Patchwork-Familie

Hilfe, ich heirate eine Familie!

Mangelnde Intimität, verwirrte Kinder, eine zerrüttete Gesellschaft: Mit „Rettet die Familie!“ hat der Schriftsteller Joachim Bessing ein Buch zur persönlich erlebten Problematik der Patchwork-Familie geschrieben. Er plädiert für die Rückkehr zur traditionellen Kernfamilie.
Family

Der Zeitgeistautor, der eine Frau geheiratet hat, die ein Kind in die Ehe mitbrachte, wertet seine eigene Erfahrung aus. Trotz gutem Willen und Voraussetzungen erlebte er als Stiefvater das Problem, sein Kind und seine Familie mit einer aussen stehenden Person, dem leiblichen Vater des Kindes, teilen zu müssen. Dabei erlebt er, was er als „ein Wesensmerkmal der so genannten Patchwork-Familie“ beschreibt: Der Hinzugekommene erlebt sich abwechselnd als in der Familie stehend – und dann plötzlich wiederum als Aussenseiter. Bessing: „In der Patchwork-Familie wird der letzte private Raum, der uns noch geblieben ist, die Familie, geöffnet und Einflüssen von aussen preisgegeben.“ Die dadurch bewirkte „Zerstreuung von Intimität und Autorität“ habe vor allem für die Kinder Folgen, die sowohl die Probleme der Erwachsenen wie ihre eigenen mit tragen müssten.

„Meine Recherchen sollen der wachsenden Zahl von Leid Tragenden einer verfehlten gesellschaftlichen Entwicklung eine Stimme verleihen“, so Stiefvater Bessing. Er sieht in der „Patchwork-Familie“ weniger eine Familie als ein Problem. Seine Forderung: „Für dieses Problem müssen Lösungen gefunden werden. Denn ohne Familien zerfällt ein Staat zu einem Patchwork aus Einzelnen.“

Der Begriff Patchwork-Familie beinhalte die Forderung nach der Öffnung des Prinzips „Familie“, doch frage es sich, ob das überhaupt möglich sei. Eine Patchwork-Familie bestehe nämlich aus mindestens zwei Häusern, zwischen denen ein Kind hin- und herpendle. Jedenfalls dürfe die Patchwork-Familie nicht als neue Form von Familie zu Wahl gestellt werden, zu der man sich entschliessen könne. Zwar könne sie für eine Alleinerziehende eine Bereicherung sein, für den hinzugekommenen Elternteil bedeute sie aber eine Belastung.

In der Praxis zeige sich, dass vor allem Patchwork-Familien überleben, die keine Zugeständnisse an diese Sonderform der Familie zu machen bereit sind, sondern auf ihre Weise versuchen, „trotzdem“ mit Familiensinn zu leben. Die Soziologie habe für diesen Patchwork-Typus den Begriff der „Als-ob-Kernfamilie“ geprägt und meine damit eine Konstellation, die, ohne den externen Elternteil auszugrenzen, unbeirrbar auf ihrem Familienleben beharrt.

Den in Patchwork-Familien Heranwachsenden sei deshalb zu wünschen, dass sie die Familienversuche ihrer Eltern als fehlerhaft einschätzen und daraus die Konsequenzen für ihr eigenen Leben ziehen. Wenn diese Idee der „Rückzüchtung der Form“ von Familie durch die Patchwork-Familie glücke, dann wären die Schwierigkeiten, denen sich die erste Generation von Patchwork-Eltern ausgesetzt sah, nicht umsonst gewesen, so Bessing.

Buchtipp: Joachim Bessing: „Rettet die Familie!“ – List Verlag. Erscheint am 17.3.04

Datum: 04.03.2004
Autor: Fritz Imhof
Quelle: SSF

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