Kompetente «Seelentröster»

Wie geht man am besten mit Trauernden um?

Im November mit dem Volkstrauertag (17.11.) und dem Ewigkeitssonntag (24.11.) gedenken viele Menschen ihrer Verstorbenen oder bedenken die Schicksalsschläge, die sie in diesem Jahr getroffen haben. Wie aber soll man mit solchen Menschen umgehen? Wie kann man ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen?
Angehörige an Grab

Dafür hat der Deutsche Knigge-Rat (Bonn) jetzt Ratschläge veröffentlicht. Denn in einer spassorientierten Leistungsgesellschaft gibt es nur wenige kompetente «Seelentröster». Trauer, Tod und Leid gehören zwar zum Leben, werden aber aus dem Alltag verbannt. Die Betroffenen ziehen sich zurück.

«Kopf hoch» hilft nicht

Der Knigge-Rat warnt im Umgang mit Trauernden und Leidenden vor gut gemeinten, aber banalen Trostfloskeln wie «Kopf hoch» oder «die Zeit heilt alle Wunden». Wenn man mit Tränen konfrontiert werde, solle man dem Impuls widerstehen, sie möglichst schnell zum Versiegen zu bringen. Tränen enthielten schmerzlindernde Stoffe und das Hormon Prolaktin, das emotionaler Belastung entgegenwirke, erläutert die katholische Gemeindereferentin Maria Riedl (Schwieberdingen bei Stuttgart). Ferner sollte man schweigende Trauernde nicht alleinlassen, sondern mit ihnen schweigen. Das werde als Zeichen von Vertrauen, Nähe und Respekt verstanden.

Zurückweisungen hinnehmen

Vorschnelle Lösungsvorschläge sollte man sich verkneifen, sondern zuhören und Anregungen geben. Andererseits dürfe man die Situation auch nicht durch Dramatisierungen verschlimmern, sondern versuchen, konkrete Hilfe anzubieten, etwa bei der Erledigung von Behördengängen. Das Angebot, «irgendwie» helfen zu wollen, reiche nicht aus. Ferner sollte man bedenken, dass sich Trauernde und Leidende in einer Ausnahmesituation befinden, in denen sie oft zurückweisend oder verletzend reagieren. Sie seien nicht in der Lage, auch noch Rücksicht auf das Seelenleben ihrer Umwelt zu nehmen.

Für den Umgang mit Menschen im Ausnahmezustand gebe es kein Patentrezept. Allgemein gelte es aber, sich selbst zurückzunehmen und den anderen in den Mittelpunkt zu stellen. Das allein sei schon ein wertvoller Trost in einer schnelllebigen, spass- und leistungsorientierten Zeit, so der Knigge-Rat.

Datum: 18.11.2013
Quelle: idea

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