Der plötzliche Tod eines geliebten Menschen erschüttert uns. Wir sind innerlich zerrissen, wir weinen, wir klagen, wir trauern. Das tiefe
Gefühl von Verlust und Kummer ist ein Zeichen der grossen Liebe zur
verstorbenen Person. Wie können wir mit dieser Situation umgehen lernen? Der
Evangelist Greg Laurie schreibt aus eigener Erfahrung.
Auch der Apostel
Paulus schrieb von diesem tiefen Kummer, weil er Angst hatte, einen Freund zu
verlieren: «Allerdings habe ich es für notwendig gehalten, Epaphroditus zu euch
zurückzuschicken, meinen Bruder und Mitarbeiter, der Seite an Seite mit mir für
den Glauben gekämpft hat […] und war darüber hinaus in grosser Unruhe, weil ihr
von seiner Krankheit gehört hattet. Ja, er
war wirklich krank – so krank, dass er beinahe gestorben wäre. Doch Gott hatte
Erbarmen mit ihm, und nicht nur mit ihm, sondern auch mit mir; denn er wollte
nicht, dass ich einen Kummer nach dem anderen erlebe.» (Philipper, Kapitel 2,
Verse 25-27)
Nicht auszuhalten
Paulus sagt hier:
«Wenn Epaphroditus gestorben wäre, hätte ich das nicht ausgehalten!» So fühlt
man sich, wenn ein geliebter Mensch stirbt – als ob man es nicht aushalten
würde. Seien Sie deshalb nicht ungeduldig in Ihrer Trauer und trösten Sie andere nicht mit billigen Worten à la: «Wein doch nicht!» oder «Das wirst du schon überstehen…». Man
muss den Trauerprozess durchlaufen. Die Bibel selbst sagt, «es gibt eine Zeit
fürs Trauern». Wenn Sie nicht richtig trauern, können die inneren Wunden
auch nicht richtig heilen.
Ich habe
dieses Prinzip erst verstanden, als ich selbst trauerte. Unser Sohn Christopher
starb im Alter von 33 Jahren bei einem Autounfall. Obwohl das
schon zehn Jahre her ist, spüren wir immer noch zutiefst den Schmerz und den
Verlust.
Ein Surfbrett als Vergleich
Greg Laurie
Ich bin in
Südkalifornien aufgewachsen und verbrachte viel Zeit mit Surfen. Trauer lässt sich gut hiermit vergleichen. Es ist, als wenn man auf einer Welle reitet und plötzlich vom Surfbrett geworfen wird. Wenn die
nachfolgenden Wellen über einem zusammenbrechen, verliert man die Perspektive.
Und dann muss man eine einzige Sache vermeiden: Panik! Man muss sich mit
der Welle rollen lassen und daran denken, dass es nicht ewig dauern wird. Im Wildwasser verliert man schnell die Orientierung, weiss
nicht, wo es nach oben geht und wie man wieder an die
Wasseroberfläche gelangt.
In diesem Moment
wird die Leine wichtig. Die Leine ist am Surfbrett befestigt – und weil dieses nicht sinken kann, steigt es stets von selbst an die Oberfläche. So kann
man sich an der Leine festhalten und ihr an die Oberfläche folgen. «Die Bibel
ist wie diese Leine: Sie bringt uns aus der Tiefe wieder an die Oberfläche – und wir erhalten eine neue Perspektive.»
Ab- und wieder auftauchen
In meiner Trauer bekomme ich den Kopf immer wieder «über Wasser» und alles wird klar. In
diesen Momenten erkenne ich den Sinn hinter so manchem Erlebten. Und ich denke: «Der Herr leitet mich nach
seinem perfekten Plan. Ich habe einen Sohn auf der Erde und einen im Himmel – auch diesen werde ich wiedersehen!» Dann aber schlagen die Wellen des Schmerzes,
des Kummers und der Traurigkeit erneut über mir zusammen und ich tauche wieder
unter. Dieses Auf- und Abtauchen geschieht mehrmals am Tag – immer und
immer wieder. So verläuft der Prozess der Trauer.
Hoffnung in der Trauer
Inmitten von
alledem haben wir immer noch Grund zur Hoffnung. Die Gläubigen aus Thessalonich fragten
sich, ob sie ihre Geliebten je wiedersehen würden, die als Christen gestorben
waren. Und Paulus schrieb ihnen diese tröstlichen Worte: «Kommen wir nun zur
Frage nach den Gläubigen, die schon gestorben sind. Es liegt uns sehr daran,
Geschwister, dass ihr wisst, was mit ihnen geschehen wird, damit ihr nicht um
sie trauert wie die Menschen, die keine Hoffnung haben. Nun, wir glauben doch,
dass Jesus für uns gestorben und dass er auferstanden ist. Dann wird Gott aber
auch dafür sorgen, dass die, die im Vertrauen auf Jesus gestorben sind, mit
dabei sein werden, wenn Jesus in seiner Herrlichkeit kommt […] dann
werden wir alle für immer bei ihm sein. Tröstet euch gegenseitig mit dieser
Gewissheit!» (1. Thessalonicher, Kapitel 4, Verse 13-18)
Ja, wir trauern,
wenn Menschen, die wir lieben, uns ganz plötzlich entrissen werden. Wir
trauern zutiefst, aber wir haben die Hoffnung, dass wir sie eines Tages
wiedersehen werden. Sie sind uns in den Himmel vorausgegangen und es wird
einmal ein wunderbares Zusammentreffen geben.