Lebens-Strategien

„Ich schaffe das alles nicht mehr!"

Herbert H. (45) lebte nach der Devise: „Mit einer positiven Lebenseinstellung schaffe ich alles!“ Dann passierte der Autounfall mit einer Halswirbelverletzung und „plötzlich war die Luft draußen. Ich konnte nicht mehr. Eine tiefe Erschöpfung über­fiel mich. Ich fragte mich permanent nur noch: ,Wozu das alles?’
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Von ähnlichen Erfahrungen berichten immer mehr Menschen. Sie setzen sich über die Maßen ein, arbeiten an Sonn- und Feiertagen, und vertrösten ihre Familien und Freunde, dass es demnächst besser würde. Sie sind hoch engagiert und wirken dennoch hektisch und abgeschlafft. Jährlich erleben Tausende hoch motivierter Menschen, mitunter durch Kleinigkeiten ausgelöst, einen nervlichen Zusammenbruch. Menschen in sozialen und helfenden Berufen sowie Berufsgruppen mit einem hohen Maß an Motivations- und Führungsverantwortung (Pastoren, Manager, Lehrkräfte), sind besonders gefährdet.

Wer beruflich und privat unter Hochdruck steht gerät leicht durch Kleinigkeiten in Angst und Panik. Bereits eine Grippe kann in eine längere Erschöpfung mit perma­nen­ter Übermüdung führen. Der innere Nieder­gang äußert sich auch emotio­nal: man hat sich nicht mehr im Griff, ist nicht mehr belastbar, leicht gereizt, den Trä­nen nahe. Am Rande des Nervenzusammenbruches oder Burnouts verlieren Menschen die Fähigkeit, ihre Aufgaben zu planen und Schritt für Schritt an­zu­gehen.

Mose erging es ähnlich: Sein Schwiegervater Jethro erlebt einen Schwieger­sohn, der von Morgens bis Abends Streitigkeiten im Volk Israel schlichtete. Jethro er­kannte: „Du machst dich zu müde“, und rät Mose: „Suche dir rechtschaf­fe­ne Männer für die kleineren Streitigkeiten – und du richtest nur noch die großen und wichtigen Fälle“ (2. Mose 18,13–27). Zur Vorbeugung der persönlichen und beruflichen Überforderungen heißt das rettende Schlagwort: Work-Life-Balance. Es bedeutet, ein gutes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben herzustellen.

(Über-)Lebens-Strategien

Jeder Mensch hat nur begrenzte Energien um sein per­sönliches Umfeld, seine Eigen­in­teressen, seinen Glauben, den Beruf und die Familie zu gestalten. Den seelischen Akku kann man schnell leeren oder die eigenen Kräfte gezielt ein­setzen. Eine Verbesserung der Lebensqualität beginnt beispielsweise bereits mit kleinen Übungen:
  • Planen Sie Ihre Aktivitäten. Setzen Sie sich realistische Tages-, Monats- und Jahresziele. Auch freie Zeiten werden als Fixtermine in den Zeitplan aufgenommen.

  • Bereichern Sie Ihren Alltag durch bewusste Atempausen – einen kurzen Spazier­gang um den Block, eine halbe Stunde an die frische Luft u. ä.

  • Seien Sie gelassen. Wenn Sie auf Stress überzogen mit Ärger und Aggression reagieren, agieren Sie selbstschädi­gend. Es gilt: Sie haben sich entschieden, sich zu ärgern – nicht: „Die andern haben mich wütend gemacht!“

  • Ziehen Sie Grenzen zwischen Beruf und Privatleben. Halten Sie Ihre Beziehung frei von Berufsproblemen. Lernen Sie, Nein zu sagen und sich besser abzugrenzen – freundlich, aber bestimmt!

  • Halten Sie im Stress inne. Überlegen Sie: „Was passiert, wenn ich die Arbeit aufschiebe? Sind die Folgen wirklich so schlimm?“Wenn Sie ausbrennen, hat niemand was davon.

  • Pflegen Sie die Stille. Lärm, Hektik, Reizüberflutung und Überarbeitung sind Stress-Auslöser. Für den inwendigen Menschen bleibt keine Zeit. In der Stille, im Gebet und in der Meditation tanken wir neue Kraft. Auch Jesus ermutigte seine Jünger: „Geht ihr allein an eine einsame Stätte und ruht ein wenig“(Markus 6, 31).

  • Investieren Sie Zeit für Entspannung. Hobbys, Sport, Musik und andere Freizeitbeschäftigungen tun Ihnen gut.

  • Überprüfen Sie Ihren Tagesrhythmus. Sind Sie ein Morgen- oder ein Nachtmensch? Passen Sie Ihren Arbeits- und Familienalltag entsprechend an.

  • Setzen Sie ein Gegengewicht. Spitzenleistungen sind manchmal nötig. Aber Sie sollten sich auch sich Zeit nehmen um Wochenendarbeit und Übermüdung auszukurieren. So kommen Sie wieder frisch und mit neuen Ideen zur Arbeit.

Work-Life-Balance

Wachsender Druck am Arbeitsplatz, Unzufriedenheiten, Konflikte in der Familie – das alles kostet Kraft. Viele stoßen dabei an ihre Grenzen. In Zeiten zuneh­men­der Angst um den Arbeitsplatz und höheren Anforderungen stimmt für viele die Ausgewogenheit zwischen Beruf und Privatleben (Work-Life-Balance) nicht mehr. Immer mehr Menschen tun sich schwer, Job, Familie, Freunde, ihren Glauben und eigene Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen. Eine Verbesserung führt in erster Linie über Selbstreflexion und gezielte Aktionen. Nähere Infos zum Thema Work-Life-Balance zum Beispiel unter: www.simplify.de/ bzw. www.worklife-institut.de/. Wie immer gilt: Prüfen Sie in Ruhe was zu Ihnen passt und vor allem, was die Bibel zu dem Thema sagt.

Andreas Zimmermann, ist psychologischer Psychotherapeut, Supervisor und Studienberater der Christlichen Lebensberatung und Seelsorge in Österreich. E-Mail: zimmermann.ber@tungspraxis.de

Datum: 30.05.2005

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