Stress bewältigen

«Nicht vollkommen, aber gelassen»

Mit Stress umzugehen gelingt eher, wenn wir unser Leben von grösseren Zielen her betrachten und ordnen, sagt der Berater Rolf Lindenmann. Jesus.ch-print: Ist Stress auch die Furcht, das Leben zu verpassen? Rolf Lindenmann:
stressfrei

Stress hat mit dem Grundstrom meines Lebens zu tun, meinen Möglichkeiten und Grenzen. Die Überbelastung des Körpers, des Gemüts oder der Seele verursacht Stress. Es ist gut, dass wir uns kurzfristig anspannen und im roten Bereich leben können; langfristig nehmen wir jedoch Schaden. Wer auf Dauer zu viel Lärm und Zeitdruck erlebt und sich selbst unaufhörlich unter Spannung setzt, der leidet. Wer Perfektionist ist oder es aus Menschenfurcht allen recht machen will, stresst sich genauso, wie derjenige, der unter der «Qual der Wahl» leidet. Auch Sinnlosigkeit kann Stress auslösen. Er entlädt sich in Gewalt und Vandalismus oder in Trübsinn.

Wie vermeiden und überwinden wirStress?
Wer bloss gegen den Stress kämpft, dem wird auch das zum Stress. Es gilt im Grunde, eine andere Lebenshaltung einzuüben. Jesus sagt: «Ihr könnt nichts ohne mich tun.» (Die Bibel, Johannes, Kapitel 15, Vers 5) Und: «Sucht zuerst Gottes Reich, vertraut und macht euch nicht unnötig Sorgen.» (Die Bibel, Matthäus, Kapitel 6, Vers 33). Das heisst nicht, dass ich nicht planen und arbeiten soll. Aber: Ich soll von grösseren Zielen her, die sich aus meiner Berufung ergeben, ein Mass finden und entscheiden: Was will ich – und was nicht? Wenn man keinen klaren Sinn sieht, dann muss man zu viel. Wenn man nicht weiss, was man will, muss man alles – oder nichts – tun.

Hilft das Gebot, am siebten Tag zu ruhen, beim Stressabbau?
Ja. Es gleicht einem Naturgesetz: Legen wir den Ruhetag ein, erreichen wir mehr, als wenn wir jeden Tag arbeiten und irgendwann erschöpft sind. Wer sich stresst, wird davon eingeholt, wird frühzeitig alt, wird krank, oder Beziehungen gehen kaputt. Das Leben gelingt eher, wenn wir die Ordnungen der Schöpfung einhalten.

Stresst Gott uns nicht?
Nein. In der Bibel, im Psalm 127, finde ich ein Bild für den Alltag: «Wenn Gott nicht das Haus baut und die Stadt bewacht, könnt ihr so früh aufstehen, wie ihr wollt – euch stressen und abmühen, so viel ihr wollt – es nützt nichts. Gott gibt es seinen Kindern im Schlaf.» Der Satz meint nicht Untätigkeit, sondern dass wir mit Gott, unserem Schöpfer, leben sollen. Er weiss, was uns gut tut. Dann fi nden wir das richtige Mass. Gott stresst uns nicht. Der Prophet Jesaja sagt: «In Umkehr und Ruhe gibt es Rettung; in Stille und Vertrauen erwächst euch Kraft.» (Die Bibel, Jesaja, Kapitel 30, Vers 15)

Aus der Beziehung zu Gott heraus kann man die richtigen Prioritäten setzen. Ich behaupte, das führt zu mehr Effi zienz, als wenn man rotiert. Wir treiben ja so unheimlich viel – doch manches läuft nicht gut. Die Beziehung zu Gott schaff t ein heilsames Klima, die Fähigkeit, Entscheidungen richtig zu treff en, usw. Wir sind nicht vollkommen, aber gelassen. Das führt zu einer hohen Lebens- und Arbeitsqualität.

Rolf Lindenmann (72), Dr. phil., Biologe, ist als Coach und Berater in Grüt im Zürcher Oberland tätig.

Datum: 03.11.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch Print

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