Die heimlichen Miterzieher

Schon Achtjährige kommen sich vor den Herausforderungen unserer Gesellschaft zunehmend unverstanden und überanstrengt vor
kindapfel
Bleiben Sie ¼ Stunde länger zusammen und plaudern und spielen Sie miteinander

Dessen sollten wir uns als Eltern bewusst sein. Einerseits werden sie geprägt durch das Familienleben, die Erziehung, durch das direkte Vorbild der Eltern und deren Denk- und Handlungsmuster. Andererseits sind sie starken Einflüssen von Aussen ausgesetzt mit all seinen Erwartungen, Verlockungen, Verführungen und sonstigen Gefahren. Die genetischen Erbanlagen sind lediglich die Grundlagen für den Charakter, die Neigungen und Begabungen. Je nach Charakter, Beeinflussung, Erlebtes und Anleitung wird das Kind und sein Charakter weiter geformt und geschult! Fehlt die eine oder andere Komponente, die ein Kind für sein Gedeihen braucht wie Liebe, Geborgenheit Zuwendung, Streicheleinheiten, Schutz, Anleitung und Nahrung dann kommt es zu Mangelerscheinungen und sogenannten Fehlentwicklungen.

Trauriges Beispiel: Die vergessenen Kinder

Angel bekam von früher Kindheit an jeden Streit mit, den seine Eltern im 1-Zimmer-Appartement in Cayambe (Ecuador) ausfochten. Das Geld war knapp, aber die Schnaps floss reichlich. Er war oft auf sich selbst gestellt, wartete draussen vor der Tür, bis jemand ankam und öffnete. Ab und zu hatte eine Nachbarin Mitleid und kümmerte sich eine Weile um den Jungen. Nach einem Schulausflug, war abends niemand da, der ihn abholte. Mit anderen, denen es genauso ging, übernachtete er zusammen auf der Strasse. Sie können jetzt sagen: "Ach ja in Ecuador! " Aber kennen wir nicht ähnliche Beispiele hier in der Schweiz?

Die Interessengemeinschaft Familienplätze, Schwyz schreibt: Immer mehr Kinder und Jugendliche haben Mühe, sich im Leben zurechtzufinden. Schon Achtjährige kommen sich vor den Herausforderungen unserer Gesellschaft zunehmend unverstanden und überanstrengt vor. Oft sind sie traurig und lustlos. Schwere Konflikte in der Familie oder am Arbeitsplatz, Vernachlässigung, das Fehlen einer Unterkunft, Süchte, aber auch Misshandlungen oder Missbrauch sind Gründe für Behörden und Ärzte, Fremdplazierungen für die Betroffenen anzustreben. Was können wir tun damit sich die Geschichte nicht endlos wiederholt? In die Kinder investieren - insbesondere Zeit - und ein Leben vorleben, das Sinn macht und glaubwürdig ist. Denn Probleme mit Kindern kosten später viel, viel Kraft, Zeit und Geld!

Harmlos fängt es an

Zigtausende von Kindern werden morgens schnell zu Grosseltern, Tagesmüttern oder in Kindergärten gebracht. Schulkinder sitzen einsam am Frühstückstisch und brutzeln sich ihr Mittagessen allein. Sie haben sich daran gewöhnt, die meiste Zeit des Tages ohne Eltern in der Wohnung zu verbringen. Oftmals ist der Fernseher der einzige Beistand, der menschliche Stimmen ins Haus trägt. Die Schularbeiten müssen sie ohne Hilfe bewältigen und abends nicht nur mit einem müden und abgespannten Vater rechnen, sondern auch mit einer Mutter, die kaum Zeit für sie hat. Da müssen Einkäufe gemacht, die liegengebliebene Hausarbeit muss erledigt werden - es bleibt kein Raum für Gespräche und Familienaktivitäten. Die Kasse stimmt zwar, aber die Kinder vereinsamen.

Kinder müssen immer häufiger mit Eltern aufwachsen, die selbst nie ein harmonisches Familienleben kennengelernt haben und mit ihren eigenen Problemen kaum fertig werden. Aus dieser Überforderung heraus kommt es zu Fehlreaktionen der Eltern. Die Fälle echter Kindesmisshandlungen, in denen Elternteile in einem Anfall von Jähzorn die Kontrolle über sich verlieren und hemmungslos auf das Kind eindreschen, nehmen offensichtlich zu!

Die heimlichen Miterzieher

Nebst den Eltern ist der Kindergarten und die Schule einer der Orte, wo die menschliche Persönlichkeit am meisten geprägt wird. Hier werden neue Wert- und Einstellungsalternativen aufgezeigt. Die Kinder üben sich im Hinterfragen, Kritisieren, Distanzieren, durch Abwägen der eigenen Bedürfnisse und im Erlernen von Durchsetzungsstrategien.
Was für Ideologien da einfliessen, das ist für Eltern kaum ersichtlich und macht die Erziehungsarbeit nicht einfacher.
Durchstöbern sie ruhig einmal die Schulbücher ihrer Kinder und fragen sie nach den Unterrichtsinhalten. Es ist sowieso wichtig, dass sie über alle schulischen Dinge Bescheid wissen und diese zwangslos miteinander besprechen.

Der Einfluss von Schulfreunden, Nachbarn und Vereinigungen ist nicht zu unterschätzen. Der Gruppendruck hat schon manchen Jugendlichen entgegen seiner Einstellung und seinem Gewissen zu Handlungen verführt, die sie später bitter bereuten. Also prüfen Sie den Umgang ihrer Kinder. Geben Sie ihnen Gelegenheit zu andern Begegnungen:
Im Sport- und Jugendclub, in der Kirchgemeinde und bei gemeinsamen Bekannten.

