Orientierungshilfe

EKD stoppt Papier zu Sexualethik

Im Sommer 2013 stellte der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eine Orientierungshilfe zu Familie und Sexualethik vor. Das Papier rief unter anderem wegen seiner Offenheit gegenüber gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften heftige Diskussionen hervor. Eine Kommission, die das Thema neu formulieren sollte, wurde jetzt gestoppt.
Tiefe Geborgenheit – das soll Familie auch heute ausmachen.
Das Familienbild befindet sich in ständigem Wandel. Manche alte Formen sind nicht mehr zeitgemäss.

Die Ad-hoc-Kommission zur Sexualethik war zu Jahresbeginn gebeten worden, ihre Arbeit zunächst nicht fortzuführen. Dies wurde damit begründet, dass sie während der laufenden Amtsperiode sicher noch kein abschliessendes Ergebnis vorzuweisen hätte. Friedrich Hauschildt, Vizepräsident des Kirchenamtes der EKD, erklärte dazu «dass in einigen wichtigen Grundsatzpunkten deutlich Klärungsbedarf besteht». Er ergänzte in einem Radiobeitrag von WDR5: «Es wäre nach Einschätzung des Rates nicht klug, mit einem weiteren Text an die Öffentlichkeit zu gehen.»

Auch Bedauern über die Entscheidung

Der evangelische Sozialethiker Peter Dabrock, Vorsitzender der Ad-hoc-Kommission, bedauerte die Entscheidung des Rates, die Arbeit an dem Sexualethik-Papier auszusetzen. Damit kämen jahrelange Vorarbeiten, die bereits zu dem mehr als 150 Seiten umfassenden Entwurf «Zwischen Autonomie und Angewiesenheit» geführt hätten, nicht zum Abschluss, sagte der Theologieprofessor vor einigen Wochen dem Evangelischen Pressedienst (epd). Seiner Meinung nach sei es bereits gelungen, eine verantwortungsvolle Position zu einer «evangeliums- wie zeitgemässen Sexualethik» zu entwickeln.

Familie ist ein «weltlich Ding»

Bereits Martin Luther erregte mit seiner Auffassung, dass Ehe ein «weltlich Ding» sei und von den Partnern gestaltet werden könne und müsse, die Gemüter. Er unterstrich damit die evangelische Position, wonach die Ehe kein Sakrament ist. «Zwischen Autonomie und Angewiesenheit» beschreibt Ehe und Familie mit Beispielen wie diesem ausführlich im biblischen, geschichtlichen und gesellschaftlichen Kontext. Auf dieser Basis will das Positionspapier Formen und Möglichkeiten zeigen, wie man sie heute leben kann. Dabei wird der Spagat zwischen moralischer Relativierung und biblischer Überhöhung immer wieder deutlich.

Position beziehen oder Fragen zulassen?

Sicher muss sich das «Positionspapier» der EKD manche Kritik daran gefallen lassen, dass es an vielen Stellen eben keine Position bezieht, sondern einfach gesellschaftliche Sachverhalte als gegeben ansieht. Genauso müssen sich allerdings konservative Christen bei so manchen Fragen eingestehen, dass ihre scheinbar «biblische» Antwort eher eine bürgerliche Ansicht des 19. Jahrhunderts ist.

Das Thema ist zu wichtig

Die EKD wird erst im Herbst 2015 durch ihren dann neu gewählten Rat entscheiden, ob und wann sie die sexualethischen Fragen wieder aufgreift. Aber das Thema Familie ist einfach zu wichtig, um es liegenzulassen. Auch wenn es dabei sicherlich keinen völligen Konsens gibt.

Datum: 27.03.2014
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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