Wer einen Mythos
glaubt, wird hinters Licht geführt. Es
gibt viele Dinge, die Menschen über Liebe und Romantik glauben – die aber
einfach nicht stimmen. Erst wenn diese falschen Vorstellungen
korrigiert werden, können sie einer Beziehung Halt und Stabilität geben. Sixto Porras, Leiter der Hilfsorganisation für Familien «Enfoque
a la Familia», deckt sieben dieser
Mythen auf – und erklärt, worum es wirklich geht.
Liebe kann unsere
emotionale Leere füllen
Wer versucht, sich durch
eine romantische Beziehung erfüllt und vollkommen zu fühlen, wird das nie
schaffen. Denn wir werden immer wieder feststellen, dass der Gegenüber eine
andere Art hat, die Dinge zu interpretieren und Liebe auszudrücken als wir
selbst. Deshalb kann niemand wirklich unsere emotionale Leere komplett
ausfüllen. Sich selbst zu finden und sich auch emotional erfüllt zu fühlen, ist
eine persönliche Aufgabe von jedem einzelnen.
Und so ist es auch ein
Mythos, dass wir irgendwann unsere bessere Hälfte finden werden, die uns
vervollständigen wird – diese Vorstellung kann uns sogar daran hindern, schon
jetzt ein erfülltes Leben zu haben.
Ein Mensch wird erst
vollständig sein, wenn er mit sich selbst und mit Gott im Reinen ist – denn der
einzige, der uns wirklich durch und durch kennt und uns erfüllen kann, ist
Gott.
Liebe ist die Formel
zum Glücklichsein
Glücklich
zu sein ist eine Entscheidung, die jeder von uns in jedem Moment seines Lebens
treffen kann – sie darf niemals von äusseren Umständen abhängen. Als
Erwachsener ist jeder Mensch selbst für sein Glück und seine Freude zuständig,
deshalb kann und darf man keinen anderen für etwas verantwortlich machen, das
wir selbst erobern müssen. Wir können einzig zum Glücklichsein der Menschen,
die wir lieben, beitragen. Doch letztlich ist jeder selbst dafür zuständig.
Liebe ist ein Gefühl
Die
romantische Liebe beginnt mit dem Gefühl des Verliebtseins, aber es ist
unmöglich, dieses Gefühl über die Zeit hinweg aufrecht zu halten, weil Gefühle
auf und ab gehen. Deshalb ist es eine falsche Vorstellung zu denken, dass wir
immer dieselbe Intensität von Verliebtsein verspüren werden. In einer Beziehung
kommen auch immer Enttäuschungen, schwierige Momente, Krisen und Ernüchterungen
auf uns zu.
Liebe
wächst durch die Verpflichtung, in guten und schlechten Zeiten zusammen zu
bleiben, und durch diese Entscheidung wird über die Zeit hinweg eine wunderbare
Liebesgeschichte geschrieben. Liebe ist die Entscheidung, den anderen zu
schätzen, zu achten, zu respektieren, für ihn zu sorgen und ihm bis ans Ende
treu zu sein. Und durch diese Entscheidung entstehen Gefühle, die viel
intensiver sind als wir uns je hätten träumen können. Wenn wir trotz allem den
anderen immer weiter lieben, wird die Beziehung stark wie ein Fels.
Liebe ist eine
«ständige Party»
Leider
ist auch dies ein Mythos: Liebe fordert Arbeit und Hingabe, denn man muss
respektvoll bleiben, wenn man am liebsten unhöflich wäre, freundlich sein, wenn
einem ganz natürlich das Ungehobelte entschlüpfen würde. Liebe macht den
anderen gross und opfert sich so auf, dass der andere wachsen kann und es ihm
gut geht. Lieben bedeutet, die egoistischen Wünsche für das Wohl von beiden
aufzugeben.
Aus Liebe sehe ich über Missbrauch hinweg
Manche
Menschen denken, dass Liebe auch Missbrauch und Aggression, Misshandlung und
Erniedrigung tolerieren muss. Das ist ein Mythos! Denn Liebe ist nicht
egoistisch, sie macht nichts Unrechtmässiges und beschämt den anderen nicht (1.
Korinther, Kapitel 13, Verse 4-7). Liebe entschuldigt sich, wenn sie den anderen
verletzt hat, und setzt alles daran, es nicht wieder zu tun. Wo Missbrauch und
Aggression herrschen, gibt es keine Liebe – es ist vielmehr eine Beziehung der
Unterwerfung und der Einschüchterung; mit Liebe hat das nichts zu tun.
Wahre Liebe zu finden, ist ein Glückstreffer
Auch
das ist ein Mythos: Es ist nicht Glückssache oder Zufall, die wahre Liebe zu
finden. Nein, Liebe denkt, analysiert, trifft intelligente Entscheidungen,
denkt über die Konsequenzen nach, unterscheidet, ob es sich nur um eine
Eroberungsstrategie des anderen handelt oder ob der Gegenüber nur auf ein
Abenteuer hinaus ist. Liebe wächst über die Zeit, wenn wir zu besten Freunden
werden und lernen, uns so anzunehmen wie wir sind. Liebe bittet auch um Rat,
lernt und entscheidet weise.
Liebe bedeutet nicht unbedingt Verbindlichkeit
Es ist unmöglich, etwas
Wichtiges aufzubauen, ohne die nötige Verbindlichkeit, die uns dabei hilft, bis
zum Ende durchzuhalten – denn jedes Projekt macht Zeiten der Krisen, Zweifel,
Ängste und Enttäuschungen durch. Genauso ist das in der Liebe: Wenn wir
zulassen, dass uns das Gefühl des Verliebtseins leitet, wird die Beziehung in
der ersten Krise enden. Ohne Verbindlichkeit kann Liebe nicht wachsen.
Es
ist sicherlich am einfachsten und bequemsten, wenn man in der ersten Krise
wegrennt. Doch allein die Verbindlichkeit und Verpflichtung dem anderen
gegenüber hilft uns, Krisen, Enttäuschungen, Zweifel und den Verschleiss der
Zeit zu überwinden. Verbindlichkeit gibt uns auch die Kraft, uns zu
entschuldigen, wenn wir Fehler gemacht haben, und uns zu verändern, damit die
Beziehung wächst.