Solche Bilder sind wohl wie ein Stich ins Herz der Basler Fasnächtler, die in diesem Jahr aufgrund des Coronavirus nicht feiern konnten. Andernorts wurde die Nacht zum Tag gemacht. Nach dem närrischen Treiben sollten die Masken eigentlich wieder fallen. Doch authentisches Leben – also Leben ohne Masken – ist alles andere als einfach zu erreichen.
Achtung,
hier kommt ein Plädoyer für mehr Lockerheit im Leben. Echt-sein und sich so vom
Stress des «Müssens» und des Schauspielerns zu verabschieden!
Wurzel
aller Freude
Was
macht denn nun das Grundlegende am Menschsein aus? Ist es nicht bedingungslose
Annahme, ein Geliebtsein, so wie man ist, ohne sich verbiegen zu müssen und
dass man so glücklich sein kann?
Wir
möchten so angenommen sein, wie wir nun mal sind, mit unseren Sonnenseiten, aber
auch mit unsren Schattenseiten (oder einem Popel auf der Nase). Denn wo wir uns
wohlfühlen, kommen unsere Stärken zum Tragen, sind wir fröhlich, entspannt und
gehen auch liebevoll mit unseren Mitmenschen um. Identität
ist demnach: Angenommensein, wie man ist (nicht wie man sein sollte!). So brauchen wir keine Maske. Man bewegt sich müheloser, freier!
Doch
wer bin ich denn nun, wenn ich ganz mich selber bin? Als
Kind sind wir noch unbefangener, hüpfen ins Leben rein und schauen mal, was
dann so passiert, leben einfach drauflos. Dann begegnen wir äusseren Impulsen,
fangen an zu reagieren und merken, was gut und weniger gut ankommt. Das prägt
uns dann mehr und mehr. Je nach Typ orientieren wir uns stärker oder
weniger stark danach.
Angenommen:
Das Herz ist angekommen
Genau
diese erwähnte Annahme sucht der Mensch lebenslänglich – bis er sie bei Gott
gefunden hat, wo er nichts leisten muss und so angenommen wird, wie er ist. Denn
bei Menschen ist diese Annahme beschränkt, da wir alle fehlerhaft sind. Aber
der liebende Gott bewahrt einen davor, überall diese Bestätigung einzuholen.
Es
ist das Geheimnis, das wir in diesem trefflichen Sprichwort von Augustinus
wiederfinden:
«Unruhig
ist unser Herz, bis es ruht in dir (Gott)!»
Wenn
wir die «Such-Maske der Annahme» abgestreift haben, ist Gottes Angesicht da und
strahlt uns mit einem «Willkommen!» an.
Die
Freude, zu genügen
Wie der
Mensch eine positive Stärke entwickeln kann, dazu las ich kürzlich einen
Artikel mit dem provokativen Titel «Du sollst dein Kind nicht loben!» Darin
geht's um Alfie Kohns radikalen Erziehungs-Ansatz; hier stark zusammengefasst:
Die Liebe zu einem Kind soll nicht von seiner Leistung abhängig sein. Das ist diese bedingungslose Annahme:
Ich genüge!
In
einer solchen Liebe zu leben ist grossartig und wohltuend, wir können freudig-frei
gedeihen. Wir können locker leben, wie es uns natürlicherweise entspricht und die
«Maske der falschen Anpassung» beiseite lassen.
Gefalle
dir! Nicht (nur) den Andern.
Roland Streit
Tja,
wenn's nur so einfach wär. Uns tun die Komplimente ja gut. Es sollte halt nicht
soweit kommen, dass wir uns zu sehr in das wohlgefällige Bild der Andern
hineinverbiegen. Wir dürfen unsere Ansichten behalten, auch wenn sie unpopulär
sind. Das natürliche Gesicht sollte dem Umfeld bekannter sein als die
angezogene, angepasste Maske.
Es
macht uns ja auch stolz, wenn wir eine eigene Meinung vertreten, zu uns selber
stehen können. Das baut unser Selbst- und Gottesbewusstsein auf. Und
sowieso braucht das Schauspielern viel Energie, mehr als wenn man natürlich
sein kann. Braucht
der Alltag zu viel Energie, sodass ich auffallend häufig müde bin? Was muss ich
darstellen?
Authentisch
einfache Personen beeindrucken mehr als angepasst erfolgreiche Karriere-Typen.
Fehler
machen, Erfolge feiern
Wir
sollten uns bewusst gegen die Perfektions-Falle (alles muss perfekt sein)
wappnen: Du strebst das Exzellente an, doch im Bewusstsein, dass Fehler
passieren können! Nein, nein,
man muss ja nicht gerade das Ziel haben, Fehler zu machen. Wo Fehler
passieren, sollten wir nicht grad völlig von der Rolle sein, bis die persönliche
Identität ins Wanken kommt.
Deshalb
ist es notwendig, gut mit Fehlern umzugehen. Sind sie eine persönliche
Katastrophe oder bloss eine sachlich einkalkulierte Möglichkeit? Aufgepasst, Perfektion
ist ein Lebens-Killer.
Es
tut halt auch weh, wenn wir wegen Miss-Tritten zusammengestaucht werden, auch wenn's
nur mündlich ist. Zudem gibt es diese gnadenlose «Champignon-Kultur» (nein nicht
essbar, eher ungeniessbar): Wessen Kopf herausragt, wer etwas wagt, der wird
abgemäht. Also ducken wir uns lieber und bleiben auf sicherem Posten, wir
behalten die Maske an, die uns schützt.
Deshalb lassen wir uns lieber auf eine Gnaden-Kultur ein, die Fehler verzeiht. Hier
als amüsante Inspiration und Wegbegleiter, das Zitat vom Kabarettisten Werner Kroll
um 1945:
«Ist
der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.»
Geist
der Gnade und Himmelvater
Der Geist
der Gnade hilft uns dabei. Wir können gnädig miteinander umgehen, den Andern
wertschätzen, auch wenn nicht alles super läuft – oder gerade dann! Weil wir
wissen, dass wir alle Menschenkinder mit einem wertvollen Leben auf dieser Erde
sind. So
können wir zu uns stehen, mutig sein, etwas wagen und unsere Nächsten auch
dazu ermutigen.
Der
Himmelvater legt uns würdevoll den Mantel der Gerechtigkeit um, der uns vor
Anklagen verschiedenster Art schützt. Und
wir selber? Streifen wir doch das Korsett der falschen Anpassung ab und bewegen
uns in leichten Kleidern der Selbstachtung!