Familienalltag mit Kleinkindern

Mit Streichwurst das Herz erobern

Wenn die Kinder noch klein sind, dann sind sie doch einerseits sehr herzig und andererseits sehr anstrengend. Als Mutter ist man Köchin, Putzfrau, Coach, Seelsorgerin, Ernährungsberaterin, Bewegungstherapeutin, Friedensrichterin, Lehrerin, ...
Die Familie Burgherr (Bild: Facebook)
Karin Burgherr, Autorin des Texts

Und nun kommt noch eine Aufgabe hinzu: Eroberin der Herzen. Dasselbe gilt in männlicher Form natürlich auch für die Väter.

Das Herz erobern ist einer der fünf Familienwerte von Orange Leben. Als Mutter von drei kleinen Kindern (6 Monate, 2 ½ Jahre und 4 Jahre) habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie das in einem Familienalltag mit Kleinkindern umgesetzt werden kann.

Beim Thema 'Herz erobern', kommt mir als erstes die Phase in meinem Leben in den Sinn, in der ich noch Single war. Ich habe versucht, Herzen zu erobern und mein Mann hat lange versucht, mein Herz zu erobern. Und das erforderte von ihm viel Geduld und Zeit. In dieser Zeit haben wir uns viel voneinander erzählt, um uns besser kennen zu lernen. Wir haben abgemacht und Zeit miteinander verbracht. Er hat mir Geschenke gemacht, um mir zu zeigen, dass er mich mag und er hat mich immer wieder bewundernd angesehen. Irgendwann hat er es dann geschafft und mein Herz erobert.

Zeit zu zweit

Nun könnte es als Eroberin der Herzen unserer Kinder ähnlich funktionieren. Wir könnten ein 'Date' mit unseren Kindern abmachen. Seit ich drei kleine Kinder habe, geniesse ich es umso mehr, wenn ich mal nur eines zu betreuen habe und habe mir schon ein paar Mal bewusst nur unser Sandwichkind mitgenommen zum Wocheneinkauf. Es war schön, einfach mal mit meiner Tochter alleine in den Einkaufsladen zu gehen und sie im Einkaufwagen herumzuschieben. Sie ist dann immer so lieb und brav. Sie hatte mich seit der Geburt von unserem Jüngsten nur selten für sich alleine. Ich machte so aus dieser Alltagssituation ein 'Date'.

Mein Mann nimmt dafür oft unseren Ältesten mit, wenn er am und ums Haus etwas zu werkeln hat. So ist man zwar weniger effizient bei der 'Arbeit', dafür kann man mit seinen Kindern wertvolle Zeit verbringen. Auch unser Jüngster schätzt es, wenn er mal Mama und Papa für sich alleine hat, dies ist dann halt meistens am Abend der Fall. Es gibt immer wieder mal Situationen, wo man ein Kind rauspicken kann, man muss aber die Augen und Ohren offen halten und diese Gelegenheiten auch nutzen. Von anderen Familien habe ich gehört, dass sie abwechselnd mit einem Kind so ein 'Date' machen. Ein Papa-Tag oder Mama-Tag. Ein Geburtstagsauflug oder regelmässige Termine. Das ist sicher eine sehr wertvolle Investition in die Herzensbeziehung zum Kind. So können wir ihnen auch das Herz Gottes zeigen, der es ja auch liebt, mit uns Zeit zu verbringen und unser Herz gewinnen möchte.

Volle Aufmerksamkeit schenken

Im Alltag mit den Kindern ist es auch herausfordernd, nebst all den Sachen, die wir zu tun haben, den Kindern ab und zu mal unsere volle Aufmerksamkeit zu schenken. Als frisch verliebtes Paar haben mein Mann und ich nur Augen füreinander gehabt, wenn wir uns ein bis zweimal die Woche getroffen haben. In dieser Zeit haben wir beim Händchen halten im Park nicht noch das Handy in der anderen Hand gehabt oder uns nur so halb zugehört. Wir haben einander die volle Aufmerksamkeit geschenkt.

In den letzten Tagen habe ich mal versucht, bewusst für ein Kind zehn Minuten Zeit zu nehmen zum Spielen oder Vorlesen oder sonst etwas. Ich habe meinen Sohn gefragt: 'Ich habe jetzt zehn Minuten Zeit für dich, was möchtest du machen?' Ich habe ihm dann aus seiner Kinderbibel vorgelesen und er hat sich an mich angekuschelt. Das war schön und es wurden dann sogar 20 Minuten daraus. Meiner Tochter stellte ich dieselbe Frage und sie wollte mit mir ein Puzzle machen. Und mit meinem Jüngsten habe ich mich auf den Boden gesetzt, so konnte er versuchen alleine zu sitzen und zu spielen. Ich muss aber gestehen, dass ich dies nicht alles an einem Tag machen konnte. Aber die Idee gefällt mir, immer wieder mal einem Kind volle Aufmerksamkeit zu schenken (ohne Handy in der anderen Hand).

