Männer allergisch gegen Ehe? – Studie stellt Medienklischee in Frage

Eheversprechen

Männer heiraten später, aber die meisten haben immer noch den Wunsch, eine Familie zu gründen. Dies ist das Ergebnis einer jüngsten Studie des ‚National Marriage Project' an der Rutgers State University von New Jersey. Der Bericht dieses Jahres mit dem Thema "Wie steht es mit unseren Ehen" trägt den Untertitel "Die Art Männer, die heiratet: Welche Männer heiraten und warum."

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die meisten Männer immer noch zu der Art gehören, die heiratet. Die statistische Erhebung über junge männliche Personen zeigt, dass bei Männern, die aus traditionellen Familien kommen, für welche die Religion Bedeutung hat, die Wahrscheinlichkeit grösser ist, dass sie geheiratet werden, selbst eine Ehe anstreben und dass sie eine positive Einstellung zur Ehe und zu Frau und Kindern haben.

Medien und Wirklichkeit

Die meisten populären Romane, Filme und Fernsehaufführungen, so die Verfasser des Berichtes, Barbara Dafoe Whitehead und David Popenoe, seien, wenn es darum ginge, junge Männer auftreten zu lassen, geradezu "besessen von der fixen Idee vom Single in den Dreissigern und seinen romantischen Eroberungen." Tatsächlich sei "der junge Ehemann als kulturelle Gestalt oder gesellschaftlicher Typus praktisch von der Bildfläche verschwunden."

Diesen Klischees in den Medien zum Trotz, stellten junge verheiratete Männer einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung dar, heisst es in dem Bericht. Im Jahr 2002 habe es in New Jersey 9,5 Millionen verheiratete Männer im Alter von 25 bis 34 Jahren gegeben. "Und im Gegensatz zu dem populären Klischee ist der typische Mann in den Dreissigern verheiratet", so der Bericht.

Die Ehe sei ein hochaktuelles Thema. Zum Sozialreformprogramm der Bush-Regierung gehöre auch, dass sie 1,5 Milliarden Dollar für den Zugang zu Ehevorbereitung, berufliche Fortbildung und Beratung für Paare mit niedrigem Einkommen, die sich zu einer Heirat entscheiden, zur Verfügung stellen will. Der Kongress habe auch Steuerreformen beschlossen, um Ehepaaren zu helfen.

In den Einzelstaaten würden bereits Programme, die den Ehepaaren helfen sollen, erprobt. Und es gebe eine Menge von Initiativen von Gemeinden und Privatpersonen, die sich bemühten, die Ehe zu fördern und zu schützen. Auch Forscher seien mit der Ehe befasst, nach, so Whitehead und Popenoe, "mehreren Jahrzehnten der Vernachlässigung dieses Themas."

Seelisches und körperliches Wohlbefinden

Laut Whitehead und Popenoe beeinflusst die Ehe den Lebensstil von Männern stärker als den von Frauen. Aus Untersuchungen gehe hervor, dass verheiratete Männer "härter arbeiten und finanziell besser gestellt sind als unverheiratete". Ausserdem sei bei jenen die Wahrscheinlichkeit geringer, alkohol- oder drogensüchtig zu werden, und höher, sich in Gemeinden und religiösen Gemeinschaften zu engagieren.

Ein Schlüsselfaktor bei diesen positiven Veränderungen bei Männern sei die Tatsache, dass die Frauen für das seelische und körperliche Wohl ihrer Ehemänner sorgen. Das Bessergestelltsein liege aber nicht nur daran, dass sie mit einem weiblichen Partner zusammen leben. Verheiratete Männer seien vielmehr auch besser dran als Männer, die unverheiratet mit einer Frau zusammenleben, wie aus mehreren Sozialindikatoren hervorgehe. Dies habe mit dem Charakter der Ehe selbst zu tun. "Sind Männer erst einmal verheiratet, setzt man bei ihnen voraus, dass sie für andere arbeiten und sorgen. Es wird von ihnen erwartet, dass sie aus freien Stücken ihre Zeit und ihr Geld ihren Ehefrauen und Kindern und auch, in geringerem Ausmass, der weiteren Verwandtschaft zuwenden, die möglicherweise ihre Hilfe brauchen."

Und man erwarte, wenn auch weniger als in der Vergangenheit, von der Ehe immer noch, dass sie lange halte, indem sie die Männer dazu bringe, langfristiger zu denken, anstatt in den Tag hinein zu leben und nur eine unmittelbare Befriedigung zu suchen. Die Ehe setze auch dem Verhalten der Männer Grenzen, indem sie von ihnen fordere treu zu sein. Ganz allgemein verlangten "die Ehenormen für Männer eher Verlässlichkeit, Opferbereitschaft und Pflichtgefühl als Sichhervortun, Wagemut und unbeschränkte Freiheit.


Jung verheiratete Männer religiöser

Aus den für den Bericht erhobenen Daten gehe hervor, dass 63 Prozent der verheirateten Männer bis zum Alter von 15 Jahren mit beiden Eltern zusammen gewohnt haben. Bei den unverheirateten Männern seien es nur 55 Prozent. Zu den Faktoren, die bei jungen verheirateten Männern ebenfalls häufiger anzutreffen seien als bei unverheirateten, zählten auch Eltern, die regelmässig den Gottesdienst besuchten und Väter, die an ihrem Leben teilnahmen. Auch die jungen verheirateten Männer selbst seien religiöser. Beinahe die Hälfte gebe an, dass sie monatlich mehrmals zum Gottesdienst gehen, gegenüber weniger als einem Viertel der unverheirateten.

