Frauentag der Chrischona-Gemeinden

Wut will Worte, nicht Schokolade

Was, wenn man Spielball der eigenen Gefühle ist? Herrin der Gefühle möchten die 240 Frauen werden, die am 23. Februar in Weinfelden den regionalen Frauentag der Chrischona-Gemeinden besuchten. Referentin Monica Kunz, 52, gab praktische und brauchbare Gefühls-Tipps mit auf den Weg.
Gefühle steuern lernen: Monica Kunz am Chrischona-Frauentag in Weinfelden (Bild: Regula Madörin).

Kopf stehen, sich unlustig oder verärgert fühlen, Angst haben, überschwängliche Freude empfinden - die Dekoration rund ums Rednerpult veranschaulichte, wie lebensbestimmend Gefühle sind. Das Thema dieses Frauentages lautete: «Spielball oder Herrin meiner Gefühle». Die Referentin Monica Kunz aus Frauenfeld erreichte die Zuhörerinnen mit treffenden Beispielen aus dem Alltag. Jeder äussere Reiz rufe eine Reaktion, eben ein Gefühl hervor.

Eine Hunderternote – vier Reaktionen

Und so unterschiedlich kann eine Situation bewertet werden: «Ein Mann steht an einer Bushaltestelle. Jedes Mal, wenn eine Frau vorbeigeht, zückt er eine Hunderternote und streckt sie dieser hin. Vier Reaktionen: Frau 1 wird wütend, gibt ihm eine Ohrfeige, fühlt sich geschädigt und als Nutte taxiert. Frau 2 wird schamrot, schaut zu Boden und geht schnell weiter. Frau 3 lacht, nimmt den Schein, dankt und geht fröhlich weiter. Frau 4 bleibt gelassen stehen, sieht ihn an und sagt: «Tut mir leid, ich habe kein Wechselgeld.» Kunz erläuterte, dass man Gefühlen nicht ohnmächtig ausgesetzt sei, sondern lernen könne, diese zu steuern: «Wer weiss, wie man mit den eigenen Gefühlen umgeht, wirkt in seinem Leben präventiv.»

Prävention

Als Leiterin der Fachstelle für Häusliche Gewalt im Thurgau weiss die Supervisorin und Seelsorgerin, dass Gefühlskompetenz präventiv wirken kann. Wer die Zusammenhänge kenne und aktiv mit den eigenen Gefühlen umgehe, könne viel verhindern. Gefühlskompetenz sei ein Schutzfaktor gegen Sucht, Beziehungsprobleme und Gewalt. «Wenn die Antwort auf unsere Gefühle falsch ist, haben wir längerfristig ein Problem. Wenn wir Angst, Wut und Neid zum Beispiel mit Alkohol oder Schokolade stillen, rächt sich das früher oder später.»

Rüstzeug

Mit einem ABC-Modell von Albert Ellis zeigte die Referentin einen leicht zu merkenden Weg. A steht für Auslöser: Ein äusserer Reiz löst stets ein Gefühl aus. B steht für Bewertung: Sofort wird die Situation bewertet. C steht für Konsequenz, die Reaktion: Das Ziel sei, mit Gefühlen bewusster umzugehen, indem man sie wahrnehme und benenne. Wer Gefühle in Worten ausdrücke und sie so besser verstehe, könne diese auch besser kontrollieren und steuern, betonte die Referentin.

Was die Bibel sagt

Die Referentin zeigte, dass in der Bibel mit einfachen Kernsätzen auf den Umgang mit Gefühlen eingegangen wird. Zum Beispiel: Gehe nicht schlafen, wenn du noch zornig bist. Oder «Psalm 73 hilft gegen Neid und öffnet den Blick für grössere Dimensionen. Uns, die wir manchmal so kleinliche Gedanken haben». Mit der Ermutigung «Überlassen Sie dem Feind nicht Gefühlsland, das ihm nicht gehört», schloss Monica Kunz die eindrückliche Frauentagung.

Datum: 04.03.2008
Autor: Esther Reutimann
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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