Fasten

Wie geht das?

Fasten nach dem Festen? Die Karnevalstage sind bald vorbei. Nach der christlichen Einteilung des Jahres befinden wir uns am Beginn der Fastenzeit. Mit dem Aschermittwoch beginnt damit die Vorbereitungszeit auf Ostern. Was sagt die Bibel über den Sinn des Fasten aus?
Jesus hat nur eine Bedingung
Fasten ist keine fromme Leistung, die uns Pluspunkte bei Gott einbringt.

Wer heute fastet, tut dies selten nur noch aus religiösen Gründen. Das "gewichtigste" Argument: unserem Übergewicht zu Leibe zu schreiten und die Fastenzeit dazu zu nützen, ein paar Kilos abzuspecken. Das momentan von vielen praktizierte Fasten zur Gewichtsreduktion kann jedoch der Gesundheit schaden. Bei einem völligen Verzicht auf Nahrung gerät der Körper in eine Stresssituation, drosselt seinen Energieverbrauch und baut seine eigenen Muskeln, aber nur wenig Fettgewebe ab. Fasten kann zu einem Jo-Jo-Effekt führen – also ein Ab- und wieder Zunehmen.

Medizinisch wird das Fasten einerseits von vielen Ärzten als Erholung für den Körper gewertet; von den Gegnern wird es dagegen als unnötiger Stress beschrieben. Viele, die jetzt in der Fastenzeit einzeln oder in Gruppen fasten, betonen, dass es ihnen körperlich und seelisch um Entschlackung geht, aber auch um spirituelle Erfahrungen.

Was meint eigentlich der biblische Begriff „fasten“? Er bezeichnet den Verzicht auf Nahrung, schlicht das Hungern. Sicher nicht einfach das Verringern von Genüssen, wie man das heute oft praktiziert.

Fasten ist etwas sehr Persönliches

Fasten ist keine fromme Leistung, die uns Pluspunkte bei Gott einbringt. Es handelt sich um eine Sonderform des Gebetes, nämlich dem dem Gespräch mit Gott unter Fasten. Warum aber sollte ein Mensch fasten? Wird er so Gott beeindrucken können? Nein, es geht beim Fasten in erster Linie um den Beter, der sich Gott verstärkt zuwenden möchte.

Die Bibel gibt Christen nicht einmal direkt die Anweisung zu fasten. Es ist nicht etwas, das Gott von Christen fordert oder verlangt. Gleichzeitig präsentiert die Bibel das Fasten aber als gut und vorteilhaft.

Nur eine Bedingung für das Fasten

Jesu Aussagen zu diesem Thema sind einfach und direkt. Jesus hat nur eine Bedingung für das Fasten gesetzt – Aufrichtigkeit. Er wusste, dass seine Jünger fasten würden, doch er sagte nicht wann, wie lange oder wie oft. Fromme Heuchler waren Jesus ein Graus: Jene Menschen also, die ihre Frömmigkeit zur Schau stellen, um öffentlich Ansehen damit zu erlangen. Diese Strategie wandten sie auch beim Fasten an. Um aller Welt zu zeigen, wie entbehrungsreich sie leben, setzten sie das leidvollste Gesicht auf. Jesus empfiehlt in der Bibel das Gegenteil: Wenn ein Mensch fastet, muss das niemand sehen ausser Gott, der „Vater im Verborgenen“. Deswegen rät er, sich während der Fastenzeit besonders gründlich zu waschen und zu pflegen, damit man frisch daherkommt: „Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer dreinsehen wie die Heuchler.“

Mose, David, Elia, Esther, Hanna und Paulus sind nur einige biblische Figuren, die fasteten. Es gibt kein Gesetz, wie oft man fasten soll, aber es ist klar, dass Fasten eine bedeutende Rolle im persönlichen geistlichen Leben der Einzelnen spielen kann.

