Weniger Arbeit

Mehr Stress?

„Vor zwei Jahren habe ich wegen eines Burnout eine Kur gemacht, danach meine Stelle auf 70 Prozent reduziert und auch alle ehrenamtlichen Aufgaben auf Eis gelegt. Das schien zuerst hilfreich, aber nun habe ich den Eindruck, es geht mir immer noch genauso schlecht wie damals. Ich bin müde und nichts macht richtig Freude. Wie lange dauert es denn, bis man sich von einem Burnout erholt?"
Es kann manchmal lange dauern, sich von einem Burnout wirklich zu erholen.


Dass Sie sich nach zwei Jahren „auf Sparflamme" immer noch ausgebrannt fühlen, zeigt nicht nur, wie lange es manchmal dauern kann, sich von einem Burnout wirklich zu erholen. Es ist dringend notwendig, dass Sie über Ihre Niedergeschlagenheit und den Mangel an Motivation auch mit einem professionellen Psychotherapeuten reden. Denn vielleicht war es damals nicht nur „Burnout", sondern eine andere Depression, die mit „weniger tun" noch nicht behandelt ist. Aber: Auch bei Burnout gilt für die meisten Betroffenen, dass „einfach weniger machen" oft nicht die richtige Antwort ist.

Mehr Qualität statt weniger Quantität

Ich weiss natürlich nicht, ob das auch für Sie persönlich gilt, aber fast immer hat ein Burnout nicht den Hintergrund, dass die Quantität der Arbeit zu viel ist, sondern die Qualität nicht stimmt. Mit anderen Worten: Die Leute machen nicht zu viel, sondern das Falsche. Und manchmal macht „weniger" die Sache noch schlimmer, weil die Qualität der Aufgaben sich häufig auch verschlechtert, wenn sich die Quantität verringert. Es gibt einige wesentliche Faktoren, die dazu beitragen, dass uns Arbeit befriedigt. Und wenn sie das tut, bekommen Sie auch mit einer 60-Stunden-Woche keinen Burnout (es sei denn, Sie arbeiten sieben Tage die Woche). Doch wenn sie das nicht tut, können Sie auch mit einer 35-Stunden-Arbeitswoche völlig erschöpft und entnervt sein. Wussten Sie, dass der Beruf mit dem höchsten Risiko für stressbedingte Erkrankung in Deutschland „Pförtner" ist? Danach folgen Hausmeister und andere Reinigungskräfte (Quelle: DAK/Berufsgenossenschaften). Die allgemein als „stressig"angesehenen Berufe hingegen kommen oft erst weiter unten auf der Liste.

Burnout vermeiden

Wenn die folgenden Bedingungen erfüllt sind, ist ein Burnout nahezu ausgeschlossen:
  1. Die Arbeit muss mir erlauben, meine Begabungen zu entwickeln, das heisst, ich muss mich entfalten können.

  2. Die Arbeit muss Sinn bringen - das heisst, ich muss etwas tun, was ich aus tiefster Überzeugung wichtig finde.

  3. Selbststeuerungsmöglichkeiten sollten den Alltag prägen - das heisst, soweit wie irgend möglich, sollte ich selbst entscheiden können, wann ich was wie tue.

  4. Die zwischenmenschlichen Beziehungen dürfen nicht dauerhaft gestört sein - weder auf der Arbeit, noch in den Liebesbeziehungen zu Hause. Wenn die Arbeit also zu ständigen Reibereien mit Kollegen führt oder zum Krach mit dem Ehepartner, macht sie uns krank und unglücklich.

In diesem Sinne ist es nachvollziehbar, dass weniger Arbeit oft mehr Burnout bringt: Es ist in einer reduzierten Stelle eher schwieriger, neue Kompetenzen zu entwickeln; die Aufgaben sind oft weniger sinnvoll und beinhalten mehr Routine; eine echte Mitbestimmung der Tätigkeiten ist eher schwierig. Und wenn Sie zudem alle ehrenamtlichen Aufgaben auch fallen lassen mussten, weil sie einfach nicht mehr konnten, kommt auch aus diesem Bereich wenig Ergänzung für das, was Ihnen bei Ihrer Arbeit vielleicht fehlt. Also: Lassen Sie sich in Ihrem Arbeits- und Freizeitverhalten nicht so sehr von der Uhr leiten, sondern von Ihrem inneren Kompass! In welche Richtung Sie gehen, nicht wie viel Zeit Sie dafür aufwenden, wird den entscheidenden Unterschied machen.

Der Begriff Burnout-Syndrom (engl. to burn out - ausbrennen) bezeichnet den besonderen Fall berufsbezogener, chronischer Erschöpfung und wurde 1974 eingeführt. Ausgelöst wird ein Burnout in der Regel durch ständige Frustration, das Nichterreichen eines Zieles und zu hohe persönliche Erwartungen an die eigene Leistung. Die Symptome sind vielfältig. Häufig leiden Betroffene unter Depressionen, aber auch unter körperlichen Beschwerden, wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Magenbeschwerden sowie weiteren körperliche Dysfunktionen. Typisch sind auch Schuldgefühle, wie zum Beispiel der Vorwurf, sich in seinem Beruf nicht genügend einzubringen. Der „Ausgebrannte" erlebt seine Umwelt häufig als nicht mehr kontrollierbar und zieht sich in völlig in sich zurück. Hilfe durch Familie und/oder Freunde wird kaum noch oder gar nicht mehr angenommen. Darum benötigen Betroffene in der Regel professionelle Hilfe von Psychologen, Therapeuten und/oder Ärzten.

Datum: 16.02.2009
Autor: Ulrich Giesekus
Quelle: Neues Leben

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