Männer von Frauen zur Ehe gedrängt?

Eine überwiegende Mehrheit von 85 Prozent der verheirateten Männer verneinten die Frage, ob sie auf Druck ihrer zukünftigen Ehefrauen geheiratet hätten. "Die meisten verheirateten jungen Männer sehen ihre Entscheidung zu heiraten als eine Wahl und Verpflichtung, zu der sie sich frei und aus ihren eigenen Beweggründen entscheiden", hebt der Bericht hervor. Ein weiterer wichtiger Faktor bestehe darin, eine Frau zu finden, von der sie glauben, dass sie eine gute Mutter sein wird. Dies sei von 75 Prozent der (verheirateten) Männer als Faktor bei der Wahl einer Ehefrau angegeben worden.

Und fast alle, nämlich 94 Prozent, der verheirateten Männer, sagten, dass sie jetzt als Verheiratete glücklicher seien als zu der Zeit, als sie allein waren. Da 70 Prozent der verheirateten Männer in einem Haushalt mit Kindern lebten, hätten von ihnen auch mehr erklärt, dass es "die grösste Freude des Lebens ist, Kinder aufwachsen zu sehen." Und bei ihnen sei auch die Wahrscheinlichkeit höher, sich mehr als ein Kind zu wünschen.

Dennoch zeigte die Studie, dass, verglichen mit früheren Generationen von Männern, die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Ehe als eng mit der Gründung einer Familie verbunden sehen, nicht so hoch ist. Die Mehrheit der Befragten, einschliesslich der Verheirateten, erklärten, dass Kinder kein wichtiger Grund für die Ehe seien. "Obwohl daher die Ehe ein wichtiges den Lebensstil veränderndes Ereignis im Leben der Männer bleibt, ist sie zunehmend von den traditionellen Vorstellungen von männlichem Erwachsensein oder dem Wunsch Vater zu werden losgelöst".

Warum wird die Ehe aufgeschoben?

Trotz der Vorteile der Ehe herrsche ein allgemeiner Trend, die Entscheidung aufzuschieben, bis man älter ist. In den Vereinigten Staaten habe noch im Jahr 1970 das Durchschnittsalter für eine erste Ehe für Männer 23 Jahre betragen; heute nähere es sich dem Alter von 27 Jahren, und bei Akademikern betrage das wahrscheinliche Durchschnittsalter ein bis zwei Jahre mehr.

Whitehead und Popenoe weisen darauf hin, dass die Forscher oft zwei Ursachen für diesen Trend angeben: längere Studienzeiten und die Schwierigkeiten, eine sichere Anstellung zu finden. Sie nennen auch zusätzliche Faktoren wie ein späterer Übergang zum unabhängigen Erwachsensein, einhergehend mit einem geringeren gesellschaftlichen oder familiären Druck, jung zu heiraten als Teil des Wegs zum Unabhängigwerden.

Ebenso werde auf junge Männer heute wenig Druck ausgeübt zu heiraten, wenn sie ein Kind gezeugt haben, ohne verheiratet zu sein.

Damit gehe einher, dass junge Männer heute in einer "Single-Kultur" leben können, die es ihnen erlaube, einige der sexuellen und häuslichen Annehmlichkeiten der Ehe zu nutzen, ohne sich langfristig zu binden.

In der Tat zeigte die von dem ‚National Marriage Projekt' durchgeführte Erhebung, dass 22 Prozent erklärten, die Ehe sei nichts für sie. Bei den zu dieser Gruppe gehörenden sei die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie den Frauen misstrauen, sich Sorgen über das Risiko einer Scheidung machen, keine Kinder haben wollen und darüber besorgt sind, sie könnten ihre persönliche Freiheit verlieren.

Ein weiterer Faktor, der es Männern gestatte, eine Ehe hinauszuschieben, sei der Tatbestand, dass sie sich im Gegensatz zu Frauen nicht " darum zu sorgen brauchen, dass die biologische Uhr tickt", was sie davon abhalten würde, in einem höheren Alter Kinder zu zeugen.

Zusätzlich zeigte die Untersuchung, dass die überwiegende Mehrheit der jungen Männer einen "seelenverwandten Partner suchen, der ihre emotionalen, sexuellen und spirituellen Sehnsüchte und Wünsche erfüllen wird und der auch bereit ist, beim Geldverdienen Mitverantwortung zu übernehmen." Die Suche nach diesem idealen Partner spiele eine Rolle beim Aufschieben der Ehe auf ein späteres Datum.

Dennoch zeigte die Studie, dass, verglichen mit früheren Generationen von Männern, die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Ehe als eng mit der Gründung einer Familie verbunden sehen, nicht so hoch ist. Die Mehrheit der Befragten, einschliesslich der Verheirateten, erklärten, dass Kinder kein wichtiger Grund für die Ehe seien. "Obwohl daher die Ehe ein wichtiges den Lebensstil veränderndes Ereignis im Leben der Männer bleibt, ist sie zunehmend von den traditionellen Vorstellungen von männlichem Erwachsensein oder dem Wunsch Vater zu werden losgelöst".

Datum: 20.10.2004
Quelle: Zenit

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