Spannungsvoll

„Mein Selbstwert spielt verrückt!“

„Manch­mal fühle ich mich elend, klein und unbedeutend. Doch dann erlebe ich mich auch wieder stark, unentbehrlich und unschlagbar. In mir leben ein Hochstapler und ein kleiner Wurm. Wer oder was bin ich eigentlich?“
Wo liegen meine Stärken, die ich heute für mich einsetzen und nützen könnte?
Der Blick auf die eigene Vergänglichkeit hilft, wieder demütig zu werden.

Sie erleben am eigenen Leib das Spannungsfeld, in dem sich unser Leben bewegt. Die Bibel beschreibt diese zwei Pole eindrücklich in den Psalmen. In Psalm 8 heisst es: „Du hast den Menschen wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt“, und Psalm 103 sagt zugleich: „Des Menschen Leben gleicht dem Gras, es blüht wie eine Blume auf der Wiese: Ein heisser Wind kommt – schon ist sie verschwunden und wo sie stand, bleibt keine Spur zurück.“

Sowohl als auch

Unser Leben vollzieht sich demnach nicht alleine in einem Entweder (klein und unbedeutend) Oder (gross und mächtig), sondern vielmehr in einem Sowohl-als-Auch. Als unvollkommene Menschen in den täglichen Herausforderungen dieser Welt erleben wir alle Phasen, in denen wir uns stark und lebendig fühlen, und andere, in denen wir uns vor lauter Selbstzweifel am liebsten verkriechen würden. Statt zu fragen: „Wer bin ich nun wirklich?“, kann es hilfreich sein wahrzunehmen, wohin ich gerade tendiere. Sollte ich mich im Augenblick einmal wieder klein und unbedeutend fühlen, dann bloss nicht noch zusätzlich auf Psalm 103 schauen – dann geht die Stimmung wahrscheinlich noch mehr in den Keller! Die Alternative wäre in diesem Fall, mit Psalm 8 zu fragen: Wo liegen meine Stärken, die ich heute für mich einsetzen und nützen könnte?

Selbstwert ist nicht statisch

Umgekehrt hilft Psalm 103 in „Allmachtsphasen“, mit dem Blick auf die eigene Vergänglichkeit wieder demütig zu werden und Gott für jeden neuen Tag zu danken. Unser Selbstwert ist nicht statisch festgelegt, sondern auch ge­prägt durch unseren Umgang mit uns selber. Niemand zwingt uns in Krisenzeiten, uns zusätzlich mit negativen Einreden selber fertig zu machen. Im Gegenteil: Die Bibel ermutigt uns an vielen Stellen (zum Beispiel Römer, Kapitel 12, Vers 2 oder Epheser, Kapitel 4, Vers 23), auf unsere Gedanken und Einstellungen zu achten. Sie bestimmen, wie wir uns am heutigen Tag, im nächsten Monat und übers Jahr hinweg fühlen werden.

„Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin“, sagt Paulus in 1. Korinther, Kapitel 15, Vers 10. Dieser Satz hat schon manchem geholfen, wieder mehr ins innere Gleichgewicht zu kom­men. Wir können uns darin mit unserer persönlichen Ge­schich­te, die uns geprägt hat, neu annehmen. Aus dieser Geschichte ist das geworden, was wir heute sind – und dazu dürfen wir ja sagen.

Im Span­nungs­feld zwischen Psalm 8 und Psalm 103 dürfen wir aus einer tieferen Gelassenheit heraus sagen: „Durch Gottes Gnade bin ich was ich bin.“

Datum: 30.01.2008
Autor: Andreas Zimmermann
Quelle: Neues Leben

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