«Kränkungen können krank machen»

Wie mit Verletzungen umgehen?

Menschen erleben am Arbeitsplatz, durch Freunde oder Familienmitglieder Kränkungen, die sie heftig treffen. Wie lässt sich damit umgehen?
Junges Paar nach Konflikt

Wir erleben im Umgang mit anderen – immer wieder mal –, dass wir uns durch Bemerkungen anderer verletzt fühlen: Nicht ernst genommen, herabgesetzt, beschuldigt, belächelt… Gemeint sind hier nicht vorsätzliche Angriffe, sondern Worte, die uns eher nebenbei treffen, sei es auf der Arbeit oder durch Menschen, die uns nahestehen. Besonders schwierig umzugehen ist mit Bemerkungen, die humorvoll verpackt sind, uns aber oft um so mehr treffen, weil wir uns hilflos fühlen.

Es gibt offensichtliche Schwächen, die andere durch das, was sie sagen, schnell mal auf's Korn nehmen: Sei es die Kleidung, das Körpergewicht, die Art, wie wir sprechen, unsere Abhängigkeit von Zigaretten oder Süssem etc. Wenn andere diese offensichtlichen Schwächen ansprechen, trifft einen das und es tut weh. Wer wird schon gern von anderen auf seine Schwächen angesprochen?

Schwachpunkte, die jeder hat und die er kennen sollte

Doch es gibt auch empfindliche Stellen bei jedem Menschen, die weniger offensichtlich sind. So kann jemand, der sich als Kind zu wenig beachtet fühlte, sehr schnell gekränkt sein, wenn er das Gefühl hat, übergangen oder übersehen worden zu sein. Wenn dies passiert, reagieren sie emotional heftig und es tut ihnen weh.

Es ist daher wichtig, dass Sie sich selbst und ihre Schwachstellen gut kennen. So fühlen Sie sich ihren Schwachpunkten, auch wenn andere diese berühren, nicht so hilflos ausgeliefert.

Wenn Führungskräfte verletzen

Der Soziologe und emeritierte Professor Bernhard Badura sieht vor allem die Berufswelt als einen Ort, an dem Verletzungen passieren. Ursache sei der oft verletzende Umgang des Führungspersonals. Badura, ein Experte für Betriebliche Gesundheit, bringt es so auf den Punkt: «Kränkungen können krank machen.»

Genau das bestätigt auch ein Report der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK). «Gefühlte Ungerechtigkeit» führe zu «emotionalen Irritationen und psychosomatischen Beschwerden». Das reiche von Lustlosigkeit bis hin zu schlechtem Schlaf und Erschöpfungszuständen. Aber auch handfeste körperliche Beschwerden wie etwa Rücken- und Gelenkschmerzen seien oftmals die Folge.

«Wir brauchen in Unternehmen dringend einen wertschätzenderen Umgang, besonders seitens der Führungskräfte und vor allem, wenn Kritik geäussert wird; sowie eine positive, verzeihende und somit konstruktive Fehlerkultur», mahnt Badura.

Fünf Tipps für den Umgang mit Kränkungen

Was aber kann ich selbst tun, wenn mich eine Bemerkung getroffen hat und ich mich gekränkt fühle?

  • Bleiben Sie zunächst bei sich. Überlegen Sie, ob es jenseits der Tatsache, dass Sie sich verletzt fühlen, einen sachlichen Grund für das Gesagte, für die Kritik gibt, dem Sie sich stellen sollten, auch wenn die Formulierung vielleicht unangemessen oder daneben war.
  • Nehmen Sie nicht die Rolle des Opfers ein, indem Sie sich selbst bedauern und über den «Täter» schimpfen.
  • Es kann sein, dass ein klärendes Gespräch sinnvoll ist. Aber sie sollten sich vorher sicher sein, dass es kein einmaliger Ausrutscher war.
  • Wenn Sie sich so innerlich «aussortiert» haben, wenden Sie sich dem zu, der Sie verletzt hat. Vergeben Sie ihm oder ihr. Vergeben heisst nicht entschuldigen oder gut finden. Vergeben heisst, ich trage es dem anderen nicht mehr nach. Ich sehe ein Fehlverhalten, aber lasse von weiteren Vorwürfen los und verzeihe. Sie werden sehen, dass das sehr befreiend ist.
  • Und schliesslich: Lassen Sie los. Sie müssen sich nicht krampfhaft anstrengen, die Sache zu vergessen. Aber setzen Sie sich selbst ein «Stopp», wenn Sie dem anderen weiter Vorwürfe machen, selbst dann, wenn das «nur» in Gedanken passiert.

Jesus verbindet Wunden

Sie können gewiss sein: Sie müssen Jesus Ihre Schwachstellen und empfindlichen Punkte nicht erklären. Er kennt Sie so gut wie niemand sonst. In einem Psalm in der Bibel heisst es: «Er heilt die Menschen, die innerlich zerbrochen sind, und verbindet ihre Wunden.» (Psalm 147, Vers 3). – Diese Zusage gilt jedem, der Jesus um seine Hilfe bittet. Er wird Ihnen helfen, die Kränkung hinter sich zu lassen und zu vergeben.

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Datum: 07.02.2021
Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet

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