Auf einen
Adrenalinschub folgt häufig eine Phase der Schwäche und Antriebslosigkeit. Auch Monate nach Beginn der Corona-Krise fühlen sich viele Menschen aktuell antriebslos. Es
gibt unterschiedliche Reaktionsmöglichkeiten – doch wo findet sich bleibende
neue Motivation?
Als die Covid-19-Krise Europa
im März überrollte, veränderte sich alles. Vielleicht war die Erfahrung für Sie
erdrückend oder herausfordernd, vielleicht hat es sie aber auch belebt. Wenn
uns eine Krise überfällt und das Adrenalin steigt, suchen wir meistens Gott und
finden Wege, um die Krise zu meistern. Aber sobald das Adrenalin wieder fällt,
kommt es zu einer ruhigen Phase – und hier ist es völlig normal, sich emotional
geschwächt und antriebslos zu fühlen. Vielleicht sind sie aktuell in dieser
Phase?
Bewusst und unbewusst
Wenn wir uns antriebslos
fühlen, haben wir wenig Motivation und Energie. Wir machen weniger, fühlen uns
aber trotzdem müder. Es mangelt an Kreativität und Initiative.
Antriebslosigkeit ist kein neues Gefühl, aber es ist ungewöhnlich, dass sich so
viele von uns gleichzeitig in dieser Phase befinden.
Doch es gibt noch eine
andere Art von Antriebslosigkeit, die vielleicht besorgniserregender ist.
Es ist eine unbewusste Schwäche, die wir in uns selbst oft gar nicht bemerken.
Man könnte sie «geistlicher Schubbetrieb» nennen. Als Schubbetrieb bezeichnet
man den Zustand eines Autos, wenn der Motor abgeschaltet ist und das Auto durch
die vorherige Bewegung und die aktuellen Umstände trotzdem weiter rollt. Diese
Fahrart ist sehr gefährlich – denn es verändert sich die Brems- und
Lenkfähigkeit des Autos, aber am gefährlichsten ist vielleicht, dass sie ein
falsches Gefühl der Sicherheit verleiht, weil sich das Auto ja weiter bewegt. Auf
uns übertragen bedeutet das, dass wir äusserlich auf geistlicher Ebene weiter
funktionieren, obwohl wir innerlich völlig geschwächt und antriebslos sind.
In solchen Momenten
sollten wir sofort reagieren, insbesondere wenn wir eine unbewusste Schwäche, diesen
«geistlichen Schubbetrieb» bei uns feststellen.
Wie kann man
reagieren?
Die typische menschliche
Reaktion auf so einen Zustand ist letztlich nicht gesund. Denn
normalerweise greifen wir nach Ablenkung, Selbstanklage oder einfach Faulheit.
Wir können diese Leere auch mit Arbeit, neuen Zielen oder Unterhaltung füllen.
Oder wir reden uns ein, dass wir es einfach neu probieren und besser machen müssen. – Oder wir
machen es uns einfach bequem in unserer Antriebslosigkeit. In jedem Fall sind
diese Ansätze immer auf einen selbst gerichtet und letztlich geistlich ungesund.
Wer sich schwach und antriebslos fühlt, zieht sich normalerweise
zurück. Und das Leben während dieser Pandemie verstärkt diese Möglichkeit nur
noch durch den angeordneten Lockdown. Aber auf geistlicher Ebene müssen wir, wie
auch immer möglich, die Verbindung und Gemeinschaft zu anderen Christen suchen.
Vor allem aber müssen wir
uns neu mit Jesus Christus verbinden. Wir müssen Zeit mit ihm verbringen, denn
nur er kann unsere Herzen neu beleben und in Bewegung setzen. Doch unsere
menschliche Reaktion wird uns in die gegensätzliche Richtung ziehen wollen. Ich
möchte Sie ermutigen und Ihnen in zwei Bibeltexten zeigen, wie sich Jesus um
schwache und zerbrechliche Menschen kümmert.
Motivation zur
Neuverbindung
In Jesaja, Kapitel 42,
Verse 1-4 steht der erste von den berühmten «Liedern des Dieners Gottes». Auf
den ersten Blick kann es einschüchternd wirken, schliesslich steht dort
dreimal, dass der Diener Gottes, Jesus Christus, Recht und Gerechtigkeit auf die Erde bringen
wird. Da erwartet man jemand, der stark und einschüchternd ist… Aber nein, Vers
2 erklärt, dass er nicht laut ruft und die Aufmerksamkeit aller auf sich zieht.
Und Vers 3 zeigt, wie er mit den Schwachen umgeht: «Das geknickte Schilfrohr
wird er nicht abbrechen und den glimmenden Docht nicht auslöschen.» Dieser Gott
motiviert mich, mein geknicktes und müdes Herz zu ihm zu heben. Fühlen Sie sich
antriebslos? Dann kommen Sie zu dem einen, dem Sie Ihr Herz getrost anvertrauen
können.
Und dann ist da noch die
Geschichte aus Johannes, Kapitel 21. Das Adrenalin vom ersten Osterfest ist
abgeklungen und sieben Jünger sind zurück in Galilea, um dort über Nacht
fischen zu gehen. Was auch immer ihre Motivation war, bin ich mir sicher, dass
einer der Gründe war, dass sie sich schwach und antriebslos fühlten. Lesen Sie
mal das ganze Kapitel und achten Sie darauf, wie sich Jesus um sie
kümmert. Er hätte sie kritisieren, anschreien, korrigieren oder ausschimpfen können,
aber er machte nichts davon.
Stattdessen erinnerte er
sie behutsam an ihren Ruf in den Dienst, indem er wieder einmal durch ein
Wunder ihre Netze mit Fischen füllte. Und er erinnerte sie behutsam daran, dass
er weiter für sie sorgen würde, indem er ihnen ein gegrilltes Frühstück
vorbereitet, wieder einmal eine von Gott geschenkte Mahlzeit aus Brot und
Fisch… Er stellte auch Petrus' Position in der Gruppe wieder her, indem er
seine Hirtenrolle bestätigte. In diesem Kapitel erinnert er sie alle an ihren
Ruf zur Evangelisation und zur Erbauung der Kirche, erinnert sie daran, dass
er, Jesus, für sie sorgen wird und erfüllt sogar Petrus Wunsch, für Jesus zu
sterben – eine Ankündigung, die sich aber erst Jahrzehnte später erfüllte. Der
Inhalt seiner Lehre ist heftig und herausfordernd, aber seine Art ist behutsam
und sanft.
Und genau dieser Gott,
seine Art kann uns motivieren, ihm unsere antriebslosen Herzen hinzuhalten.
Trauen Sie sich, sich neu mit demjenigen zu verbinden, dem Sie wirklich Ihr
Herz anvertrauen können!