig, locker und erfrischend ehrlich von seinen Hochs und Tiefs. Plötzlich geht es nicht mehr um ein Millionenvermögen, sondern darum, was Gott mit ihm und all seinen Leserinnen und Lesern noch vorhat. Diese Abschnitte des Buchs sind vielleicht nicht für alle nachvollziehbar, aber es ist die wirklich gewinnbringende Hälfte des Buchs.

Verkündigung

Leider ist das Buch jedoch keine reinrassige Biografie. Nathanael Draht hat ein deutliches Sendungsbewusstsein, deshalb ist gefühlt die Hälfte des Bandes eine theologische Abhandlung zu unterschiedlichen Themen. Das reicht vom Sprachengebet bis hin zur Theodizee – der Leidfrage. Einerseits beschreibt Draht damit seinen persönlichen Weg, wenn er in der Mitte des Buchs vom Erwachsenwerden seines Glaubens spricht und vieles von dem, was er in der ersten Hälfte entfaltet hat, wieder infrage stellt. So kommt er zum Schluss, dass doch nicht jedes Problem dämonische Wurzeln hat. Allerdings bleibt vieles in seiner Darstellung oberflächlich.

Der Leidfrage widmet er ein ganzes Kapitel und stellt zu Beginn die Meinung verschiedener Theologen dar, um sie dann selbst zu beantworten. Dazu hat er Gott befragt. «Die Antwort war kurz und knapp: Freier Wille!» Dieses für ihn direkte Reden Gottes sticht jedes Argument. Das wird auch an anderer Stelle deutlich, als er von seinem Engagement in einem Hauskreis berichtet: «Ich hatte einen Deal mit Jesus gemacht: Ich werde keine Zeit in Vorbereitung stecken.» Diesen Eindruck vermitteln tatsächlich einige Aussagen des Buchs. Etwas weniger Geistleitung und etwas mehr Nachdenken hätte ihm an mancher Stelle gutgetan.

Und nun?

Das Buch hat deutliche Schwächen. Trotzdem begegnet man darin einem sympathischen Menschen; einem Reichen, für den Geld nicht mehr alles ist; einem Christen, der sich immer wieder fragt: Gott, was hast du mit mir vor? Und das ist tatsächlich spannend. Spannender als die Bereiche, über die man sehr unterschiedlicher Meinung sein kann. Nathanael Draht hält am Schluss des Buchs selbst fest: «Wir müssen nicht darüber streiten. Insbesondere, wenn wir beide zu Gottes Familie gehören, ist das einfach unnötig.» Okay.

ERF Bericht über Nathanael Draht:

 

Zum Buch:
«Gott sagte: Willst du mit mir leben? Und ich so: Klar. – Mein Leben vom Millionär zum Missionar»

Zum Thema:
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Datum: 13.03.2020
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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