Bei meinem Jüngsten, dem sechs Monate alten Janosch, merke ich, dass er irgendwie in mich verliebt ist. Und das einfach, weil ich seine Bedürfnisse gut versorge. Ich gebe ihm zu Essen, ich bringe ihn ins Bett, wenn er müde ist, ich helfe ihm einzuschlafen, ich gehe mit ihm an die frische Luft, ich gebe ihm die richtigen Spielsachen, pflege ihn bei Schmerzen, rette ihn, wenn seine Geschwister mal zu wild mit ihm spielen wollen, gebe ihm Nähe und Sicherheit. Laut den Phasenkarten von Orange Leben ist dies in den ersten Lebensjahren etwas Zentrales.

Lob und Komplimente

Wenn wir wieder zu meiner Frischverliebtheitsphase zurück kommen, dann hat mich mein Mann oft bewundernd angesehen und mir Komplimente gemacht. Meine Kinder schaue ich so gerne an, wenn sie schlafen. Dann sind sie so herzig und ich bin so dankbar, dass sie meine Kinder sind. Wenn sie wach sind, ist das manchmal schwieriger. Mein Mann hat letzthin unseren ältesten Sohn auf den Schoss genommen und ihm gesagt, dass er ihn gern hat. Dann hat unser Sohn gesagt: «Sag noch mehr», und dann hat mein Mann ihm gesagt, dass er schöne Augen hat, und unser Sohn sagte: «Sag noch mehr»… So ist das dann ein paar Mal hin und hergegangen. Solche Komplimente prägen sich in das Herz der Kinder ein und stärken ihr Selbstvertrauen. Es gibt auch Lobkärtchen die man den Kindern geben kann. Auf das Kärtchen kann man ein Kompliment schreiben und dieses dann dem Kind abgeben oder aufhängen.

Und wie siehts mit den kleinen Geschenken aus im Alltag? Einmal beim Einkaufen hat mein Sohn im Gestell eine Streichwurst entdeckt. Und er hat danach nur noch davon erzählt, dass er diese mega gerne habe und mich gefragt: «Mama, kaufst du die mir?» Ich wollte sie eigentlich nicht kaufen und weiterfahren mit meinem Einkauf. Aber da er das sicher zehnmal gefragt hat, gab ich schlussendlich nach und kaufte die blöde Streichwurst. Er hat sie dann wirklich gegessen und fand sie fein.

Kleine Geschenke

Letzten Samstag war ich dann im selben Laden ohne meinen Sohn und sah wieder diese Streichwurst an und da dachte ich: Ich könnte ihm ja wieder mal eine kaufen, einfach weil ich ihm damit zeigen kann, dass ich an ihn gedacht habe und ich ihn gern habe. Zu Hause umarmte er mich dann ganz fest und bedankte sich dafür.

Manchmal mache ich für meine Kinder auch etwas Besonderes indem ich ihnen mal Sirup oder Orangensaft einschenke anstatt Wasser. Oder wenn ich mit ihnen zu ihrem Lieblingsspielplatz fahre, wir mal Busfahren statt Auto. Wenn sie klein sind, ist das noch recht simpel.

Mit Geschenken kann man sehr gut das Herz der Kinder gewinnen, es sollte aber etwas Besonders bleiben.

Herzensbeziehungen

Nachdem mein Mann mein Herz erobert hatte und ich seins, haben wir geheiratet, um lebenslang zusammen sein zu können. Ich wünsche mir, dass ich mit meinen Kindern auch möglichst lange eine Herzensbeziehung haben darf. Und auch Gott hat alles gegeben, damit wir für immer mit ihm zusammen sein können. So können wir unseren Kindern auch einen Teil vom Herzen Gottes zeigen. Er möchte auch ihr Herz gewinnen.

Nun wünsche ich mir und Ihnen viel Freude beim Investieren in die Herzensbeziehung zu unseren Kindern. Wenn Sie auch noch eine Idee haben, dann dürfen Sie mir diese gerne schicken!

Zum Originalartikel von Young Generation Chrischona Schweiz

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Datum: 16.11.2021
Autor: Karin Burgherr
Quelle: Young Generation Chrischona Schweiz

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