„Menschen mit Wertesystem sind die besseren Manager“

Der frühere baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Späth

Hannover. Mit dem Aufruf an die Verantwortlichen in Staat und Wirtschaft, sich neu auf die Zehn Gebote als Wertegrundlage zu besinnen, ist der 3. Kongress Christlicher Führungskräfte in Hannover zu Ende gegangen.

Die Orientierung an den Geboten Gottes als dem “Grundgesetz” der Menschheit könne eine Umkehr der Gesellschaft bewirken und den ethischen Niedergang stoppen, erklärte der Vorsitzende des Kongresses, Pastor Horst Marquardt (Wetzlar). Wenn die Zehn Gebote wieder Richtlinie des Lebens wären, gäbe es weniger Egoismus und Kriminalität, weniger zerstörerischen Neid, eine stärkere Beachtung der menschlichen Würde sowie mehr intakte Familien, so der Theologe. Zum Kongressmotto sagte Marquardt: “Mit Werten in Führung gehen, ist nicht blauäugig, sondern weitsichtig.” So könnten mehr Arbeitsplätze erhalten werden, wenn die Zahlungsmoral besser wäre.

Kongress eine “Messe der Mutmacher”

Prof. Jörg W. Knoblauch zog ein positives Fazit: der Kongress habe gezeigt, dass die Frage nach Führung mit christlichen Werten “absolut im Trend liegt”. Dies belegten die stark gestiegenen Teilnehmerzahlen. Gutes Management und gelebter Glaube gehörten zusammen. Die Orientierung an den wirtschaftlich Besten und praktizierter Glaube im Betrieb schlössen sich nicht aus. Das Treffen sei eine “Messe der Mutmacher” gewesen.

Anständige Führungskräfte

Prominentester Hauptreferent war der Vorstandsvorsitzende der Jenoptik AG und frühere baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Späth. Nach seinen Worten wird der Wert eines Unternehmens zunehmend an den Fähigkeiten der Mitarbeiter gemessen und nicht am Wert der Bilanzen. “Wenn die Führungskräfte keine anständige Gesinnung haben, dann nutzen mir gute Bilanzen gar nichts.”

Vor Journalisten begrüsste es Späth, dass Verantwortliche in Wirtschaft, Kirche und Gesellschaft für drei Tage “aus ihrer Mühle aussteigen”, um über Werte nachzudenken. Im heutigen “gnadenlosen Wettbewerb”, in dem der Markt alles bestimme, brauchten Führungskräfte neben körperlicher Fitness auch ein ausgeglichenes Seelenleben. Nach seiner Ansicht sind Menschen, die ein Wertesystem wie das Christentum haben und daraus ihre Kraft schöpfen, “die besseren Strategen und Manager”.

Späth ermunterte Christen zum Unternehmertum: “Deutschland braucht eine neue Welle der Selbstverantwortung und Selbständigkeit.” Er erinnerte daran, dass der Pietismus in Württemberg eine wichtige Rolle beim Aufbau vor allem kleiner Existenzen gespielt habe. Im Blick auf Jungmanager sieht er einen neuen Trend: Vielen gehe es nicht mehr primär um möglichst hohe Gehälter und eine schnelle Karriere. Sie schätzten vielmehr überschaubare Unternehmen, in denen Werte wie Nachhaltigkeit und ein gutes Klima herrschten. Späth: “Die Betriebe fangen wieder an, sich um die Familie zu kümmern.” In Zukunft müssten Unternehmen neue Formen der Kinderbetreuung entwickeln, um hochqualifizierte Frauen zu gewinnen.

Schweizer Unternehmerin: Jeder braucht ein Leitbild

Nicht nur Unternehmen brauchen ein Leitbild, sondern auch Privatpersonen. Das sagte Elisabeth Schirmer-Mosset, Geschäftsführerin der Ronda AG, einem Uhrenhersteller mit 1.600 Mitarbeitern in Lausen (Schweiz), auf dem Kongress christlicher Führungskräfte in Hannover.

Ihr Leitbild sei der Glaube an Jesus Christus. Die Beziehung zu Gott dürfe aber keine Buchhalterbeziehung sein, in der man Leistungen mit Gegenleistung verrechne. Ebenso dürfe man Gott nicht als Lieferanten benutzen, dem man nur dann rufe, wenn man Hilfe braucht. Das Verhältnis zu ihm sei auch nicht mit einer Kundenbeziehung vergleichbar, in der man Aufträge ausführe, um Gott zufriedenstellen. Vielmehr solle die Verbindung einer Freundesbeziehung gleichen: “Ich verbringe Zeit mit ihm, ich kann ihm alles anvertrauen.”

Datum: 22.01.2003
Quelle: idea Deutschland

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