Fernsehen als Erziehungsmittel

Besonders bei Kindern hat das Fernsehen binnen einer Generation den Alltag grundlegend verändert. In der Intensität der Bewusstseinsbildung kann sein Einfluss dem der Schule gleichgesetzt werden. Umsomehr, da Kinder im Alter von 8 bis 13 Jahren im Durchschnitt rund 2-3 Stunden pro Tag vor dem Fernseher verbringen. Eine Kommission der amerikanischen Akademie der Kinderärzte gelangte nach einer Grossstudie über die Wirkung des Fernsehens auf Kinder zu der Feststellung, dass unter jungen Grosskonsumenten überdurchschnittlich viele Kinder folgende Eigenschaften aufwiesen: Aggressivität, Fettleibigkeit und Neigung zur Frühsexualität Je mehr Gewalt und Aggressivität ein Kind im Fernsehen zu sehen bekommt, desto aggressiver ist es in der Regel im eigenen Denken und Verhalten. Weitere Studien zeigten, dass Fernsehen bei Schulkindern keine Verbesserung des Sachwissens in Geistes- und Naturwissenschaften bewirkte. Jugendliche werden durch das TV vor allem im erotischen Bereich beeinflusst, mehr noch als durch die Sex- und Aufklärungswelle der Illustrierten. Katastrophen, Horror und Gewalt im Fernsehen züchten auch Angst und Misstrauen.

Kinder, deren Eltern sparsam fernsehen, entwickeln sich in der Regel nicht zu notorischen Röhrenguckern. Auch kann die Zeit, die durch den Verzicht auf das Fernsehen frei wird, effektiver genutzt werden fürs Lesen und Diskutieren.
Ob ihr Kind sich benachteiligt fühlt, hängt davon ab, wie sie das Thema anpacken.

Video-Boom

Was Kinder durch Videos an Brutalität zu Gesicht bekommen ist unbeschreiblich. Viele Schüler machen das Betrachten von solchen Brutal-Videos und Pornos zur Mutprobe. Wer ausharrt bis ans blutige Ende, gilt als ganzer Kerl. Was sind die Folgen? In Polizeiakten häufen sich Berichte von Nachahmungsdelikten des zuvor in Videofilmen Gesehenen. Aber auch Okkultismus und Hexerei verzaubern die Kinoleinwand. Kinder-Zeichentrickfilme sind durchdrungen von übernatürlichen Phänomenen und zeigen Greulichkeiten in Form von kleinen Monstern, wie zum Beispiel die "Gremlins", die mit Motorsägen auf Menschen losgehen und sie töten. Und wer kommt schon gegen den sympathischen
Filmhelden an, der ständig ein Glas Hochprozentigen in der Hand hält und Zigaretten raucht.

Die totale Berieselung

Unsere Jugendlichen berieseln sich pro Tag rund sechs Stunden mit Tönen und Bildern aus irgendwelchen Geräten.
Manche halten die Stille schon gar nicht mehr aus. Automatisch geht die Hand zum Einstellknopf. Bei dieser Fülle von Eindrücken ist es nicht mehr möglich, die negativen von den positiven zu auszufiltern. Jimmy Hendrix bemerkte einmal: "Musik ist selbst eine seelische Angelegenheit.... man kann Leute damit hypnotisieren, .... wenn man die Leute an ihrem schwächsten Punkt erwischt hat, kann man ihnen in ihr Unterbewusstsein alles predigen, was man
will." In den Liedertexten werden immer wieder auch Geschlechtsakte beschrieben, zur Satansverherrlichung aufgerufen, Homosexualität verherrlicht, Vergewaltigung und Brutalität beschrieben.

Wie können wir unsere Kinder vor solchen Einflüssen schützen?

Eltern sollten gute Alternativen bieten. Selbst Musik machen, kann schon so ausfüllen, dass kein Bedürfnis nach diesen Platten besteht. Ausserdem gibt es auch schon ausgezeichnete christliche Gruppen, die den weltlichen in puncto Musik nicht nachstehen, aber bessere Texte liefern. Verwenden Sie viel Zeit, Liebe und Einfallsreichtum für ihre Kinder. Je mehr sich diese angenommen und geborgen fühlen, desto williger werden sie auf Ihre Unterweisungen hören und die Familienregeln befolgen. Eberhard Mühlan schlägt in seinem Buch "Kinder in der Zerreissprobe" vor: "Schaffen Sie tägliche Berührungspunkte, wie zum Beispiel eine gemeinsame Mahlzeit pro Tag. Bleiben Sie ¼ Stunde länger zusammen und plaudern und spielen Sie miteinander. Arbeiten Sie die täglichen Eindrücke und Erlebnisse miteinander auf oder besprechen Sie den nächsten Urlaub. Ihrem Einfallsreichtum sind keine Grenzen gesetzt. Gespräche, Aufklärung und Vorausinformationen und gemeinsame Familienaktivitäten sind wichtig." Aber vor allem sind Sie den Kindern ein gutes Vorbild! Beachten Sie dabei die drei biblischen Prinzipien: Es braucht ein Haus der Liebe und Disziplin, dazu gehört die elterliche Überwachung mit Konsequenz und Disziplin (Psalm 89, 31-34), das Zusammenleben mit Unterweisung und klaren Regeln, Ermutigung, Tadel und Belohnung . Das Fundament bildet die bedingungslose Liebe und Geborgenheit, Achtung und Respekt vor Gott und den andern Familienmitgliedern (Kolosser 3, 12-15).

Datum: 29.03.2002
Autor: Eberhard Mühlan
Quelle: Ehe und Familie in der Zerreissprobe

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