Ein Burnout

Das muss nicht das Ende sein

Max Egger wollte seine christliche Überzeugung zum Wohl von Menschen einsetzen. Als Dolmetscher und Mitarbeiter einer Missionsgesellschaft kam er immer mehr unter Druck – und landete im Burnout. Nun soll anderen zugute kommen, was er dabei gelernt hat.
Ein Burnout muss nicht das Ende
Max Egger

Dass Max Egger sich für den christlichen Glauben entschieden hat, grenzt an ein Wunder. Eigentlich hatte er genügend Grund, sich eine andere Lebensgrundlage zu suchen. Zwar besuchten seine Eltern jeweils am Sonntagnachmittag den Gottesdienst der Chrischona-Freikirche in Speicher. Doch die Gottesdienste waren für einen Jugendlichen alles andere als attraktiv.

Dass der Glaube schliesslich doch noch eine Option wurde, „verdankt“ er einer persönlichen Krise während seiner Ausbildungszeit in der Verkehrsschule. Die Symptome waren Lernmüdigkeit, Appetitlosigkeit, vor allem aber eine Sehnsucht, einen Sinn hinter allem zu sehen. In dieser Zeit anerbot er sich, in der Schule einen Vortrag über den Fund der Arche Noah und ihre Bedeutung im Neuen Testament zu halten. Doch das war schlichte Selbstüberforderung. „Ich stürzte psychisch ab“, erinnert er sich.

Es wurde hell

In dieser Zeit wurde er auf Vorträge von Ernst Tanner, dem späteren Gründer eines Helikopterunternehmens, das in Afrika Flüge für Missionsgesellschaften macht, aufmerksam. Die Worte des engagierten Evangelisten packten ihn und liessen ihn nicht mehr los. Er fand ein „Ja zum Himmel“. Und siehe da: „Es wurde hell in meinem Leben!“

Max Egger wollte dieses Erleben nicht für sich behalten. Er erzählte weiter, was er erfahren hatte, schloss sich Jugendbewegungen an, suchte überall Kontakte zu Gleichgesinnten, half andern in Lebenskrisen. An einer Jugendevangelisation, an der er selbst sprechen durfte, erlebte er 1973, wie sich über 60 junge Leute für ein Leben mit Jesus Christus entschieden.

Überall aktiv

Schliesslich fand er eine Anstellung in einer südafrikanischen Missionsgesellschaft, die auch in der Schweiz einen Sitz hat. Er lernte Afrikaans, arbeitete als Dolmetscher, besorgte die Finanzen, arbeitete auf Baustellen, in der Landwirtschaft, im Garten und wo immer Not am Mann war. Als ihn die Wohngemeinde bat, die Schulpflege als Aktuar zu unterstützen, sagte er gerne ja.

Egger war verheiratet und hatte zwei Töchter. Seine Familie begann unter dem permanenten Arbeitsdruck und seiner ständigen Abwesenheit zu leiden. Unmerklich manövrierte er sich in Konfliktsituationen, verlor die Freude an der Arbeit, litt unter Konzentrationsstörungen, stürzte in Angstzustände und Depression ab. 1993 wurde ihm ein „Burnout im höchsten Grad“ bescheinigt. Und noch schlimmer: Er verlor seine Familie. Das gesamte Umfeld war mit seiner Situation überfordert. Vor allem verhinderte sie, dass er gute fachliche Hilfe fand.

Kein Wunder, oder doch?

So aktiv er gewesen war, so tief stürzte er in Apathie und Passivität. Nach Monaten keimte unbemerkt eine kleine Pflanze der Hoffnung aus seinem Lebensfundament. Es folgte kein spektakuläres Sofort-Wunder. Vielmehr vergingen Jahre, bis er wieder zu Kräften kam und eine neue Perspektive fand.

Das Wunder bestand immer wieder aus einzelnen Menschen, die selber schwere Erfahrungen hinter sich hatten und ihm daher mit offenen Augen und Herzen begegneten. Sie waren es, die ihm auf seinem Weg aus dem „Loch“ Hilfe anboten: Beratung, finanzielle Unterstützung, oft einfach ein Dach über dem Kopf, als er aus dem sozialen Netz gefallen war und sich alte Freunde abgewandt hatten.

Er ging durch tausend Nöte und Selbstzweifel. Vieles musste aufgearbeitet werden. Doch langsam führte der Weg aufwärts. Schliesslich sprach ihn auch eine Predigt oder christliche Literatur wieder an. Und plötzlich merkte er, dass er andere mit tiefer blickenden Augen verstehen und ermutigen – und auch wieder über Glaubenserfahrungen reden konnte.

Wem geholfen wird, der kann selbst …

Im November 2005 empfand er den starken Eindruck, sich konsequent auf das „Ziel seines Lebens zu konzentrieren“. Ein Prozess der Neubesinnung und Neuausrichtung begann. Er erkannte, dass zahlreiche Menschen in ein Burnout abstürzen und Hilfe brauchen. „Gerade wegen der extremen Erfahrungen in meinem Leben bin ich heute in der Lage, andere zu verstehen und ihnen weiter zu helfen“, ist Max Egger überzeugt. „Burnout-Beratung ist ein Bedürfnis – aber sie muss unbürokratisch und einfach geschehen können.“ Betroffene sollen die Möglichkeit haben, sich auch ganz anonym an einen Berater zu wenden.

Max Egger geht damit bewusst ein Risiko ein, weiss er doch heute nicht, ob er jemals von dieser Beratungsarbeit leben kann. Die Basis seines Angebots ist die Homepage www.burnout-assistance.ch. Hier wird auch eine persönliche Nummer angeboten, auf der man – anonym, wenn man will – mit Egger über seine Probleme reden und Fragen stellen kann.

Wo er selbst an Grenzen kommt, verweist er die Ratsuchenden auch an geeignete Fachleute. Max Egger ist zuversichtlich. Schon sind die ersten Anrufe eingegangen. Er ist mehr denn je überzeugt, in dieser Aufgabe als Berater und Coach mit geistlichem Fundament gefordert, aber dank der durchlebten tiefen Burnout-Erfahrung nicht überfordert zu sein.

Datum: 23.02.2007

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