Interview

„Bis zuletzt gearbeitet und gebetet“

Günter Förster war über zwanzig Jahre auf dem Bau – bis die Firma pleite ging.
Familie Förster

23 Jahre lang war Günter Förster in einem Bauunternehmen mit Sitz im Vogtland angestellt. Zuletzt arbeitete der 51-Jährige als Bauleiter. Nach der Wende ging es der Firma wirtschaftlich gut. Doch Ende der 90er-Jahre rutschten die Preise auf dem Bau immer tiefer in den Keller. Insolvenzen anderer Firmen und Bauträger besiegelten schliesslich die Geschäftsaufgabe des Unternehmens im November letzten Jahres. Jetzt ist der Vater einer sechsköpfigen Familie arbeitslos.

Als Bauleiter mussten Sie helfen, den Betrieb aufzulösen. Was geht einem durch den Kopf, wenn man die Kollegen und sich selbst wegrationalisiert?
Günther Förster: Ich fühlte Wehmut, als ich zum letzten Mal unseren Bagger abstellte und abschloss. Und mein Mund war trocken, als ich drei Kollegen beobachtete, die ohne Groll kurz vor Schluss die Zimmerei ausfegten. Aber ich war auch dankbar für all die Jahre, in denen wir als Arbeitskollegen schöne wie schwere Zeiten meisterten und echte Kameradschaft entstand.

Haben Sie etwas gegen die drohende Arbeitslosigkeit unternommen?
In der Firma haben wir uns immer wieder gemeinsam gegen die Insolvenz gestemmt, ganz nach dem Prinzip „Bete und arbeite!“ Bis zuletzt haben wir engagiert gearbeitet und gemeinsam mit vielen Glaubensgeschwistern für den Erhalt der Firma gebetet.

Arbeitslos zu sein – erleben Sie das als Zustand oder eher als Krise?
Zurzeit ist es eher ein Zustand, der mich von verschiedenen Zwängen und einer zum Teil unbarmherzigen Arbeitswelt abschirmt. In manchen Stunden öffnet sich jedoch die Tür zur Krise. Durch diesen Spalt sehe ich, dass das Arbeitslosengeld sehr bald ins Arbeitslosengeld II mündet und merke, wie mir meine gesundheitlichen Probleme Angst bereiten. Da sich diese Tür nicht von selbst schliesst, muss man immer wieder vom Sofa aufstehen und diese Tür schliessen. Manchmal schliesst sie aber auch meine Frau für mich.

Was hilft Ihnen dabei?
Der Glaube an Gott, meinen Vater im Himmel, der sich in meinem 51 Lebensjahren als absolut treu und zuverlässig erwiesen hat. Ausserdem weiss ich um viele Christen, die unsere familiäre Situation im Gebet tragen.

Wie sehen Sie Ihre Zukunft?
Natürlich möchte ich beruflich noch etwas bewegen, etwas anpacken – nicht zuletzt um meine Familie zu versorgen. Sicher könnte ich mir vorstellen, wieder auf dem Bau zu arbeiten, wenngleich das körperlich schwieriger wird. Im Grunde bin ich auch für andere Wege offen. Eine viel diskutierte Frage bei uns zu Hause ist: „Wie erleben wir Gottes Führung?“ – Wir wissen nur: Wir stecken mittendrin und der Glaube an Jesus Christus trägt uns.

Interview: Stefan Rüth

Datum: 13.04.2005

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