Die Evangelischen standen zu Beginn der Reformation dieser religiösen Praxis etwas skeptisch gegenüber, weil das Fasten auch missverstanden werden kann als ein religiöses Werk, um Gott zu beeinflussen. Ulrich Zwinglis Reformation in der Schweiz begann mit einem demonstrativen Wurstessen während der Fastenzeit. Da schlug das Pendel ein bisschen weit auf die andere Seite. Martin Luther hat zwar auch gefastet, es aber als „gutes Werk“ auch abgelehnt. Der Mensch werde nicht durch das Fasten angenehm bei Gott, sondern allein durch die Gnade, allein durch den Glauben.

Leitlinien für das Fasten

Wenn Sie noch nie gefastet haben, sollten Sie es auf 24 bis 36 Stunden beschränken. Fangen Sie am Vortag damit an, keine Flüssigkeiten einzunehmen, die Coffein enthalten. Der Entzug von Coffein verursacht normalerweise Kopfschmerzen. Wie geht es Fastenden mit dem Hungergefühl? Viele glauben es nicht, aber so gut wie keiner verspürt ab dem ersten Fastentag ein Hungergefühl.

Wer kann fasten? Es gibt grundsätzlich keine Altersbeschränkung. Voraussetzung ist lediglich eine normale körperliche Kondition.Wer darf nicht fasten? Menschen, die nicht gesund sind und Medikamente einnehmen müssen. Wer körperlich erschöpft ist. Wer eine Abneigung gegen das Fasten verspürt. Untergewichtige und Menschen mit Essstörungen. Schwangere und Menschen mit chronischen Krankheiten, auch nach früher durchgemachten Erkrankungen, zum Beispiel Herzinfarkt. Im Zweifelsfall sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt.

Bitte beachten

Ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen bedeutend mehr trinken als sonst, mindestens drei Liter pro Tag. Auch Gemüsesäfte, Fruchtsäfte und andere Getränke sind möglich. Kohlensäurehaltige und saure Getränke meiden. Wenn in nächster Umgebung Menschen mit Essstörungen im Sinne einer Magersucht oder Tendenz dazu leben, kann Vollfasten für diese ein falsches Signal setzen. Menschen, die es gewohnt sind, viel Zucker zu sich zu nehmen, haben grosse Schwierigkeiten mit dem Fasten.

40 Tage Gebet und Fasten

Vom 3. März bis 12. April 2009 empfehlen „Campus für Christus“ zusammen mit „Gebet für die Schweiz“ und der „Evangelischen Allianz“ das Fasten als Anstoss zur persönlichen Erneuerung. Dazu wurde ein Heft mit täglichen Gebetsansstössen verfasst. Die Hefte können bei Campus für Christus oder auch unter www.each.ch heruntergeladen werden.

Fasten in der Bibel

Hier ein Versliste mit ausgewählten Bibelstellen:
Richter, Kapitel 20, Vers 26
1. Samuel 7,6; 31,13
2. Samuel 1,12; 12,16.23
1. Könige 21,9; 12,27
1. Chronik 10,12
2. Chronik 20,3
Esra 8,21.23
Nehemia 1,4; 9,1
Esther 4,3.16; 9,31
Psalm 35,13; 69,10; 109,24
Jesaja 58,3.4.5.6
Jeremia 4,12; 36,6.9
Daniel 6,19; 9,3
Joel 1,14; 2,12.15
Jona 3,5
Sacharja 7,3; 8,19
Matthäus 6,16.17.18; 9,14.15; 17,21
Markus 2,18.19.20
Lukas 2,37; 5,33.34.35; 18,12
Apostelgeschichte 13,2.3; 14,23; 27,9
2. Korinther 6,5; 11,27

Literatur

Arthur Wallis: Ein Fasten, das Gott gefällt
Derek Prince: Die Waffe des Betens und Fastens
Michael Schiffmann: Warum wir fasten
Lou Engle: Überwältigende Kraft durch Fasten und Beten
Mahesh Chavda: Die verborgene Kraft des Betens und Fastens

Anmerkung: Der Begriff „fasten“ in unserer Sprache stammt aus dem Gotischen. „Fastan“ bedeutet das Bewachen und Festhalten einer Sache, im engeren Sinn das Festhalten und Einhalten von Speisevorschriften und Enthaltsamkeitsgeboten.

Datum: 03.03.2009
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch

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