Hoffnung gewinnen

In Menschen investieren

Dominik und Rebecca Stankowski haben in Phnom Penh das erfolgreiche Startup-Unternehmen «Web Essentials» aufgezogen, das rund 40 Mitarbeitende beschäftigt. Die Firma schaffte es in kürzester Zeit, Gewinn und Nachhaltigkeit miteinander zu verbinden.
Rebecca und Dominik Stankowski mit ihrem ersten Kind

Dass sich ihr anfänglich auf zwei Jahre anberaumter Einsatz um unbestimmte Zeit verlängern und sogar in die Gründung einer eigenen Firma münden würde, ahnten Stankowskis nicht, als sie im Januar 2008 nach Kambodscha reisten. Die Idee wurde sprichwörtlich aus der Not der Menschen geboren, denen sie begegneten – und in kurzer Zeit umgesetzt, als sich unverhofft die nötigen Türen öffneten.

Seither führt das Ehepaar ein «social business», das Web-Dienstleistungen für das In- und Ausland anbietet. Menschen, die durch einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz bei «Web Essentials» den Kreis der Armut durchbrochen haben, werden von der Firma auf ihrem weiteren Weg begleitet.

Fair geschäften – Menschen begegnen

Es ist das Anliegen der ehemaligen Mitarbeiter bei den Vereinigten Bibelgruppen (VBG), ihren christlichen Glauben im Alltag zu leben und die damit verbundenen Werte «gewinnbringend» in die Strukturen der Firma einfliessen zu lassen. Was das konkret bedeutet, ist auf der Firmenwebsite festgehalten. Es wird auf Qualität gesetzt – Mitarbeitende sind aufgefordert, ihr Bestes zu geben.

Das Team soll von einer Kultur des «Miteinander statt Gegeneinander» geprägt sein. Durch Aus- und Weiterbildung, aber auch persönliche Begleitung werden die Angestellten in ihrem beruflichen Fortkommen unterstützt. Bei der Akquisition von Aufträgen stehen Nachhaltigkeit, Transparenz und Fairness im Zentrum, ebenso wie bei den Löhnen und Arbeitsbedingungen.

Mit einer solchen Wertekultur trägt «Web Essentials» dazu bei, dass sich Menschen verändern und beginnen, für sich selbst und für ihr Land Verantwortung zu übernehmen. Dies ist nicht nur ein Gewinn für sie selbst und für ihr Umfeld, sondern auch für ihre Arbeitgeber. Stankowskis sehen es als ihren persönlichen «Profit», solche Veränderungen mitzuerleben, aber auch zu erfahren, wie sich – «bis jetzt und durch viel Arbeit und Gottes Segen» – das Geschäftsmodell mit dem Prädikat «Fairness» ausbezahlt hat.

Eine Investition, die sich lohnt

Natürlich heisst Gewinn auch Risiko. Stankowskis haben mit dem Schritt in die Selbständigkeit eine grosse persönliche und finanzielle Verantwortung übernommen – für sich selbst, aber auch für die zunehmende Zahl ihrer Angestellten.

Aufgrund hoher Fixkosten ist «Web Essentials» darauf angewiesen, zu wachsen und genug Geld zu verdienen, um dieses Wachstum zu finanzieren. Da die Firma in einem Drittweltland tätig ist, ist sie zudem einem erheblichen Instabilitätsrisiko ausgesetzt, das sich nur schwer minimieren lässt. Umso mehr ist persönlicher Einsatz und langfristiges Engagement gefordert.

Wer gewinnen will, muss investieren. Stankowskis investieren bewusst einige Jahre ihres Lebens, um in Kambodscha einen Unterschied zu machen. Sie investieren diese Zeit in über vierzig Mitarbeiter, die durch «Web Essentials» ein gesichertes Einkommen und eine längerfristige Perspektive für ihr Leben erhalten – in einem Land, in dem mehr als die Hälfte der Bevölkerung unter zwanzig Jahre alt ist und wenig Aussicht darauf hat, je eine Familie ernähren zu können.

Viel aufgegeben – viel gewonnen

Stankowskis selbst haben für ihren Einsatz offenkundig einiges aufgegeben und viel investiert – noch viel mehr aber haben sie gewonnen. Sie haben in Kambodscha eine zweite Heimat gefunden, sind dort Eltern geworden, aber auch Verantwortungsträger in einer Gesellschaft, die sich im Aufbruch befindet. Als junge Familie teilen sie ihre Zeit, ihre Motivation und ihren Glauben mit den Angestellten und können sie mit der «gewinnbringenden» Begeisterung anstecken, die sie selbst, ihre Firma und das Land vorwärts bringt.

Datum: 12.05.2013
Autor: Sara Stöcklin
Quelle: Magazin INSIST 4/11

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