Chef der Dosenbach-Ochsner AG

«Mir ist wichtig, mich unter Gottes Allmacht zu stellen»

«Geld regiert die Welt», besagt eine Redewendung. Liegt die Macht im Grunde bei den Wirtschaftsführern? Was bedeutet überhaupt Macht in der Wirtschaft – und in einem nach christlichen Werten geführten Unternehmen? INSIST hat bei Yves Ettlin, CEO der Dosenbach-Ochsner AG, nachgefragt
Yves Ettlin, Geschäftsführer des Sport- und Schuhunternehmens Dosenbach-Ochsner
Magazin INSIST zum Thema «Macht» (Februar 2019)

. Er erklärt, weshalb Macht immer relativ ist, nicht zuletzt im Licht von Gottes Allmacht.Magazin INSIST: Yves Ettlin, Sie haben als Geschäftsführer eines grossen Unternehmens eine machtvolle Position inne. Was verstehen Sie in diesem Zusammenhang unter «Macht»?
Yves Ettlin: Ich finde das Wort Macht eher unsympathisch, da es im allgemeinen Gebrauch negativ besetzt ist, und spreche deshalb lieber von Führung. Führung heisst für mich nicht, den Chef zu spielen, sondern im Team gemeinsam Ziele zu definieren und zu erreichen. Meine Mitarbeitenden im Kader bringen Vorschläge ein. Schliesslich muss ich als Chef entscheiden und insofern kann man sagen, dass ich Macht habe. Es ist aber mehr eine Frage der Verantwortung dafür, die gesteckten Ziele zu erreichen, als der Ausübung von Macht.

Macht ist für Sie in diesem Sinn also etwas Positives.
Ich vergleiche meine Tätigkeit gerne mit dem Gleichnis von den Talenten: Unser Eigentümer, ein bekennender Christ, hat mir die Schweizer Organisation seines Unternehmens anvertraut. Meine Aufgabe ist es, diese entsprechend den vorgegebenen Zielen positiv zu entwickeln. Manager mit einer solchen Machtposition werden nicht selten kritisiert, unanständig hohe Gewinne aus den Geschäften herauszuholen. Doch im Gleichnis erzielen die beiden, die etwas aus ihren Talenten gemacht haben, 100 Prozent Gewinn. Ausserdem sehe ich, wie auch die anderen Mitarbeitenden, die Arbeit deshalb in einem anderen Licht, weil in unserem Unternehmen sehr hohe Summen des Gewinns in Hilfswerke fliessen.

Wurde Ihnen Ihre Macht auch schon zur Last oder Ohnmacht?
Auch ich kann meine Ideen und Ziele nicht immer so umsetzen, wie ich es mir vorstelle. Es kann sich eine gewisse Ohnmacht einstellen, wenn ich mit meinem Team Ziele für die Schweiz definiert habe, diese aber beim Mutterkonzern auf Ablehnung stossen. Doch selbst der Eigentümer des Unternehmens ist nicht komplett frei in seinen Entscheidungen, sondern an die Kunden und den Markt gebunden.

Haben Sie in Ihrem Umfeld auch schon Missbrauch von Macht erlebt?
Ich selber habe mit Macht noch nie negative Erfahrungen machen müssen – etwa, dass jemand seine Macht missbraucht hätte. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass unser Unternehmen von der Spitze her christlich geprägt ist. Alle Mitarbeitenden wissen, dass der Eigentümer Christ ist, dass ich Christ bin und dass wir die christlichen Werte hochhalten. Wenn ich zum Beispiel feststelle, dass Mitarbeitende nicht respektvoll miteinander umgehen, schreite ich ein. Ebenso will ich bei jeder Kündigung genau wissen, welche Gründe dahinterstecken. Diese Haltung strahlt offensichtlich im ganzen Unternehmen aus und trägt dazu bei, grössere Missbräuche zu verhindern. Ein christlicher Unternehmensführer hat ein enorm grosses Beeinflussungsfeld, in dem er christliche Werte vorleben und ein Zeugnis sein kann.

Was konkret macht ein christlich geführtes Unternehmen denn aus?
Das ist eine berechtigte Frage. Heutzutage sind ethische Führungsmerkmale oder Sozialkompetenz auch für Menschen selbstverständlich, die Gott nicht kennen. Ein korrekter Umgang miteinander wird gemeinhin erwartet und schlägt sich letztlich auch im Erfolg nieder. Die ältere Generation machte vielleicht noch die Faust im Sack, aber die jüngere Generation lässt sich schlechtes Führungsverhalten nicht mehr bieten. Insofern sehe ich in der Führung keinen grossen Unterschied zu nicht explizit christlichen Unternehmen. Für mich persönlich besteht der Hauptunterschied darin, dass ich mich getragen fühle, meine Entscheidungen mit Gott teilen, ihn fragen kann und er mir den Weg zur richtigen Lösung weist. In diesem Wissen, dass nicht alles an mir hängt, sondern Gott dahintersteht, kann ich besser führen.

Das Leitbild Ihres Unternehmens besagt, dass es den Menschen dienen muss. Wie äussert sich dies konkret?
Das Leitbild ist christlich geprägt und geht vom Prinzip der Nächstenliebe aus. Das Unternehmen muss für die Menschen da sein, sie unterstützen, respektvoll mit ihnen umgehen, darf sie nicht übers Ohr hauen. Diese biblischen Führungsgrundsätze gelten nicht nur mit Blick auf die Mitarbeitenden, sondern auch die Lieferanten oder Kunden.

Was heisst das für Ihre Arbeit als Geschäftsführer?
Es ist eine Gratwanderung. Ich muss mir überlegen: Wie viel Gewinn ist anständig, welcher Lohn gerecht? Generell halte ich einen Lohn von einer Million Franken für das Maximum, das sich rechtfertigen lässt. Letztlich müssen wir uns als Unternehmensleitung selber den Spiegel vorhalten und uns fragen, ob wir zu den Preisen und Löhnen stehen können. Auf der anderen Seite wirken viele marktwirtschaftliche Gegebenheiten und insbesondere die gestiegene Transparenz regulierend: Wenn ich für eine Stelle, die 10'000 Franken wert ist, nur deren 5'000 anbiete, finde ich keinen Mitarbeiter. Wenn das Produkt zu teuer ist, wird es nicht gekauft. Insofern ist die Macht eines Geschäftsführers heute beschränkt.

Wie beurteilen Sie diese Macht im Licht der Allmacht Gottes?
Ich sehe meine Macht darin, meine Möglichkeiten einzusetzen, um Gutes zu erreichen. In meiner Position hat mein Wort Gewicht; damit will ich etwas zum Nutzen des Unternehmens und der Menschen bewirken. Dabei ist es für mich wichtig, mich unter Gottes Allmacht zu stellen – denn das ist die wirkliche Macht – und unter diesem Schutz und im Bewusstsein seiner Gegenwart nach den biblischen Leitlinien zu handeln.

Das Magazin INSIST

Weitere Interviews und Hintergründe zum Umgang mit Macht finden Sie im Magazin INSIST vom Februar 2019. Bestellmöglichkeit auf der Webseite der Schweizerischen Evangelischen Allianz

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Datum: 04.03.2019
Autor: Daniela Baumann
Quelle: Magazin INSIST

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