Der Stress vieler Menschen nimmt aktuell zu. Wir brauchen
jetzt dringend Wege, um den Stress abzubauen. Ein Merkblatt gibt Anleitung, um
Überforderung und daraus resultierender häuslicher Gewalt vorzubeugen.
«Wir wissen aus Erfahrung: In
einer Krisensituation steigt das Risiko, die Kontrolle zu verlieren und
gewalttätig zu werden.» So lesen wir auf dem Merkblatt «Corona-Krise:
Survival-Kit für Männer unter Druck». Es ist ein Präventionsbeitrag der
Dachorganisationen für Jungen-, Männer- und Väterarbeit in der Schweiz.
«Die
Punkte der Auflistung hilfreicher Massnahmen sind für die meisten von uns in
der Theorie selbstverständlich», erklärt Elterncoach Regula Lehmann, «doch dies
bedeutet noch lange nicht, dass es immer gelingt, entsprechend zu handeln. Uns
einzugestehen, dass wir 'Gewaltpotenzial' in uns tragen, ohne uns deswegen abzulehnen,
ist der erste Schritt zur Prävention von Gewalt.»
Jeder Mann
ist für sein Handeln verantwortlich
Es ist bekannt, dass Frauen
nicht nur Opfer, sondern auch Täter von häuslicher Gewalt sein können. Trotzdem
sind es grösstenteils Männer, welche zu Gewalt als Ventil ihrer Überforderung
greifen. Und deshalb richtet sich das «Survival-Kit» auch primär an Männer,
obwohl die Tipps für Frauen genauso hilfreich sein können. Der Mann darf sich
eingestehen, mit der Situation überfordert zu sein. Unsicherheit in Bezug auf
seinen Arbeitsplatz und das damit zusammenhängende Einkommen, das Gefühl der
Enge während der Zeit des Homeoffice, Angst vor dem Virus selbst und Sorge ums
Wohl der Familie – das alles kann schon sehr zusetzen.
Trotzdem: Jeder Mann ist für
sein Verhalten verantwortlich. Es gilt, die eigenen Grenzen zu erkennen und
entsprechend darauf zu reagieren. Und zwar frühzeitig.
Belastete
Beziehungen
Nicht nur der psychische
Zustand von Männern kann aktuell angegriffen sein, sondern auch derjenige der
Frauen und Paare kann dadurch einer Belastungsprobe ausgesetzt sein. Dieser
Tatsache muss in der aktuellen Zeit, wo viele Paare eng «aufeinander hocken»,
gedacht werden.
Regula Lehmann schreibt zu vorliegendem Merkblatt: «Zu Hause zu
sein beinhaltet grosse Chancen, kann aber auch Risiken für Beziehungen oder die
Kinder beinhalten. Doch wir sind den Umständen nicht hilflos ausgeliefert. In Psalm Kapitel 18, Vers 28 lesen wir, dass Gott, denen gerne hilft, die sich helfen
lassen und sich nicht überschätzen. Der himmlische Vater ist, wie es in einem
Lied heisst, ein 'Way maker' (Anm. d. Red.: dt. jemand der Wege baut) und 'Miracle worker' (Anm. d. Red.: dt. jemand der Wunder tut), der versprochen hat, uns
alles zum Guten zusammenwirken zu lassen. Was auch bedeuten kann, dass wir
ehrlicher werden, uns besser kennen und Hilfe annehmen lernen. Auch und gerade,
was unseren Umgang mit Stress und Hilflosigkeit betrifft. Das grösste Problem
im Zusammenleben sind oft nicht unsere Defizite, sondern unser Stolz. Dass wir uns
herausreden, unseren Themen ausweichen, uns an den eigenen Haaren aus dem Sumpf
ziehen wollen. Männer brauchen Hilfe. Frauen auch. Gerade wenn es um Aggression
und Gewalt geht.»
Was wir
gegen Stress tun können
Survival-Kit für Männer unter Druck
Das Merkblatt führt unter
anderem folgende Punkte auf:
Akzeptiere, was nicht geändert werden kann.
Sorge zu sich selbst tragen. Musik, Sport, Lesen,
oder anderes tun, was entspannt und gut tut.
Tagesstruktur schaffen
Über den eigenen Stress reden
Alarmsignale beachten
Notfallplan erstellen
Detaillierte Angaben zu diesen
Punkten, weitere Tipps und Adressen, um Hilfe zu erhalten, finden sich auf dem
Merkblatt.
Eine Vertiefung zum Thema gibt's im Livenet-Talk vom 31.03.2020:
Jeweils
am Dienstag und Freitag um 16:00 Uhr können Sie live im Online-Talk dabei sein. Am 31. März 2020 von 16-17 Uhr dreht sich alles ums Thema «Plötzlich isoliert – Leben in einer ganz anderen Wohnsituation».
Durch die Coronakrise arbeiten plötzlich sehr viele Leute im
Homeoffice. Was bedeutet das für Familien, die eng aufeinander leben?
Und was bedeutet es für Menschen, die einsam zu Hause festsitzen?
Zu Gast sind u.a. die Ehe- und Familienberater Käthi und Daniel Zindel sowie Psychologin und Paartherapeutin Sabine Fürbringer.