Der Arbeitszweig «familylife» von Campus für Christus gibt immer
wieder Beziehungsimpulse für Wenigleser. Im aktuellen Blog geht es um das Entschärfen von Konflikten in der Beziehung.
«Es
braucht immer zwei zum Streiten» – das lernen wir schon im
Kindergarten. Dieser Satz ist aber nicht nur eine Allzweckwaffe zum
Entschärfen von Konflikten zweier Rotznasen. Es ist vielmehr eine tiefe
Einsicht, welche auch für unsere Beziehungen als Erwachsene gilt.
Dynamik spielt mit
Meine Erfahrung ist, dass bei den meisten Konflikten in der Ehe auch
eine Dynamik spielt. Das bedeutet, dass beide Ehepersonen zu einem
Problem beitragen. Die Suche nach dem Schuldigen könnten wir uns in
vielen Fällen sparen, beide sind mitschuldig. Es gibt kein Opfer, denn
beide sind auf ihre Weise Täter.
Diese Sicht auf Beziehungen kann manchmal aber etwas unangenehm sein.
Ich kann nämlich nicht mehr länger denken, dass meine Frau halt einfach
eine Charakterschwäche in diesem oder jenem Bereich hat und mich so aus
der Verantwortung ziehen. Nein, nicht meine Frau hat ein Problem,
sondern wir haben diese Dynamik in unserer Beziehung. So bin ich
aufgefordert, meinen Teil zur Veränderung der Paardynamik beizutragen.
Ein Fallbeispiel
Auf den ersten Blick ist Micha krankhaft eifersüchtig. Es scheint
klar, Micha ist der Täter. Erst bei genauerem Hinsehen wird klar, dass
Michas Eifersucht von Danielas flirtendem Umgang mit anderen Männern
genährt wird. Aha, Daniela ist also die Täterin. Daniela wiederum
bekommt wenig Aufmerksamkeit von Micha und muss sich unbewusst immer
wieder seiner Liebe versichern. Nur wenn ihr Mann eifersüchtig ist,
merkt sie, dass er sie wirklich liebt und will. Dieses Beispiel ist
typisch, denn beide tragen etwas zu diesem Konflikt bei. Wenn eine
Person aus diesem Muster aussteigen würde, würde die Dynamik nicht mehr
funktionieren.
Den eigenen Anteil suchen
Marc Bareth von Familylife
Der Satz «Es braucht immer zwei zum Streiten» stimmt zwar meistens,
hat aber einen Haken. Wer nämlich bei Konflikten von der Dynamik und vom
Anteil des anderen spricht, ist wahrscheinlich selbst auf dem Holzweg.
Wenn es um Michas starke Eifersucht geht und er dann schon sehr bald
behauptet, dass er wegen Danielas Umgang mit anderen Männern so
reagiert, lenkt er damit die Aufmerksamkeit weg von sich und hin zu ihr.
Das Wissen, dass es immer zwei zum Streiten braucht, darf nur in eine
einzige Richtung angewendet werden: gegen sich selbst. Es hilft einem
dabei, seinen eigenen Anteil zu sehen. Nur wenn man zuerst seinen Anteil
sucht und dafür Verantwortung übernimmt, kann es funktionieren. Wenn
man hingegen beginnt, den Anteil des Gegenübers zu suchen, will man
damit oft von der eigenen Verantwortung ablenken.
Next Level für meine Beziehung:
Denken Sie an einen Konflikt in Ihrer Partnerschaft. Welche Dynamik spielt da und was tragen Sie dazu bei?