Wem hast du Kusshände an den Himmel geworfen?

In einer europaweiten Umfrage sollen zwei Drittel der Jugendlichen gesagt haben, Religion sei für sie out; mit „Gott“ könnten sie nichts mehr anfangen. - Gern würde ich einen der Verneiner fragen: Wem hast du Kusshände an den Himmel geworfen, als du wieder frisch verliebt warst? Und wem hast du dein Leid geklagt, als gerade keine Menschenseele für dich erreichbar war? Und warum hast du Mitleid mit unglücklichen Menschen? Doch weil du auf eine dir undurchschaubare Weise dich verantwortlich fühlst, ein ominöses Gegenüber ahnst. Wer aber soll das sein? Wem meinst du, mal Rede und Antwort zu stehen für dein Tun? Du kennst mindestens einen Menschen, der hier nicht genug Liebe bekommen hat. Wünschst du dem nicht Freude die Fülle?

Für dich genügt es vielleicht zu sagen: Mir steht nicht mehr zu als das irdische Leben. Aber die Ermordeten und Geschändeten sollen doch noch heil werden. Oder sollen die Mörder ewig triumphieren? Und wenn du der Sonne beim Untergehen zusiehst, dann fühlst du doch ein Beben in deinem Inneren; und wenn du die Keime aus der Erde spriessen siehst nach langem Winter, dann staunst du doch über die Schöpfung. Fragst du dich denn nie, wer oder was das alles gemacht hat?

Ich sage dir auf den Kopf zu, dass du voller Sehnsucht bist nach Gott. Auch du fragst nach der Adresse, an die du deinen Dank und deine Klage richten kannst, du willst zu so etwas wie „Gott“ gehören. Du bist skeptisch gegen all das, was dir üblicherweise als Gott dargeboten wird - und damit bist du ihm vielleicht schon näher als mancher dieser Darbieter. Könnte das sein?